Kein Sterbenswort von Harlan Coben habe ich trotz der anhaltenden Wärme oder deswegen – was soll man bei dem Wetter sonst machen, außer lesen? – gelesen. Genaueres zu diesem Umstand findet ihr unten im Text, aber etwas, wofür das Buch nichts kann, hat mich trotzdem geärgert. Erstmals erschienen ist das Buch 2001 im Original und dann 2004 bei Goldmann und eben jetzt 2015 erneut bei Goldman. Ich habe nichts gegen ältere Bücher, das tut ja oft der Spannung keinen Abbruch, ich wüsste es nur gern vorher. Dann erübrigen sich nämlich Fragen wie „Warum zum Teufel nutzt er sein Smartphone nicht?“ – oh, gab es damals so noch gar nicht…
Kein Sterbenswort
Harlan Coben
An einem Sommerabend schwimmt der Kinderarzt Dr. Beck ein paar Runden im See, während seine Frau am Ufer auf ihn wartet. Plötzlich hört er merkwürdige Geräusche und die Hilferufe seiner Frau – so schnell er kann schwimmt er zu Ufer, aber seine Frau Elizabeth ist verschwunden und er wird niedergeschlagen und schwer verletzt.
Acht Jahre später arbeitet er wieder und versucht sein Leben irgendwie in den Griff zu bekommen, als ihn seltsame E-Mails erreichen, die eigentlich nur von seiner Frau stammen können. Was er zuerst für einen makaberen Scherz hält, entpuppt sich nach und nach als wahr. Er macht sich auf die Suche nach Elizabeth und findet viel mehr heraus, als ihm lieb ist.
Die Leute fragen mich, ob ich etwas bedauere. Die Antwort lautet:Nur das eine. Ich bedauere, dass es Momente in meinem Leben gab, die ich damit verschwendet habe, etwas anderes zu tun, als Elizabeth glücklich zu machen. Kein Sterbenswort, S.28
Mein Eindruck:
Wahrheit oder Lüge ?
Zäher Einstieg
Der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich für meinen Geschmack ein bisschen zäh, erst gegen Mitte des Buches nimmt die ganze Story Fahrt auf. Die wechselnde Erzähl-Perspektive machte es für meinen Geschmack nicht wirklich besser, sondern eher verwirrender – aber wie gesagt – ab ungefähr der Mitte beginnt es wirklich spannend zu werden.
Sympathischer Held
Die Hauptperson der Geschichte, Dr. Beck, ist ein sympathischer Held. Nicht perfekt, aber sehr menschlich und ich habe ihn recht schnell in mein Herz geschlossen. Seine kleinen Schwächen und seine Handlungen wirken zwar nicht immer logisch, aber allzu menschlich und nachvollziehbar.
Nicht immer nachvollziehbar
Nicht so nachvollziehbar fand ich oft seine Interaktion mit anderen Personen, von denen ich manchmal nicht begriffen habe wieso sie überhaupt da waren und wieso sie irgendwie in Beziehung zu Dr. Beck standen. Daraus resultierte dann, dass ich die Dialoge zwischen Dr. Beck und diesen Leuten als hölzern und unglaubwürdig empfunden habe.
Doch noch spannend
Als es dann nachher wirklich spannender wurde, verschwand dieses Manko – oder ich habe es schlicht überlesen. Harlan Cobens Schreibstil ist routiniert flüssig, leicht zu lesen und durch viele unvorhersehbare Wendungen bekommt die Geschichte später viel Spannung. Vom Stil her unterscheidet es sich nicht wirklich von seinen anderen Krimis, die in der deutschen Übersetzung alle mit „Kein…“ (Kein Lebenszeichen, Kein böser Traum, etc.) im Titel beginnen.
Mein Fazit:
Kein Sterbenswort von Harlan Coben ist ein Krimi für geduldige Leser, deren Geduld dafür aber auch später durch sehr spannende Entwicklungen belohnt wird.
- Titel: Kein Sterbenswort
- Originaltitel: Tell No One
- Autor: Harlan Coben
- Übersetzer/in: Gunnar Kwisinski
- Verlag: Goldmann
- Genre: Thriller/Krimi
- Erscheinungsjahr: 2015 (Ersterscheinung 2004/2001)
- ISBN: 978-3-442-48265-8
- Form: gebunden, 352 Seiten
- Preis: 9,99 €