Im Dunkel der Angst von Lori Rader-Day wird zwar vom Verlag als Roman deklariert, der Klappentext lässt allerdings eher auf einen Krimi schließen. Manchmal ist die Unterscheidung nicht ganz einfach, vermutlich auch für einen Verlag nicht. Nicht jede spannende Handlung wird von Krimi-Liebhabern auch als Krimi gewertet, für Thriller-Freunde ist das nochmal ein bisschen schwieriger. Ich bin also mal gespannt, als was sich dieses Buch für mich entpuppt – wohlgemerkt eben nur für mich. Mehr kann ich nämlich gar nicht beurteilen 🙂
Im Dunkel der Angst
Lori Rader-Day
Anna Winger zieht mit ihrem Sohn rastlos von Stadt zu Stadt. Sie lebt eine Weile in jeder Stadt, aber dann erkennt sie jemand, oder jedenfalls glaubt sie das und dann zieht sie weiter in eine andere Stadt. Ihren Sohn hat sie dabei immer im Schlepptau und die Situation ist für ihn nicht ganz einfach. Dann verschwindet in der Stadt in der sie jetzt gerade lebt ein zweijähriger Junge und Anna, die sich einen gewissen Ruf als Graphologin erarbeitet hat, wird um Hilfe gebeten. Widerwillig tut sie worum sie gebeten wird…
Als die freiwilligen Sucherinnen mit ein paar Flyern vor meiner Tür standen, hatten ihr Eifer und ihre Anteilnahme schon ein wenig nachgelassen. Ich hatte gerade die Nachrichten gesehen und war das Kind auch schon ein wenig leid. Im Dunkel der Angst, S. 11
Mein Eindruck:
Wenn längst vergessen geglaubtes wieder ans Licht kommt…
Perspektive
Im Dunkel der Angst ist in der Ich-Perspektive geschrieben – etwas was ich nicht immer unbedingt mag. Meist führt diese Perspektive ja dazu, sich intensiver mit den Gedanken und Gefühlen der oder des Protagonisten auseinanderzusetzen. Wenn man den dann aber total unsympathisch, nervig oder dumm findet ist das Ganze dann nicht unbedingt ein Lesevergnügen.
Flucht
Nun fand ich Anna Winger, die Hauptperson in diesem Buch, eigentlich ganz nett. Ich wollte wirklich wissen und verstehen, warum sie schon so lange auf der Flucht ist und vor allem vor wem. Ihr Sohn leidet sehr unter diesem ständigen Ortswechsel, aber vor allem leidet er darunter, dass er ebensowenig weiß, wie ich. Er weiß nicht wer sein Vater ist, geschweige denn, wer seine Großeltern sind – er kennt weder Verwandte väterlicherseits, noch von der Seite seiner Mutter, noch weiß er, warum sie ständig umziehen. Das macht einen ohnehin schon pubertätsbedingt schlecht gelaunten Teenager weiß Gott nicht umgänglicher.
Licht
Bedingt durch die Eingangs schon erwähnte Ich-Perspektive, befasse ich mich nun sehr ausgiebig mit Annas Seelenleben, ihren Ängsten und Befürchtungen. Trotzdem dauerte es wirklich ewig lange, bis ein bisschen Licht ins Dunkel der vergangenen Ereignisse kam. Für mich dauerte es es ein bisschen zu lange – zwischendurch verlor ich dann schon mal das Interesse an Anna, ihrem Sohn und den Geschehnissen rund um sie herum.
Neugier
Diesen Längen zum Trotz, habe ich das Buch nicht weggelegt, einfach weil meine Neugier dann doch stärker war. Ich wollte irgendwann tatsächlich endlich wissen, wer ihr da was angetan hat. Am Ende erfahre ich es dann auch, vielleicht ein bisschen sehr spät – andererseits lieferte mir dieses warten auf die Auflösung ja auch einen Grund immer weiter zu lesen. Der trotz einer gewissen Schroffheit angenehm flüssig zu lesende Schreibstil tat dazu sein übriges.
Mein Fazit:
Im Dunkel der Angst ist ein, wie ich finde, eher ungewöhnlicher Roman. Es ist kein Krimi, trotzdem ist die Geschichte sehr spannend, wenn man ein bisschen Geduld aufbringt und über kleinere Längen hinweg liest.
- Titel: Im Dunkel der Angst
- Originaltitel: The Day I died
- Autor/in: Lori Rader-Day
- Übersetzer/in: Anne Fröhlich
- Verlag: Goldmann Verlag
- Genre: Roman
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-442-48771-4
- Form: Taschenbuch, 448 Seiten
- Preis: 10,00 €