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[Rezension] Staub zu Staub

Staub zu Staub

Staub zu Staub von Felix Weber wird zwar als Krimi geführt, ist aber eher ein historischer Roman, in dem brisante,  und dadurch zwangsläufig spannende, historische Themen ab dem Ersten Weltkrieg, aber vor allem im Zweiten Weltkrieg, behandelt werden. Es geht vor allem um Euthanasie und Widerstandskämpfer während der Zeit des Nationalsozialismus in den Niederlanden.

Staub zu Staub

Felix Weber

Siem Coburg ist ein Widerstandskämpfer, der im Zweiten Weltkrieg viele Heldentaten geschrieben vollbracht hat. Aber jetzt, in den Zeiten des Wiederaufbaus, fällt es ihm schwer, sich einzugliedern. Seine große Liebe, Rosa Barto, wurde in den letzten Kriegstagen von den Deutschen erschossen und so führt Siem jetzt ein verbittertes, zurückgezogenes Leben auf einem alten Hausboot. Aber dann lässt der alte Groninger Bauer Tammens nach ihm schicken und dem ist Siem noch einen Gefallen schuldig. Tammens behinderter Enkel Siebold wurde damals, in den Wirren des Krieges, in eine Internat geschickt und verstarb dort unter mysteriösen Umständen. Siem reist nach Limburg um das Rätsel zu lösen und stößt dabei auf eine viel größere Verschwörung.

Dank der Beschreibung des Berichterstatters sah er den Raum vor sich, in dem sich der letzte Akt abspielen würde: eine Turnhalle von etwa zehn mal dreißig Metern, hoch genug, dass die Geräusche einen Hall erzeugen würden. Drei schwarze Schafotte, der untere Teil mit Holz verkleidet, damit die baumelnden Körper den Blicken der Zuschauer entzogen wären, und auf der Rückseite ein Vorhang, hinter dem sie abgenommen werden konnten. Staub zu Staub, S. 9

Mein Eindruck:

In schrecklichen Zeiten sind noch schrecklichere Dinge geschehen

1946

Staub zu Staub beginnt damit, dass Siem Coburg im Oktober 1946 einen BBC-Bericht im Radio anhört, in dem es um die Hinrichtung einer ganzen Reihe von Kriegsverbrechern geht. Siem selber war im Widerstand unterwegs, seine große Liebe Rosa Barto wurde kurz vor Kriegsende von den Deutschen erschossen und eigentlich sollte der Bericht ihm eine gewisse Genugtuung verschaffen – tat e aber nicht.

1949

Er führt weiterhin ein zurückgezogenes Leben, in dem er sich in seiner Verbitterung grob vernachlässigt und alle anderen Menschen mied. Bis 1949 der Coburger Bauer Tammens ihn um Hilfe bittet und damit wohl so etwas wie einen Weckruf startet. Tammens Enkel starb unter seltsamen Umständen im Norbertus-Asyl, einem Internat oder Heim für Behinderte, in der Limburger Stadt Wercke. Coburg transformeirt sich quasi selbst und beginnt zu ermitteln

Verwirrung pur

Insgesamt fand ich das Buch ausgesprochen verwirrend. Da waren zum einen die ständigen Zeitsprünge,so dass ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wo ich denn nun wann war. Dazu kommen jede Menge Charaktere wie z.B. der tyrannische Bruder Superior Podocarpus, der Arzt Van Waesberghe, die Brüder Anselmus – und das sind nur einige der Hauptprotagonisten. Daneben gibt es noch reichlich Charaktere, die eine eher untergeordnete Rolle spielen

Zum Leben erweckt

Der Autor schafft es aber trotz aller Verwirrung die Welt rund um das Internat – sowohl in der Vergangenheit als auch im Jahre 1949 – zum Leben zu erwecken. Das Internat St. Norbertus ist eine geschlossene Einrichtung, die von katholischen Brüdern betrieben wird. Aber wollen sie wirklich nur das Beste für die behinderten Kinder? Siem zieht in ein nahegelegenes  Bed & Breakfast und versucht zu ermitteln. Aber die Menschen vor Ort sind so verschlossen, dass es ihm schwer fällt etwas zu erfahren.

Surreal 

Mühsam findet Siem Coburg aber doch Puzzleteil um Puzzleteil und setzt sie langsam zusammen. Nach und nach ruft Felix Weber eine Atmosphäre hervor, die unter die Haut kriecht. Zerstörte Gebäude, unfreundliche Mönche, ein unwirtlicher Winter und ein beinahe besessener Protagonist – irgendwie kommt mir da so ein bisschen der Gedanke Shutter Island, ein genialer Psychothriller von Dennis Lehane. Das Ende ist jedenfalls in beiden Storys gleichermaßen überraschend 🙂

Als Krimi eher mau

Als historischen Roman fand ich Staub zu Staub wirklich großartig. Es trägt unter anderem meiner Meinung nach maßgeblich zum historischen Verständnis des Verlaufs der Ereignisse im Widerstand während des Zweiten Weltkriegs bei. Die Handlung ist interessant, aber eigentlich eher ein Mittel zur Beschreibung der Gräueltaten, die zu dieser Zeit stattfanden. Für einen Kriminalroman war mir hier viel zu wenig “kriminalistische Spannung” und wer sich nicht so für den Zweiten Weltkrieg und all seinen barbarischen Nebenerscheinungen interessiert dürfte sich vermutlich langweilen.

Mein Fazit:

Staub zu Staub von Felix Weber ist eher kein klassischer Kriminalroman, sondern eher ein historischer Roman in dem es um spannende, zeitgeschichtliche Ereignisse, die auf jeden Fall unter die Haut gehen. Für Leser mit Interesse an Geschichte, der NS-Zeit und den Gräueltaten in dieser Zeit auf jeden Fall empfehlenswert.

Buchinfos
  • Titel: Staub zu Staub
  • Originaltitel: Tot Stof
  • Autor/in: Felix Weber
  • Übersetzer/in: Simone Schroth
  • Verlag: Penguin Verlag
  • Genre: Krimi, hist.
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • ISBN: 978-3-328-10499-5
  • Form: TB,  416 Seiten
  • Preis: 15,00 €
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