Der blinde Samurai von Lukas Erler hat mich neugierig gemacht, weil ich auf der Suche nach einem anderen “Ermittlertypus” war – und den versprach der Klappentext mir. Cornelius Teerjong ist nicht der erste blinde Ermittler, er ist noch nicht mal Kommissar oder so und genau deshalb war ich neugierig auf ihn. Das Der blinde Samurai bereits der zweite band ist, ist mir leider erst während des Lesens aufgefallen.
Der blinde Samurai
Lukas Erler
Ein berühmtes Gemälde von Leonardo da Vinci wurde gestohlen und der oder die Diebe verlangen eine Art Lösegeld von der Versicherung. Artnapping nennt sich diese Methode und ist unter Kunstdieben wohl recht beliebt. Die Versicherung erklärt sich auch bereit, dieses Lösegeld zu zahlen, allerdings haben die Diebe noch eine Bedingung: der Überbringer des Geldes soll Cornelius Teerjong sein, ein bekannter, aber blinder Kunstprofessor. Natürlich lässt Teerjong sich überzeugen, das Gemälde für die Kunstwelt zu retten …
Für Cornelius war es völlig bedeutungslos, dass Menschen irgendwie aussahen, und natürlich wusste Jenny das, aber manchmal konnte er einfach nicht widerstehen, sie mit ihrer Eifersucht aufzuziehen. Es funktionierte nach viereinhalb Jahren Beziehung immer noch zuverlässig. Der blinde Samurai, S. 14
Mein Eindruck:
Ein Verwirrspiel ohne Gleichen …
Einstieg
Schon der Einstieg ins Buch ist ein bisschen verwirrend. Da sind einmal die Kunstdiebe, die, entgegen dem falschen Ruf als Gentleman-Verbrecher, einen Zeugen erschießen. Dann folgt eine kurze Sequenz aus Teerjongs Judo-Training und dann werden er und seine Freundin Jenny Opfer eines Überfalls. Es passiert ihnen nicht so soviel – aber Cornelius Teerjong berät sich kurz darauf mit seinem Trainer über effektivere Selbstverteidigung.
Reingelegt
Bald darauf wird Teerjong gefragt, ob er für den Deal der Kunstdiebe zur Verfügung stehen würde und natürlich kann er nicht ablehnen. Seine Freundin ist alles andere als begeistert und sie soll Recht behalten. Am Ende stellt sich heraus, das irgendjemand Cornelius gehörig reingelegt hat. Er betrachtet das Ganze zwar mit einer gehörigen Portion Zynismus, aber das heißt ja nicht, das er nicht wissen will, wer ihm da etwas will.
Kunstmafia
So verwirrend ich den Einstieg auch fand – es wurde immer noch verwirrender. Aber verwirrend in einer eher positiven Art, denn ich wollte irgendwann unbedingt wissen, was denn nun hinter der ganzen Sache steckte. Das hier die Drahtzieher der Kunstmafia am Werk waren, war mir schnell klar – wobei die sogenannte Kunstmafia ja definitiv etwas ist, was weit weit außerhalb meines Dunstkreises passiert.
Unterhaltsam
Zügig und unterhaltsam scheucht der Autor Lukas Erler mich durch seine Geschichte und die Gedankenwelt seines Protagonisten. Teerjong scheint gut mit seiner Blindheit klarzukommen, seine Freundin auch, aber sie verzweifelt oft an seiner Uneinsichtigkeit und seiner Abenteuerlust. Mir fehlen gelegentlich Informationen, die sich wohl auf den ersten Band beziehen – das ist vielleicht nicht ganz so glücklich gelöst. Ich fühle mich ein bisschen genötigt, mir diesen nun auch noch zuzulegen, das nervt mich.
Schreibstil
Das ist jetzt eigentlich kein Problem, ich mag den Schreibstil Erlers und ich mag die Grundidee seines Buches, ich mag auch seinen eigenwilligen Protagonisten und die Art, wie dieser mit seinem Handicap umgeht. Aber ich mag das Ende dieser Geschichte nicht. Es ist zwar nachvollziehbar und einigermaßen logisch, birgt aber einen derart riesigen Cliffhanger auf das nächste Buch, dass ich mich erneut genötigt fühle es mir zuzulegen. Das ist nicht so mein Ding – schade drum.
Mein Fazit:
Der blinde Samurai ist eine spannende Geschichte aus der Kunstwelt, die mir ja völlig unbekannt ist. Man sollte vielleicht zum besseren Verständnis auch den ersten Band der Reihe gelesen haben, was ich nicht getan habe. Allerdings mag ich mich auch nicht so mit der literarischen Keule darauf hinweisen lassen, unbedingt den Vorgänger, wie auch den Nachfolger zu lesen.
- Titel: Der blinde Samurai
- Autor/in: Lukas Erler
- Verlag: btb Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2019
- ISBN: 978-3-442-71821-4
- Form: TB, 256 Seiten
- Preis: 10,00 €