The Passengers von John Marrs widmet sich einem durchaus spannenden Thema – selbstfahrenden Autos und den damit einhergehenden Risiken. All diese neuen Techniken lassen mich seit der Lektüre von Marc Elsbergs Buch Blackout – Morgen wird es zu spät sein immer wieder zweifeln 🙂 Natürlich werden Hersteller beteuern, dass ihr System absolut sicher sei, aber ist es das wirklich? Ich denke am Ende des Tages kann jedes System mit entsprechender Ausdauer und Power gehackt werden – und dann?
The Passenger
John Marrs
The Passenger spielt in einer Welt, in der automatisierte, fahrerlose Autos keine Utopie mehr sind. Diese Autos scheinen intelligent und sicher zu sein, sie unterbinden Unfälle durch unaufmerksame Fahrer, sorgen für eine effiziente Nutzung der Energie und verfahren sich niemals und böswillige Hacker haben – angeblich – keine Chance Zugriff auf die Systeme zu erlangen. Darauf vertraut auch die hochschwangere Claire Arden als sie morgens in ihr Auto steigt um zu Arbeit zu fahren. Statt einer entspannten Fahrt erwartet sie die Ansage aus dem Lautsprecher, dass sie und sieben weitere Leute in ihren Autos vermutlich nur noch 2 ½ Stunden zu Leben haben. Die Entscheidung über Leben und Tod jedes Einzelnen liegt in den Händen der Internetnutzer, die die Fahrt der acht Entführten live verfolgen können.
“Sie dürften bemerkt haben, dass sich Ihr Fahrzeug nicht mehr unter Ihrer Kontrolle befindet”, sprach die Stimme weiter. “Ab sofort bestimme ich, wohin Ihre Fahrt geht.” “Wer sind Sie?”, fragte Claire. “Was wollen Sie von mir?” “Das spielt jetzt alles keine Rolle”, erwiderte die Stimme. “Im Augenblick gibt es nur eines, das Sie wissen sollten: In zwei Stunden und dreißig Minuten sind Sie höchstwahrscheinlich tot.” The Passenger, S. 18
Mein Eindruck:
Ich schätze, mein Vertrauen in computergesteuert Fahren tendiert gegen Null.
Der Start
Die Geschichte startet mit Claire Arden, die das schicke, neue, selbstfahrende Auto gar nicht leiden kann. Aber ihr Mann wollte dieses Auto und die Tatsache, dass die britische Regierung nur noch solchen Autos eine Zulassung gewährt ,tut ihr übriges. Ein bisschen erinnert Clare mich an mich selber – ich bin auch nicht immer so wild auf den neuesten Technikkram, lasse mich aber meist überreden, so etwas anzuschaffen und zu nutzen 🙂
Die Opfer
Im Laufe der Geschichte wechselt die Perspektive zu jedem der gekidnappten Fahrer. Neben der schwangeren Claire gibt es da noch eine alternde Schauspielerin, eine Frau, die vor ihrem missbräuchlichen Ehemann flieht, ein kürzlich eingewanderter Mann, ein Selbstmörder, ein älterer Kriegsveteran sowie ein Ehemann und eine Ehefrau. Für diese scheinbar zufälligen Opfer ändert sich von einer Minute auf die andere alles.
Die Richter
Im weiteren Verlauf informiert der Hacker seine Opfer darüber, dass eine unabhängige öffentliche Abstimmung über ihr Überleben entscheiden wird. Um die Entführten seine Zielstrebigkeit vorzuführen lässt er sie alle die Detonation eines der gekaperten Autos miterleben. Von da an startet dann auch ein wahrer Hype in den diversen Social Media Kanälen, deren Nutzer nun alle zu Richtern über Leben und Tod werden.
Urteilsfindung
The Passengers ist ein wirklich erschreckendes Buch. Die Vorstellung als Mitglied der Öffentlichkeit über Leben und Sterben völlig fremder Menschen zu entscheiden ist eine grausige Vorstellung. Aber genau das ließ mich während des Lesens nicht mehr los und ich konnte kaum eine Lesepause einlegen. Wen würde ich warum retten? Kleckerweise auftauchende neue Informationen über die Entführten haben meine Entscheidung immer wieder verändert.
Schöne neue Welt
Ein bisschen verlor das Ganze ein an Wirkung, als die Situation der Passagiere enthüllt wurde. Dennoch wird das Buch mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben – ich war zwischendurch auch immer wieder bereit, einen anderen Menschen zu verurteilen. Kein schöner Gedanke, aber angesichts all der großen und kleinen Shistorms im Netz, all hasserfüllten Kommentare, all der beleidigenden Bemerkungen unter Bildern und Postings auch nicht wirklich überraschend.
Kritisch bleiben
Auch wenn speziell diese Situation, die Herr Marrs so pingelig genau auseinander genommen hat, natürlich erfunden ist, steckt genug Realität dahinter. Unsere Art, wie wir uns online verhalten ist die eine Sache und jeder sollte da bei sich selber kritisch hinsehen. Eine andere Sache sind diese wunderbaren, nicht manipulierbaren, selbstfahrende Autos. Ich denke, dank diesen Buches werde ich ihnen noch viel länger misstrauen, als ich es ohnehin schon getan hätte. Vielen Dank, Mr. Marrs 🙂
Mein Fazit:
The Passengers von John Marrs ist eine Geschichte, die jedem durchaus selber einen Spiegel vorhält. Auch wenn das Ende viel weniger spektakulär war als der Anfang der Geschichte, wird mich das Buch gedanklich noch lange beschäftigen und ich kann es wirklich uneingeschränkt empfehlen.
- Titel: The Passengers
- Originaltitel: The Passengers
- Autor: John Marrs
- Übersetzer/in: Felix Mayer
- Verlag: Heyne Verlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2020
- ISBN: 978-3-453-32072-7
- Form: TB, 436 Seiten
- Preis: 14,99 €