Blutiger Januar von Alan Parks ist der erste Band um den – vorsichtig formuliert – sehr eigenwilligen Detective Harry McCoy. Ich habe ja clevererweise den zweiten vor dem ersten Teil gelesen, allerdings hatte dieser mir dann so gut gefallen, dass ich mir Band eins dann nachträglich noch gegönnt habe. Ich wollte vor allem auch endlich wissen, was es mit dieser Familie Dunlop auf sich hat und ich wollte auf jeden Fall auf den dritten Teil vorbereitet sein. Der Titel im Original lautet übrigens “Bobby March will live forever”
Blutiger Januar
Alan Parks
Howie Nairn, ein eher unbedeutender Kleinkrimineller, möchte unbedingt mit Detective Harry McCoy sprechen – persönlich. McCoy tut ihm den gefallen und macht eine Stippvisite in Barlinnie, einem berüchtigten Glasgower Gefängnis. Howie Nairn erzählt ihm, dass ein Mädchen mit dem Namen Lorna erschossen werden wird. Ansonsten weiß er nur nióch, wo das Mädchen höchstwahrscheinlich arbeiten wird und das es Opfer Nummer eins in einer ganzen Serie an Morden sein wird. McCoy schafft es nicht, diesen Mord zu verhindern und die Zeit läuft …
Das einzig Gute an Barlinnie war, dass es einem Wege ersparte. Das ganze Spektrum Glasgower Übeltäter landete hier. Angefangen von Vergewaltigern und Mördern, Sexualverbrechern und Kinderschändern bis hin zu verdatterten alten Männern, die sich kurz nach der Beerdigung ihrer Frauen mit zwei Dosen Lachs unter dem Pullover im Co-op hatten erwischen lassen. In Barlinnie war man nicht wählerisch, hier wurden alle genommen. Blutige Januar, S. 10
Mein Eindruck:
Sehr düster, sehr schottisch und sehr blutig
Die richtige Seite
Detective Harry McCoy steht zwar grundsätzlich auf der richtigen Seite des Gesetzes, aber er kennt auch die andere Seite viel besser als es seinem Beruf eigentlich zuträglich ist. Während er das das Leben von Lorna, dem ersten Opfer untersucht, findet er die eine oder andere Gemeinsamkeit mit seinem eigenen Leben, das auch nicht unbedingt immer rund läuft.
Verschwommene Grenzen
Oft genug verschwimmen auch für ihn die Grenzen – dazu kommt, dass er Drogen, Alkohol und Prostituierten gegenüber nie abgeneigt ist. Da er aber schon seit Ewigkeiten eine etwas komplizierte Freundschaft zu einem Gangsterboss pflegt, den er schon seit seiner Kindheit im Waisenhaus. Stevie Cooper, eben jener Gangsterboss, hatte sich dort immer schützend vor Harry gestellt.
Schwierige Vergangenheit
Aber das ist nur der geringste Teil von McCoys etwas überfüllter Hintergrundgeschichte, die sich sicherlich noch durch etliche weitere Bände ziehen wird. Trotz oder gerade wegen dieses schwierigen Hintergrundes besitzt McCoy einen wirklich tadellos funktionierenden moralischen Kompass der ihn immer wieder durch seine Ermittlungen leitet. leider passt dieser Kompass nicht immer unbedingt zu den geltenden Gesetzen. Das führt immer wieder zu sehr gewalttätigen, blutigen Auseinandersetzungen – aber ich mag McCoy als Menschen, wenn auch vielleicht nicht immer als Ermittler.
Kein leichter Tobak
Ein bisschen schwieriger dürfte es für empfindlichere Leser werden, da Gewaltdarstellungen in ihrer gesamten Bandbreite immer wieder auftauchen. allerdings fand ich immer, sie passten zur Geschichte, den Protagonisten, dem Umfeld und ganz allgemein zu dieser Art Thriller. Aber selbst wenn Dialoge gelegentlich in “Gossensprache” gehalten werden, werden sie trotzdem nicht niveaulos – so paradox sich das auch anhört. Aber es geht halt hier um Mord, Drogenhandel, ausschweifende Sex- und Drogenpartys, Erpressung, Korruption und politische Verstrickungen
Dramatischer Showdown
Auf den letzten Seiten wird es allerdings noch einmal besonders brutal. Eine sehr anschauliche Schilderung von Folter, Blutvergießen und sadistischen Gewalttaten gegen Harry McCoy und andere erreicht dann erst einmal seinen Höhepunkt. All das wird sicherlich nicht nur gesundheitliche sondern auch dienstrechtliche Konsequenzen haben und Harrys Kampf gegen die Familie Dunlop ist sicherlich noch nicht zu Ende.
Mein Fazit:
Blutiger Januar von Alan Parks ist ein Buch wie ein Orkan – klingt merkwürdig, ist aber so. Schnell, brutal und gerne auch mal blutig jagt der Autor seine Leser durch Glasgow, bietet aber trotzdem auch immer wieder Gelegenheit über eher abstrakte Begriffe wie “Recht und Unrecht” nachzudenken. Auf jeden Fall empfehlenswert für Leser mit einem stabilen Magen.
- Titel: Blutiger Januar
- Originaltitel: Bloody January
- Autor/in: Alan Parks
- Übersetzer/in: Conny Lösch
- Verlag: Heyne Hardcore
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-453-27188-3
- Form: TB, 400 Seiten
- Preis: 16,00 €
- Blutiger Januar
- Tod im Februar
- Bobby March will live forever (Originaltitel)