Blind Sight von Carol O’Connell ist der zwölfte Band einer Reihe. Bisher kenne ich nur den elften Band, Es geschah im Dunkeln, der mir gut gefallen hat. Ich mag ja immer mal wieder andere, ausgefallenere Ermittler – solange sie mir einigermaßen glaubwürdig erscheinen. Dazu zählt auch, dass ich einigermaßen nachvollziehen kann, wie sie so zu ihren Einschätzungen gelangen, aber ein bisschen künstlerische Freiheit ist da natürlich auch drin.
Blind Sight
Carol O’Connell
Am hellichten Tag verschwinden mitten im New Yorker alltäglichen Gewusel eine Nonne und ein blinder Junge. Der Junge heißt Jonah Quill, hat einen reichen Onkel und man vermutet, dass hier Lösegeld erpresst werden soll. Schwester Michael, benannt nach dem Hl. Michael, Bezwinger des Teufels in Gestalt eines Drachen, entpuppt sich als die Tante des Jungen. Ihr bürgerlicher Name war Angela Quill und bevor sie ins Kloster ging, war sie Prostituierte. Das Rätsel um die beiden Verschwundenen ruft Detective Kathy Mallory auf den Plan.
Das Ungewöhnliche war hier die Norm, und trotzdem verdrehten die Einheimischen die Köpfe, als sie die Straße entlangging. Andere, die Touristen, suchten nur nach Wahrzeichen dafür, wie das Leben hier früher einmal gewesen war. Was um sie herum geschah, interessierte sie kaum, und so schritt die in Schwarz gewandete Frau einfach an ihnen vorbei. Direkt vor ihren Augen. Ohne gesehen zu werden. Blind Sight, S. 7
Mein Eindruck:
Politik, Macht und Rache treiben alles an …
Zwei Erzählstränge
Blind Sight besteht aus zwei großen Erzählsträngen. Erst ganz allmählich erkennt man, wie und wo diese beiden Strängen zueinander passen und wie sie miteinander verwoben sind. Das liegt wohl vor allem daran, das die beiden Stränge nur ganz entfernt zusammenhängen und sie nur minimale Überschneidungen haben – die dann auch noch ein bisschen erfunden klingen.
Jonah Quill
Der Hauptteil der Geschichte beschäftigt sich aber mit dem entführten Jungen. Jonah ist ein unglaublich aufgeweckter, intelligenter und vor allem sehr mutiger Junge. Er hat sehr schnell begriffen, das seine Tante tot ist, ermordet wurde und er nun vom Wohlwollen dieses Mörders abhängig ist. Aber das hält ihn nicht davon ab, mit seinem Entführer zu diskutieren und ihn dabei immer wieder zu provozieren.
Bürgermeisters Polk
Der zweite, durchaus etwas blutigere Teil der Geschichte widmet sich dem Bürgermeister von New York. In seinem Garten werden Leichen gefunden, denen man die Herzen herausgeschnitten hat. Diese Herzen werden dann gesondert zugeschickt mit dem Vermerk “Todesbeweis”. Was hat Bürgermeisters Polk verbrochen, das den Täter so herausfordert?
Mallory
Detektive Mallory (die, deren Vornamen niemand nennen darf) nimmt sich des Falles an, auf ihre ganz eigene, oft merkwürdige, Weise. Sie verfolgt vieles in Eigenregie, lässt sich von ihren Eingebungen leiten und stößt dabei so ziemlich jeden vor den Kopf. Auch wenn der Zusammenhang zwischen den Fällen nur winzig klein ist, Mallory erspürt und findet ihn. Das sie so nebenbei nicht nur mit ihrem unerlaubt frisierten VW-Käfer durch NY rast, großzügig freche Spitzen verteilt und jedes Stückchen Papier an ihrer Pinnwand unermüdlich rechtwinklig aufhängt gehört zum eher witzigen Teil des Buches.
Mein Fazit:
Blind Sight ist eine wirklich spannendes Buch. Ein sehr komplexer Krimiplot und eine sehr eigenwillige, aber auch sehr intuitive Ermittlerin lassen einen Seite um Seite umblättern. Ach ja – ein bisschen was zum Schmunzeln gibt es auch immer wieder.
- Titel: Blind Sight
- Originaltitel: Blind Sight
- Autor: Carol O‘Connell
- Übersetzer/in: Judith Schwaab
- Verlag: btb Verlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-442-71642-5
- Form: TB, 512 Seiten
- Preis: 10,00 €
- Mallorys Orakel / Ein Ort zum Sterben
- Der Mann, der die Frauen belog
- Tödliche Kritiken
- Der steinerne Engel
- Falscher Zauber
- Schule des Verbrechens
- Das Judaskind
- Tödliche Geschenke
- Such mich
- Kreidemädchen
- Es geschah im Dunkeln
- Blind Sight