Vergebt mir von Simon Kernick ist kein taufrisches Buch – das erste Mal erschien es unter dem Titel „Tage des Zorns“ im Jahre 2003. Aber für mich war es neu, zumal die Hörbuchvariante, die ich habe auch erst aus dem Jahr 2015 stammt.
Vergebt mir
Simon Kernick
Detective Sergeant Dennis Milne geht einem sehr unüblichen Nebenerwerb nach. Gegen Bezahlung erschießt er gelegentlich Verbrecher, die der Strafverfolgung immer wieder entwischen. Bisher ging auch immer alles gut, bis zu jener Nacht, als er auf einem verlassenen Parkplatz drei Männer erschießt – drei unschuldige Männer. Sein Auftraggeber hat ihn reingelegt und das ist noch lange nicht alles, was schiefging. Plötzlich wird er vom Jäger zum Gejagten…
Wahrscheinlich ging mir auf, was jeder Strafverteidiger weiß: Wie gut auch immer die Absichten seiner Schöpfer gewesen sein mögen, in der alltäglichen Anwendung dient das Gesetz einzig und allein dazu, dem Verbrecher zu helfen, die Polizei zu behindern und das Opfer zu ignorieren. Vergebt mir, Simon Kernick
Mein Eindruck:
Der schmale Grat zwischen Gut und Böse ist zu allem Überfluss auch noch glitschig …
Zwiespältige Persönlichkeit
Dennis Milne, der Protagonist der Geschichte, ist ein ausgesprochen zwiespältiger Mensch. Er ist auf der einen Seite durchaus mitfühlend, kann aber genauso abgebrüht sein. Er ist frustriert von der Tatsache, dass viele Verbrecher, die er schnappt durch die Maschen der Justiz schlüpfen. Dieser Frust entlädt sich dann durch seinen „Nebenjob“ als Killer. Ich kann seine Motivation durchaus nachvollziehen, allerdings kann ich sie nicht gutheißen – nichts desto trotz ist mir Dennis Milne durchaus sympathisch.
Viel Polizeiarbeit
Das Buch beginnt mit dem Mord an den drei unschuldigen Männern, schwenkt dann aber erst einmal zu Milnes aktuellem Fall, dem Mord an einer jungen Prostituierten. Das ist zuerst nicht wirklich spannend, es geht vor allem um die alltäglichen Mühen der Polizeiarbeit. Zeugenbefragungen, Zusammenhänge erkennen und finden, Alibis überprüfen u.s.w. nehmen einen Großteil der Geschichte ein. Nach und nach kommt Milnes hinter die unglaublichen Geheimnisse die hinter diesem Mord stecken. Aber auch der anfängliche Mord wird nie ganz vergessen und auch hier erfährt Milnes die wahren Hintergründe.
Erschreckend aktuell
Actiongeladen wird es erst, als immer klarer wird, dass Milnes Kollegen, die den Parkplatz-Mord bearbeiten ihm immer näher kommen und sein Auftraggeber Milnes deshalb dann auch auf die Abschussliste setzt. Es geht dabei auch immer mal wieder sehr brutal und blutig zu. Aber mir gefallen vor allem die eher nachdenklichen Passagen dieses Buches und ich finde die sind – immerhin 15 Jahre nach der Ersterscheinung – immer noch erschreckend aktuell. Das Schlagwort „Kuscheljustiz“ und der Ruf nach härteren Strafen, für was auch immer, begegnen mir auf Facebook z.B. täglich. Auf jeden Fall macht das Buch streckenweise sehr nachdenklich und das mag ich.
Sogwirkung
Nach und nach entfaltete das Buch ein bisschen eine Sogwirkung, der ich mich nur schwer entziehen konnte. Ich wollte wissen, wie es weitergeht, ob „meine“ Verdächtigen schuldig sind, wie sie entlarvt werden und wie Milnes aus dieser ganzen Nummer wieder rauskommt. Einen wesentlichen Anteil an diesem Sog hatte auch Matthias Lühn als Sprecher. Anfangs mochte ich seine Stimmer gar nicht, aber seine Art, die oftmals pampig-rotzigen Dialoge zu sprechen, war dann doch genauso genial, wie den nachdenklich-ruhigen Gedankengängen des Protagonisten eine Stimme zu geben.
Mein Fazit:
Vergebt mir ist ein etwas anderes Buch und über weite Strecken eine sehr nachdenkliche Geschichte von Simon Kernick. Ich mochte vor allem die ruhigeren, nachdenklicheren Passagen – aber es gibt auch reichlich Action, Blut und Mord.
- Titel: Vergebt mir
- Autor: Simon Kernick
- Übersetzer: Marie-Luise Bezzenberger
- Erzähler: Matthias Lühn
- Verlag: Ronin Hörverlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2015
- ASIN: B00Y2VS2JE
- Form: Hörbuch, gekürzt, 10 Stunden 21 Minuten
- Preis: 20,44 €
- Vergebt mir
- Fürchtet mich
- Erlöst mich