Hörbücher, Krimi/Thriller
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[Rezension] Der Hypnotiseur

Der Hypnotiseur

Der Hypnotiseur von Lars Kepler hat mich ursprünglich so gar nicht angesprochen. Ich bin kein Fan von Skandinavien-Krimis und so kam die Reihe um Kommissar Joona Linna bisher nie in die engere Auswahl. Allerdings hat mich der Klappentext dann doch irgendwann neugierig gemacht und so habe ich dann zu diesem, zugegebenermaßen ziemlich langen, Hörbuch gegriffen. 18 Stunden sind echt keine Kleinigkeit – aber man bekommt jede Menge Hausarbeit beim Hören erledigt.

Der Hypnotiseur

Lars Kepler

In der Nähe von Stockholm wird auf einem Sportplatz die übel zugerichtete Leiche eines Mannes entdeckt. Im Zuge der Ermittlungen werden im Haus des Mannes die ebenso bestialisch ermordete Ehefrau und die Leiche der gemeinsamen Tochter entdeckt. Einzig der 15-jährige Sohn hat das Massaker schwer verletzt und stark traumatisiert überlebt.  Kriminalkommissar Joona Linna findet heraus, dass es noch eine Tochter gibt und er will sie unbedingt vor dem Mörder finden, aber dazu müsste der Junge reden. Linna ruft den Arzt und Hypnotiseur Erik Maria Bark zur Hilfe, der sich widerwillig bereit erklärt, den Jungen unter Hypnose zu befragen.

Der Polizeimeister, der ihn zwischen den anderen Leichen in dem Reihenhaus gefunden hatte, hielt den Jungen für tot. Er hatte viel Blut verloren und einen medizinischen Schock erlitten und war erst sieben Stunden später wieder zu Bewusstsein gekommen. Der Hypnotiseur, S. 5

Mein Eindruck:

Mysteriöse Dinge …

Normaler Typ

Erfreulicherweise habe ich schnell festgestellt, dass Joona Linna nicht dem in letzter Zeit so gerne genommenen, kaputten Polizeibeamten entspricht. Er ist meist freundlich, kein Alkoholiker und schwimmt auch nicht in einem Pool voller Selbstmitleid, sondern ist eher eine gefestigte Persönlichkeit– vielleicht schafft er es ja, mich mit dem skandinavischen Krimi zu versöhnen.  Allerdings geht es nicht ganz ohne psychische Macken – in diesem Buch ist dafür allerding jemand anderes zuständig, nämlich der Psychologe Erik Maria Bark.

Psychologe mit Macken

Nach einem ziemlichen  Desaster, über das man im Laufe des Buches sehr viel erfährt, hat er sich geschworen, nie wieder jemanden zu hypnotisieren. Aber da es um das Leben einer jungen Frau geht, lässt die Polizei nicht locker. Kommissar Linna muss sehr viel Druck auf ihn ausüben, bis er sich dann letztlich dazu bereit erklärt, den Jungen unter Hypnose zu befragen. Die Antworten zum Tathergang schockieren allerdings Polizei und Arzt gleichermaßen.

Verschachtelt – aber spannend

Der Hypnotiseur ist ein sehr verschachteltes Buch. Der eigentliche Kriminalfall ist relativ schnell gelöst – führt aber zurück in die Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart. Manchmal fand ich es ein bisschen verwirrend, aber im Großen und Ganzen konnte ich der Handlung dann doch folgen. Die oft sehr ausschweifenden Rückblenden, gerade im Bezug auf Erik Maria Bark und seine Vergangenheit, waren mir aber oft zu viel, zumal ich irgendwann den eigentlichen Fall dabei völlig vergessen habe – spannend war es aber trotzdem.  Ein bisschen schizophren, oder?

Nervende Ehefrau

Wirklich genervt hat mich Simone, Barks Ehefrau. Zehn Jahre zuvor ist ihr Ehemann fremdgegangen, was sie ihm noch immer vorwirft und sie zu diversen hysterischen Anfällen treibt. Ehrlich, ich kann verstehen, dass sie wütend war und vielleicht noch immer ist – aber dann muss man einen Schlussstrich ziehen und sich trennen.  Ebenso unverständlich finde ich, dass ihr Ehemann das alles zehn Jahre lang mitmacht und sich vollständig ihren Launen unterwirft. So viel Selbstbestrafung ist für mich vollkommen unverständlich.

Ein Knäuel aus Handlungsfäden

Wirklich beeindruckend finde ich aber, wie Lars Kepler die unzähligen Handlungsfäden aufnimmt, entwirrt und am Ende eine zufriedenstellende Lösung präsentiert. Trotz der wirklich vielen Protagonisten in Der Hypnotiseur verliert man den Überblick nicht – jedenfalls nicht auf Dauer. Ein bisschen dick aufgetragen ist vielleicht Erik Maria Barks ganz persönliches, ziemlich kitschiges,  Happy End am Heiligen Abend – aber vielleicht ist das ja auch nur eine Finte? Ich werde es herausfinden, denn Der Hypnotiseur war gewiss nicht mein letztes Buch aus dieser Reihe.

Der Sprecher

Gelesen wird dieses  Hörbuch von Simon Jäger, der seine Stimme unter anderen schon Matt Damon und Heath Ledger geliehen hat. Besonders gefallen hat mir, wie er Erik Maria Bark vor meinem geistigen Auge ein Gesicht verliehen hat. Dieser fühlt sich oft müde, ausgelaugt und überanstrengt, was Simon Jäger mit seiner Stimme wirklich perfekt darstellt.

Mein Fazit:

Der Hypnotiseur ist trotz seiner verschachtelten Struktur und gelegentlichen, minimalen Längen ein spannender Thriller der mir nicht nur die Freude an skandinavischen Thrillern wiedergebracht hat, sondern mir auch Lust auf die Fortsetzung gemacht hat.

<strong>Hörbuchinfos</strong>
  • Titel: Der Hypnotiseur
  • Autor: Lars Kepler
  • Originaltitel: Hypnotisören
  • Übersetzer: Paul Berf
  • Erzähler: Simon Jäger
  • Verlag: Lübbe Audio
  • Genre: Thriller
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • ISBN: 978-3-8387-6654-6
  • Form: Download, ungekürzt ca. 18 Stunden
  • Preis: 13,99 € 
<b>Reiheninfos</b>
  • Der Hypnotiseur
  • Paganinis Fluch
  • Flammenkinder
  • Der Sandmann
  • Ich jage dich
  • Hasenjagd
  • Lazarus
  • Der Spiegelmann

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