Der Klappentext zu Tag Vier und die begeisterten Rezensionen zu Die Drei von Sarah Lotz haben mich neugierig gemacht, dieses Buch zu lesen.
Tag Vier
Sarah Lotz
Es hätte ein Traumurlaub werden können – der Golf von Mexiko, Strände, Sonne, Meer und die Annehmlichkeiten eines Kreuzfahrtschiffes. Aber was traumhaft beginnt, endet in einem Albtraum, denn mitten im Nirgendwo des Meeres versagt die Technik des riesigen Schiffes und es treibt steuerungslos umher, ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt. Als wäre das noch nicht genug, treibt auch noch ein Mörder sein Unwesen in diesem Chaos und unerklärliche Erscheinungen versetzen Passagiere und Crew in Panik.
Mein Eindruck:
Ein Luxusliner ohne Luxus
Sarkastisch und böse
Das Buch startet an diesem besagten Tag 4, an dem die komplette Technik des Schiffes versagt. Zuerst wird man als Leser mit den wichtigsten Personen an Bord bekannt gemacht und das mit sehr sprechenden Überschriften. Es beginnt mit „Die Helferin der Hexe“ über „Die Selbstmord-Schwestern“ zum „Engel der Barmherzigkeit“ und so geht es munter weiter. Ich mag es sarkastisch und böse, deshalb war ich zunächst auch ganz begeistert.
Mord als Nebensache
Der im Klappentext angekündigte Mord gerät dann auch zu Nebensache, zumal ich als Leser schon sehr schnell und eindeutig darüber aufgeklärt werde, wer warum wen ermordet hat. Die Charakterstudien zu den einzelnen Passagieren, die in dem diesem Buch wichtig sind, sind dann auch sehr unterhaltsam und es bleibt dabei auch so bitterböse, wie die Überschriften es versprechen.
Wann passiert etwas?
Aber je weiter ich lese umso mehr stellt sich mir die Frage, wann denn nun endlich was passiert. Nur leider passiert so gut wie nichts. Gemessen an der Situation und der Tatsache, dass gut 3000 Passagiere sich dümpelnd auf dem Meer befinden, das Essen knapp wird, ein Virus sich verbreitet und die Toiletten versagen – passiert nichts. Niemand rebelliert gegen die Crew oder den Kapitän der hoffentlich noch an Bord ist, die spärlichen „Geistersichtungen“ beschränken sich offenbar auf die Luxuskabinen und beunruhigen anscheinend nur mäßig und dort streitet man sich zwar ein bisschen, aber mehr auch nicht.
Unbefriedigendes Ende
Erst auf den letzten 70 Seiten (von immerhin 448) wird es dann, wie angekündigt, mysteriös und leidlich spannend – aber dann interessiert es mich ehrlich gesagt gar nicht mehr so wirklich. Das mag daran liegen, dass dieser letzte Teil aus Verhör- und Befragungsprotokollen und Zeitungsmeldungen besteht, die sich nicht grade flüssig lesen lassen – oder daran, dass mir wirklich ein Aha-Erlebnis fehlt. War es bis hierhin noch einigermaßen unterhaltsam zu lesen, welche Geheimnisse die Passagiere so verbergen, reißt es am Ende noch nicht einmal mehr der bis dahin angenehme, sarkastische Schreibstil von Sarah Lotz heraus.
Mein Fazit:
Tag Vier hätte ein spannender Thriller werden können – aber immerhin wurde eine unterhaltsame Charakterstudie daraus. Als Appell Kreuzfahrten zu meiden, ist es ganz zusätzlich auch ganz wirkungsvoll – aber ein Thriller war es für mich nicht.
- Titel: Tag Vier
- Originaltitel: Day Four
- Autor: Sarah Lotz
- Übersetzer/in: Thomas Bauer
- Verlag: Goldmann
- Genre: Thriller/Krimi
- Erscheinungsjahr: 2016
- ISBN: 978-3-442-31417-1
- Form: gebunden, 448 Seiten
- Preis: 14,99 €