Um Leben und Tod von Michael Robotham ist meine erste Annäherung an diesen Autor, den mir so viele ans Herz gelegt haben. Dafür habe ich mir einen Einzelband ausgesucht, statt ein Teil seiner diversen Reihen. Mir scheint die Geschichte laut Klappentext recht spannend und ich bin gespannt, wie sich alles entwickelt.
Um Leben und Tod
Michael Robotham
Einen Tag vor seiner Haftentlassung flieht Audie Palmer aus dem Gefängnis. Bisher war er ein eher unauffälliger Häftling, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Durch seine Flucht setzt er einen ganzen Apparat aus Sheriff-Büros, FBI und einer ganzen Menge Kriminelle in Bewegung. Die meisten denken, er führt sie zu der Beute aus dem Verbrechen für das er eingesperrt wurde – 7 Millionen Dollar, das sind 7 Millionen Gründe ihn zu erwischen.
Audie starrte an die Decke, benommen von der Absurdität dessen, was er getan hatte – einen Jungen entführen in der Erwartung, dass ein weiteres Unrecht all die anderen irgendwie ausgleichen und alles gutmachen wird. Um Leben und Tod, S. 375
Mein Eindruck:
Ein bisschen verwirrend …
Die Protagonisten
Die Protagonisten dieses Buches sind allesamt sehr ausführlich beschrieben. In der Hauptsache sind das Audie Palmer und sein ehemaliger Zellengenosse Moss. Ich kann mir beide gut vorstellen, aber obwohl Audie ein etwas naiver, gutmütiger Kerl zu sein scheint, wirklich sympathisch sind mir beide nicht. Gerade aus Audies Leben erfahre ich sehr, sehr viel – für meinen Geschmack ein bisschen zu viel, vor allem zu viel für mich vollkommen uninteressante Dinge.
Auf der Flucht
Im Prinzip ist Audie während des gesamten Buches auf der Flucht und ich wohne scheinbar in seinem Kopf und verfolge so seine Gedankengänge. Die Handlung wechselt ständig zwischen Gegenwart, jüngster Vergangenheit, älterer Vergangenheit und ganz alter Vergangenheit. Es fällt mir ein bisschen schwer, Audies Gedanken zu folgen, da mir meist erst nach einigen Sätzen klar wird, in welcher Zeit wie gerade sind.
Warum?
Vor allem erschließt sich mir nicht, warum er zu diesem Zeitpunkt geflohen ist. Er hätte einen Tag warten können, dann hätte er sowieso gehen dürfen. Statt dessen flieht er, um dann mehrere Tage unterwegs zu sein, bevor etwas entscheidendes (ich will ja nicht spoilern) passiert. Für mich ergibt das so überhaupt keinen Sinn. Hätte er seine Entlassung abgewartet, nur diesen einen Tag, hätte er sich jede Menge Versteckspiel ersparen können und somit reichlich Zeit gewonnen.
Das FBI
Natürlich deckt eine eifrige, etwas zu klein geratene und chronisch unterschätzte, FBI-Agentin so nach und nach die wahren Hintergründe der Tat auf, für die Audie Palmer einsitzt. Aber irgendwie hat mich das mittlerweile gar nicht mehr so wirklich interessiert, es dauert mir auch viel zu lange, bis sie auf das eigentlich ganz offensichtliche kommt. Natürlich tut sie das gegen den Willen ihrer Vorgesetzten, aber das ist als Plot jetzt auch nicht wirklich neu. Es rettete für mich jedenfalls die Geschichte nicht mehr.
Schreibstil
Michael Robothams Schreibstil ist dafür sehr schön, teilweise sehr poetisch, aber eben auch ein bisschen ausufernd. Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen, wenn man sich nicht gerade, so wie ich, darüber ärgert. „Um Leben und Tod“ ist für mein Verständnis auch kein Thriller, dafür braucht es ein bisschen mehr als ein paar bedauernswerte Tote, für die Audie nichts konnte. Es ist ein Roman, ein Roadtrip, vielleicht ein Krimi – aber mir fehlt eindeutig das gewisse Etwas, der Kick, eben der Thrill, der dem Thriller seinen Namen gibt.
Mein Fazit:
Um Leben und Tod von Michael Robotham ist ein netter Roman, aber eben kein Thriller. Wer atemberaubende Spannung sucht, der sollte es vielleicht lieber mit einem anderen Buch,z.B. Adrenalin, von Michael Robotham versuchen.
- Titel: Um Leben und Tod
- Originaltitel: Life or Death
- Autor: Michael Robotham
- Übersetzer/in: Kristian Lutze
- Verlag: Goldmann
- Genre: Thriller/Krimi
- Erscheinungsjahr: 2015
- ISBN: 978-3-442-48281-8
- Form: Taschenbuch, 480 Seiten (TB ab 12.11.2012)
- Preis: 9,99 €