Das Alphabet der Knochen von Louise Welsh hat mich vor allem mit dem Cover neugierig gemacht. ich liebe diese etwas nebelverhangene Optik, die angedeutete Abgeschiedenheit und das leicht geheimnisvolle das dieses Bild ausstrahlt. Es ist gar nicht so schwierig, sich vorzustellen, dass ein Autor sich an so einen Ort zurückzieht um zu schreiben. Aber auch der Gedanke, dass ihm hier etwas zustößt ist nicht wirklich abwegig …
Das Alphabet der Knochen
Louise Welsh
Dr. Murray Watson ist Literaturwissenschaftler an der Universität Glasgow und hat es sich zum Ziel gesetzt eine Biografie über Archie Lunan, einen eher unbekannten Dichter, zu veröffentlichen. Lunan war sehr jung unter mysteriösen Umständen vor dreißig Jahren ums Leben gekommen und sein einziges veröffentlichtes Werk, ein Gedichtband mit dem Namen Moontide, sowie eine Kiste mit Notizen aus dem Nachlaß von Lunan sind alles was Murray von Lunan hat. Trotzdem beginnt er in Lunans Leben zu stöbern, macht alte Bekannte ausfindig, spricht mit ihnen und kommt trotz aller Bemühungen er kaum weiter. Niemand scheint ihm tatsächlich etwas über Archie Lunan erzählen zu wollen. Der Einzige der ihm vielleicht mehr über Archie hätte sagen können, sein Freund und Saufkumpan Bobby Robb, stirbt kurz bevor Murray mit ihm Kontakt aufnehmen konnte. Lunans alter Professor ergeht sich zwar in Andeutungen über Lunans Leben, aber etwas konkretes will er ihm auch nicht sagen. Bei seinen Recherchen stößt Murray auch auf Lunans ehemalige Freundin, Christie Graves, die ihm aber ebenfalls ein Gespräch verweigert. Er unternimmt einen letzten Versuch und mietet sich auf der Insel Lismore, auf der Lunan zuletzt lebte und auf der Christie noch immer lebt, ein Zimmer in der Hoffnung dort irgendwie mit ihr in Kontakt kommen zu können.
Mein Eindruck:
Manchmal ist Einsamkeit doch nicht so doll …
Einstieg
Der Einstieg in dieses Buch fiel mir zuerst ein bisschen schwer. Der erste Teil befasst sich zu einem großen Teil mit Murray Watsons Leben, seinem Verhältnis zu seinem Bruder und seinem Verhältnis zur Ehefrau seines Fakultätsleiters. Beinahe nebenbei beginnt er mit den Nachforschungen zu Archie Lunan und die ersten Gespräche die er deswegen führt sind wenig ergiebig, was mich beim Lesen beinahe genauso frustriert hat wie Murray Watson.
Neugier
Trotzdem wuchs bei mir dann von Seite zu Seite doch die Neugier auf diesen merkwürdigen Archie Lunan und wer oder wie er denn nun wirklich war und was es mit seinem frühen, mysteriösem Tod auf sich hat. Aber je mehr Murray – und damit auch ich – erfährt, desto undurchsichtiger wird Lunan eigentlich. Erst im letzten Drittel des Buches erfährt Dr. Watson einige Dinge die ein etwas klareres Bild zeichnen und hier sind dann wieder viele Informationen wichtig, die im ersten Teil des Buches etwas langatmig erschienen.
Überraschend
Das Ende ist dann ebenso spannend wie überraschend – aber mehr kann ich dazu nicht verraten. Nach einem etwas schwierigen Einstieg hat mich die eigenartige, etwas düstere Atmosphäre des Buches gefangen genommen und das, obwohl mir keine der Hauptpersonen wirklich sympathisch war. Stellenweise kam ich mir ein bisschen vor wie jemand, der ein fremdes Leben haarklein und ganz objektiv seziert. Sollte ich mir Gedanken darüber machen, dass mir das tatsächlich Spaß gemacht hat?? Nein – ich glaube nicht.
Mein Fazit:
Das Alphabet der Knochen von Louise Welsh ist eine wirklich toll erzählte und eher unterschwellig ( oder besser doch subtil? ) spannende Geschicht. Wer diese Art mag und darauf verzichten kann mindestens auf jeder zwanzigsten Seite eine Leiche vorzufinden, dem ist Das Alphabet der Knochen auf jeden Fall zu empfehlen.
- Titel: Das Alphabet der Knochen
- Autor: Louise Welsh
- Verlag: Antje Kunstmann Verlag – leider nur noch gebraucht erhältlich?
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2010
- ISBN: 978-3-888-97676-6
- Form: HC, 432 Seiten
- Preis: ?? €