Darling Rose Gold von Stephanie Wrobel hat erst auf den ungefähr fünften Blick meine Interesse geweckt. Das satte rosa des Covers, der recht unspektakuläre Titel getoppt von einem niedlichen Schmetterling – auf den ersten Blick habe ich das nicht als was “kriminelles” eingestuft. Allerdings hat mich dann der Klappentext doch nicht mehr so recht losgelassen und deshalb wanderte es dann doch in meinen virtuellen Einkaufskorb.
Darling Rose Gold
Stephanie Wrobel
Rose Gold ist schwer krank. Sie wird für den Rest ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt bleiben und auf die Hilfe ihrer Mutter Patty angewiesen sein. Aufopferungsvoll kümmert Patty sich um ihre schwerkranke Tochter und wird von allen um sie herum dafür bewundert. Als diese schwerkranke Tochter dann herausfindet, dass sie gar nicht krank ist, sondern von ihrer angeblich treusorgenden Mutter krank gemacht wurde, nehmen die Dinge ihren Lauf. Patty wird wegen des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms zu fünf Jahren Haft verurteilt und Rose schafft es in der Zeit, ihr Trauma zu bewältigen und ein neues Leben zu beginnen. Aber fünf Jahre sind schnell vorbei …
Meine Tochter musste nicht gegen mich aussagen. Sie tat es freiwillig. Rose Gold war dafür verantwortlich, dass ich ins Gefängnis ging, aber nicht als Einzige. Darling Rose Gold, S. 7
Mein Eindruck:
Schön erschreckend
Ungewöhnlich
Darling Rose Gold ist eine recht ungewöhnliche Geschichte, denn sie befasst mit den Folgen eines Verbrechens, statt mit dem Verbrechen als solches. Ich finde diesen Ansatz begrüßenswert, denn den Opfern von Verbrechen wird generell viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt – den Tätern dafür immer um so mehr. Die Literatur bildet das keine Ausnahme.
Perspektiven
Diese Herangehensweise bietet jedenfalls auch genug spannenden Stoff um ein Buch daraus zu machen, vor allem wenn die Protagonisten so gestrickt sind, wie die beiden Damen in diesem Buch. Als Leser erlebe ich die Geschichte immer abwechselnd aus der Perspektive von Rose und dann wieder von Patty, bin also hautnah immer dabei.
Weiterentwickelt
Rose Gold hat, trotz ihrer wirklich traumatischen Kindheit eine sehr positive Verwandlung durchgemacht. Sie hat einen Job, sie hat ein Baby und sie hat Geld genug gespart um ein Haus für sich und ihr Baby zu kaufen. Der Vater des Babys scheint so gar keine Rolle zu spielen und es ist übrigens nicht irgendein Haus, sondern ihr ehemaliges Elternhaus …
Selbstmitleid
Patty lerne ich am Tag ihrer Entlassung kennen und finde sie recht unsympathisch und wehleidig. Sie gibt allen anderen die Schuld an dem was sie getan hat – denn ihre Umwelt hat es ihr wirklich sehr leicht gemacht. So hat sie dann ihre Tochter immer kränker gemacht und sich selbst bemitleidet. In Selbstmitleid badet sie auch am Tag ihrer Entlassung, gefällt sich aber auch hier in der Rolle der Florence Nightingale.
Humor
Überraschenderweise stelle ich dann fest, dass sowohl Rose Gold als auch Patty eine hervorragende Beobachtungsgabe haben und ihre Beobachtungen mit sehr viel Humor kommentieren. Ich mag übrigens ihre Art von Humor und kann ihn teilen. Sie beäugen sich gegenseitig mit einem gewissen Misstrauen – Rose weil sie fürchtet erneut manipuliert zu werden und Patty, weil sie fürchtet, ihre Tochter wolle sich nun rächen.So kreisen die beiden die ganze Zeit ein bisschen misstrauisch umeinander.
Fragen
Mit der Zeit tauchen immer mehr Fragen auf. Fragen nach dem Vater des Babys, nach der ominösen Online-Freundin, die daran beteiligt war Rose dem Einfluss ihrer Mutter zu entziehen, nach dem geheimnisvollen Keller, der Rose heute noch Angst einflößt und nach vielen anderen Merkwürdigkeiten. Nicht alle meine Fragen werden am Ende beantwortet und so ganz glücklich war ich mit dem Ende nicht. Trotzdem finde das Buch ansonsten wirklich sehr lesenswert.
Mein Fazit:
Darling Rose Gold von Stephanie Wrobel ist ein sehr ungewöhnliches Buch über eine wahrhaft und im Sinne des Wortes toxische Beziehung. Ich fand es sehr spannend und vor allem sehr lesenswert.
- Titel: Darling Rose Gold
- Originaltitel: The Recovery of Rose Gold
- Autor: Stephanie Wrobel
- Übersetzung: Marie Rahn
- Verlag: List Verlag
- Genre: Roman
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-471-36028-6
- Form: HC, 416 Seiten
- Preis: 19,99 €