Sommernacht von Lucy Foley hat kein wirklich bahnbrechendes neues Konzept, sondern setzt eher darauf ein bekanntes und erfolgreiches, aber eher etwas älteres, Konzept in die heutige Zeit zu holen. Das beherrscht sie aber wie kein Anderer und ihre erstes Buch Neuschnee wurde dank genau dieses Konzeptes zu einem Bestseller.Ob Sommernacht das wohl auch schafft? Mal sehen ….
Sommernacht
Lucy Foley
Julia und Will haben beschlossen, ihre Hochzeit auf einer etwas abgelegenen Insel vor der Küste Irlands zu feiern. Alles ist bis ins kleinste Detail vorgeplant und organisiert – dafür haben Hochzeitsplanerin Aoife nebst Ehemann Freddy gesorgt. An einem schönen Sommertag versammeln sich dann Freunde und Familie um gemeinsam mit dem Hochzeitspaar deren neuen Lebensabschnitt gebührend zu feiern. Das launische irische Wetter macht ihnen aber einen Strich durch die Rechnung, denn in der Nacht bricht ein Sturm los, die Stromversorgung bricht immer wieder ab und plötzlich ist die Insel isoliert vom Rest der Welt. Zu allem Überfluss macht genau jetzt eine Gerücht über ein schreckliches Geheimnis die Runde ..
Mein Eindruck:
Das Wetter passt ja nie wirklich …
Atmosphäre
Die Geschichte erinnert natürlich, und sicher ganz bewusst, an alte Agatha-Christie-Geschichten, die tatsächlich ja nie so ganz aus der Mode gekommen sind. Ich dachte bei der Beschreibung zwar vor allem an Die Party von Jonas Winner – aber es gibt sicher auch noch reichlich andere Beispiele. Ein guter Plot ist halt auch nach Jahren noch immer gut und das Locked-Room-Prinzip sorgt auch hier für eine unheilvolle, gruselige Atmosphäre.
Traumpaar
Aber zuerst einmal nimmt die Party des Hochglanzpaares – er ist ein aufstrebender Fernsehstar, sie die Herausgeberin eines sehr erfolgreichen Online-Magazins – den üblichen Verlauf. Es gibt alles, was das (Promi)Herz begehrt – Designerkleid, Champagner, exquisiten Whisky, tolles Essen, luxuriösen Giveaways, Klatsch, Tratsch, laute Musik und ruhige Eckchen um ein bisschen was gegen den Weltschmerz durch die Nase zu ziehen.
Gästeschar
Passend zum chaotischen Wetter ist auch die illustre Gästeschar nicht der Norm entsprechend, jedenfalls nicht auf den zweiten Blick. Die Braut macht sich Sorgen, weil sie eine anonyme Nachricht bekommen hat, die sie ausdrücklich vor dieser Ehe warnt. Ihre Brautjungfer und Schwester ist ein labiles Wrack, dass zur Selbstzerstörung neigt. Ein anderes befreundetes Paar steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten, die sie erfolgreich vor der Welt und sich selbst verbergen – um nur einige wenige Details zu nennen.
Hintergründe
Diese bunte Truppe und all ihre Geheimnisse, Lügen, schwelenden Ressentiment und Eifersüchteleien lassen mich manchmal beinahe ratlos zurück – aber eben nur beinahe. Wechselnde Erzähler führen mich durch die Geschichte und diese Erzähler wissen auch immer ein bisschen was über Hintergründe und Zusammenhänge, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Dieses Wissen teilen sie mit mir und nach und nach kommt ein Bild zum Vorschein, das mit Hochglanz mal so gar nichts zu tun hat.
Leichenfund
In dieser dunklen, wilden und stürmischen Hochzeitsnacht mit vielen Hindernissen und Geheimnissen, in der es permanent zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her geht, platzt dann zu allem Überfluß eine vollkommen verstörte Kellnerin herein und spricht davon, dass draußen eine Leiche liegt. Ein Teil der Gäste macht sich gleich auf den Weg um herauszufinden, was passiert ist. Von nun eskaliert die ohnehin schon angespannte Situation vollends.
Mein Fazit:
Sommernacht von Lucy Foley ist ein spannende, manchmal etwas verwirrende, Geschichte um eine Hochzeit, die völlig aus dem Ruder läuft. Ich hätte sie am liebsten in einem Rutsch gelesen – aber es gibt ja auch sowas wie den störenden Alltag.
- Titel: Sommernacht
- Originaltitel: The Guest List
- Autor:Lucy Foley
- Übersetzer/in: Ivana Marinović
- Verlag: Penguin Verlag
- Genre: Thriller/Krimi
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-328-10616-6
- Form: Taschenbuch, 448 Seiten
- Preis: 15,00 €