Der Garten des Sargmachers von Stuart MacBride führt die Reihe um den (mittlerweile) ehemaligen Polizisten Ash Henderson fort. Ich lese eher selten Bücher bei denen ich schon vorher weiß, dass ich den Protagonisten nicht mag – aber bei dem ziemlich kaputten Helden Ash Henderson mache ich da eine Ausnahme. Aber immerhin weiß ich, dass ich Stuart MacBrides Art düstere, blutige und spannende Geschichten zu erzählen mag.
Der Garten des Sargmacher
Ash Henderson 3
Stuart MacBride
Ein gewaltiger Sturm fegt an der schottischen Küste alles beiseite, was ihm in den Weg kommt und auch das Haus von Gordon Smith, das am Rande einer Klippe steht, wird schwer beschädigt. Ein großer Teil des Gartens ist schon ins Meer gestürzt und hat dabei alles offenbart, was im Laufe der Zeit in ihm vergraben wurde: viel Müll und jede Menge menschliche Überreste. Aber da das ganze Gelände extrem brüchig ist, kann die Polizei nichts davon retten und alles stürzt einfach ins Meer. Jetzt weiß niemand so genau, wie viele Menschen Gordon Smith hier getötet und vergraben hat …
Mein Eindruck:
Was der Sturm ans Licht bringt
Sturm
In dem Chaos um den Sturm, das abgestürzte Grundstück, die vom Meer weggespülten Beweisstücke arbeitet die schottische Polizei mit der Lateral Investigative Review Unit (LIRU) zusammen und Ash Henderson, ehemaliger Polizist, ist dort als Berater tätig. Er schafft es knapp aus dem fast völlig zerstörten Wohnhaus etliche Fotos von Männern, Frauen und Kindern zu sichern – alles Opfer, die in diesem Haus gefoltert und getötet wurden. Jetzt ist genau dieser Mann auf der Flucht.
Gloucester
Die Geschichte ließ mich unwillkürlich an das Haus des Ehepaares West in Gloucester denken in dem ja ähnliche schreckliches geschah. Aber das und ein Handlungsstrang reicht dem Autor ja nicht um seine Leser das Gruseln zu lehren – hier gibt es parallel einen weiteren mindestens genauso schrecklichen Fall zu klären. In Oldcastle werden kleine Kinder gestohlen und ermordet- Ein weiterer kleiner Junge ist gerade verschwunden und die Zeit ihn lebend zu finden wird immer knapper.
Konditioniert
Mein letztes Ash-Henderson-Buch ist schon eine Weile her – genau genommen drei Jahre – und ich dachte wieder einmal, das Ash sich nicht noch einmal aufrappeln kann. Er ist physisch und psychisch schwer angeschlagen, er ist verletzt, er hat gelitten aber er funktioniert wie ein gut konditionierter Hund – er steht immer wieder auf und kämpft weiter. Unterstützt wird er von der Psychologin Alice, einer wortreichen, freundlichen Alkoholikerin, die ihn mindestens genauso braucht, wie er sie.
Gewalt
Wie bei beinahe allen Büchern von Stuart MacBride geht es um Gewalt, um Schrecken, um Blut, um schäbige Pädophile, um üble Serienkiller, um kleine und große Unterweltkriminelle und Befragungen in schmierigen Hinterzimmern. Dazu kommen all diese kleinen Details, wie fetttriefende Kuchentüten und schokoverschmierte Kekse, die all dieses für mich so echt erscheinen lassen. Aber ich mag es vor allem weil in all dem ein ziemlicher großer Hauch von Ashs Sarkasmus, seiner zynischen, mürrischen Einstellung und seiner rebellischen Natur mitschwingt.
Vorurteile
Was mir dieses Mal weniger gefällt oder mir in diesem Buch das erste Mal wirklich auffällt, ist der latente Sexismus und Rassismus, der immer wieder zum Vorschein kommt. Es gibt da diese Polizistin, die Ash dauernd durch die Gegend kutschiert. Ständig gibt es Hinweise auf ihr Aussehen, ihre Hautfarbe und was Ash damit assoziiert. Ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass diese Elemente in die Geschichte eingeschrieben wurden, um einen gewissen Realismus zu vermitteln, denn die Welt ist schließlich nicht so politisch korrekt, wie wir es gerne hätten, aber ich fand es einfach nur nervig und unnötig.
Mein Fazit:
Der Garten des Sargmachers von Stuart MacBride ist ein ziemlich brutaler und blutiger Krimi, der mich in eine recht düstere Welt mitnimmt. Kann man mögen, muss man aber nicht – aber zwischendurch mag ich diese Ausflüge in genau diese Welten ganz gerne.
- Titel: Der Garten des Sargmachers
- Originaltitel: The Coffinmaker’s Garden
- Autor: Stuart MacBride
- Übersetzer/in: Andreas Jäger
- Verlag: Goldmann
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-442-49233-6
- Form: Taschenbuch, 640 Seiten
- Preis: 11,00 €
- Das 13te Opfer
- Die Stimmen der Toten
- Der Garten des Sargmachers