Krimi/Thriller
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[Rezension] Schwarzer Engel

SchwarzerEngel

Schwarzer Engel von Sandrone Dazieri ist bereits Teil zwei der Colomba-Caselli-Reihe. Ich habe ja bereits im Sommer recht viel Thriller italienischer Autoren gelesen und war eigentlich durchweg begeistert. Grundsätzlich ist natürlich ein Thriller ein Thriller, aber zumindest bei denen, die ich gelesen habe, war die Handlung etwas weniger 08/15. Für gewöhnlich ist bei Thrillern ist es ja oft so, dass man die die Orte und Namen einfach beliebig austauschen kann und die Handlung halt genauso in den USA ablaufen könnte. Italienische Thriller sind dann doch etwas spezieller und die Autoren trauen sich vielleicht auch mal ein bisschen mehr nationale Eigenarten einzuweben – wer weiß.

Schwarzer Engel

Sandrone Dazieri

Auf dem Bahnhof Termini in Rom fährt der Hochgeschwindigkeitszug aus Mailand ein. Passagiere steigen aus und zerstreuen sich in der riesigen Bahnhofsanlage, nur aus der luxuriösen Exekutive Class steigt niemand aus. Kann auch niemand – denn die Passagiere dieser Abteile wurden ganz geräuschlos und schnell mit Cynid ermordet. Kurz darauf geht ein Bekennervideo des IS ein und Colomba Caselli beginnt mit ihrer Squadra Mobile  zu ermitteln. Sie zweifelt als Einzige an der Täterschaft des IS und bittet Dante Torre um seine Hilfe…

So viele Handys konnten unmöglich vergessen worden sein, aber die einzige Erklärung, die ihr in den Sinn kam, war zu ungeheuerlich, um wahr zu sein. Doch sie war es, wie Colomba sofort begriff, als sie die Tür gewaltsam aufschob und ihr der Gestank von Blut und Exkrementen entgegenschlug. Die Fahrgäste der Executive Class waren alle tot. Schwarzer Engel, S. 15

Mein Eindruck:

Wenn man Essen, Trinken und Termine vergisst, ist ein Buch wirklich spannend

Einstieg

Gleich zum Einstieg wird man als Leser Zeuge einiger Begebenheiten, die sich nicht so recht einordnen lassen. Der Handlungsort erinnert am ehesten vielleicht an etwas wie Guantanamo – oder zumindestens wie man sich diesen Ort vorstellt. Ob der geschilderte Ort hier nun real ist oder nicht, bleibt lange Zeit erst mal unklar. Klar und real ist auf jeden Fall der Anschlag auf den Zug, den die gerade erst wieder in den Dienst gestellte Colomba Caselli aufklären soll. Hierbei bittet sie ihren alten Freund Dante um Hilfe.

Dante

Dante Torre ist eine wirklich skurrile, merkwürdige und dennoch sehr liebenswerte Ermittlerfigur. Durch sein ganz persönliches Schicksal, das im ersten Band der Reihe wohl ausführlicher behandelt wird, ist er in der Lage “Menschen zu lesen” – hauptsächlich durch ihre Mikromimik. Allerdings ist  Dante auch Verschwörungstheoretiker und schluckt ziemlich unkontrolliert jede Menge Psychopharmaka, was ihn nicht unbedingt verlässlich macht.

Colomba

Colomba Caselli, von Dante gerne CC genannt, ist die eher realistische in diesem Team. Sie ist jung und unerschrocken, nicht immer zimperlich in der Wahl ihrer Mittel und deshalb nicht unbedingt die beliebteste Kollegin der Squadra Mobile. Sie entscheidet gerne aus dem Bauch heraus und vertraut auf Dante Torres Fähigkeiten, was die beiden zwar der Lösung näher bringt, aber ganz oft auch in ungeahnte Schwierigkeiten manövriert.

Giltiné

Manchmal wirken Dante und Colomba ein bisschen wie ein Duo Infernale auf Speed, das durch die Seiten tobt – aber sie sind immer wieder dem Täter auf der Spur. Sie sind sich aber nicht immer ganz einig darüber, wer denn nun hinter all den Taten steckt, die nach und nach ans Licht kommen. Dante ist überzeugt, das die Giltiné – eine Art moderner Rächer oder Todesengel – dahinter steckt. Colomba hält diesen Racheengel eher für einen modernen urbanen Mythos. Doch sie kommen bei ihren Ermittlungen tatsächlich auf die Spur des wahren Drahtziehers.

Lesevergnügen

Die ständig wechselnden Perspektiven, die zum Teil tatsächlich sehr lebensnahen Dialoge, Drehungen und Wendungen im Plot, die Einbindung diverser Geheimdienste, der sehr flüssige und ansprechende Schreibstil – all das macht Schwarzer Engel zu einem rasanten, spannenden Lesevergnügen. Zwischendurch konnte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen und gegen Ende musste ich einmal tatsächlich Pizza bestellen, weil ich total vergessen hatte, das Essen auf den Herd zu stellen. Der fiese Cliffhanger am Schluss lässt auf jeden Fall auf weiter Geschichten mit Dante und Colomba hoffen.

Mein Fazit:

Schwarzer Engel ist für mich ein Thriller der Extra-Klasse. Spannend, aktuell, politisch und international ohne den italienischen Bezug zu verlieren – das muss Sandrone Dazieri erstmal jemand nachmachen. Ich warte jetzt ungeduldig auf Band drei und lese unterdessen den verpassten ersten Teil

Buchinfos
  • Titel: Schwarzer Engel
  • Originaltitel: L’Angelo
  • Autor/in: Sandrone Dazieri
  • Übersetzer/in: Claudia Franz
  • Verlag: Piper Verlag
  • Genre: Thriller
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • ISBN: 978-3-492-06114-8
  • Form: TB,  528 Seiten
  • Preis: 12,00 €
Reiheninfos

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