Die Tunis Affäre von Charles Cumming ist ein Spionagethriller, und ich mag diese Art Bücher, wenn sie nicht zu abgedreht sind, James Bond und seine zahlreichen Geheimwaffen sind nicht so mein Fall, aber ich mag die politischen Zusammenhänge, die in solchen Büchern ja meist eine große Rolle spielen.
Die Tunis Affäre
Charles Cumming
Amelia Levene soll die erste Frau an der Spitze des MI6, dem britischen Geheimdienst, werden. An sich reicht das schon für eine Riesenschlagzeile, aber brisant wird es erst, wenn die zukünftige Chefin des MI6 spurlos verschwindet, kurz bevor sie ihren Dienst antritt. Um möglichst keine schlafenden Hunde zu wecken, werden Agenten die längst, aus den unterschiedlichsten Gründen, außer Dienst sind wieder reaktiviert. Einer von ihnen ist Thomas Kell, der hier seine Chance sieht sich zu rehabilitieren und gleichzeitig einer alten Freundin zu helfen.
Mein Eindruck:
Agenten leben gefährlich, aber nicht sonderlich aufregend.
Reserveagent
Nachdem Thomas Kell den Auftrag seines ehemaligen Vorgesetzten angenommen hat, heftet er sich an die wenigen Spuren, die Amelia Leven hinterlassen hat. Über Paris gelangt er nach Tunis und hier findet er Amelia auch, allerdings ist sie nicht alleine. Nach und nach deckt Kell eine Verschwörung auf, deren Ziel es ist, Amelia Levene als Chefin des MI6 in Misskredit zu bringen. Die Frage ist, wer steckt dahinter und warum ist Amelia das Ziel dieser Kampagne.
Geduld
Als Leser schleiche ich mit Kell umher, durchsuche Hotelzimmer, beobachte die Zielpersonen und – warte. Schnell wird mir klar, die wichtigste Eigenschaft eines Geheimagenten ist Geduld – also schon mal kein Job für mich. Das Warten ist ein zentraler Punkt in der Geschichte, das Warten auf den richtigen Moment, das Warten auf Informationen oder auf die Entschlüsselung diverser Hinweise.
Zusammenhänge
Trotzdem ist die Geschichte keinesfalls langweilig, denn das viele Warten wird mit Einblicken in Kells Gedankenwelt verbunden und so erfahre ich recht viel über die Zusammenhänge innerhalb der Geheimdienste, Kells Privatleben (sofern vorhanden) und sein Misstrauen gegenüber seinen Vorgesetzten und Kollegen.
Sympathieträger
Aber auch die übliche Arbeit eines Geheimagenten ist auf ihre Art recht spannend und Thomas Kell entpuppt sich als sympathischer Protagonist, dem ich jeden seiner Erfolge gönne. Obwohl Schießereien und Verfolgungsjagden eben nicht zum täglichen Einerlei eines Agenten gehören, kommen sie natürlich auch vor, allerdings nur sehr sporadisch.
Die 3-Ws
Die eigentliche Spannung entsteht durch die Frage, wer hier wem und warum schaden will. Hier wird die Geschichte dann zum Ende hin ein bisschen unglaubwürdig und widerspricht dem eher realistischen Anfang. Allerdings hat mich Charles Cummings flüssiger und gut lesbarer Schreibstil ein bisschen für das, für mich unglaubwürdige, Ende entschädigt. Ich mag die beinahe etwas behäbige Art dieses Romans, allerdings dürfte das nicht jedem gefallen. Warum man das Buch allerdings in die Kategorie Thriller einordnet, verstehe ich nicht wirklich. Es ist ein guter Roman, keine Frage – aber von einem Thriller erwarte ich etwas anderes, etwas mehr – was auch immer.
Mein Fazit:
Die Tunis Affäre ist der Auftaktroman für eine Serie und hat es auf jeden Fall geschafft, mich auch auf den nächsten Teil, Das Istanbul Komplott, neugierig zu machen. Wer etwas ruhigere, weniger ballerlastige Spionagegeschichten mag ist mit Die Tunis Affäre gut bedient, allerdings sollte man sich nicht von Aufschrift „Thriller“ täuschen lassen – ein Thriller ist für mich etwas anderes
- Titel: Die Tunis Affäre
- Originaltitel: A Foreign Country
- Autor: Charles Cumming
- Übersetzer/in: Walter Ahlers
- Verlag: mittlerweile nur noch gebraucht erhältlich
- Genre: Krimi/Thriller/Spionage
- Erscheinungsjahr: 2014
- ISBN: 978-3-442-47830-9
- Form: Klappenbroschur, 384 Seiten
- Die Tunis-Affäre
- Das Istanbul-Komplott
- Die London-Connection