Die Abrechnung von Chris Pavone ist bereits der zweite Teil um die Geheimagentin Kate Moore und all die Dinge, die Agenten so tun. Den ersten Teil (der übrigens unter dem Titel Die Frau die niemand kannte im Piper Verlag erschienen ist) habe ich offenbar verpasst, was ich grundsätzlich schade finde – aber ich habe festgestellt, dass man auch ohne besondere Vorkenntnisse problemlos der Handlung in diesem Buch folgen kann. Die wirklich wichtigen Dinge aus der Vergangenheit werden hier nochmals angerissen, spielen aber für die Handlung eigentlich keine wesentliche Rolle.
Die Abrechnung
Kate Moore 2
Chris Pavone
Kate Moore hat sich mit Ehemann Dexter und ihren zwei Kindern in Paris niedergelassen. Augenscheinlich führt sie ein normales aber recht privilegiertes Leben. Ihre Kinder gehen auf eine internationale Schule und ihr Ehemann ist Geschäftsmann. Womit sie selber ihr Geld verdient hält sie allerdings hübsch unter der Decke. Niemand soll davon erfahren und bis zu dem Morgen an dem auf Vorplatz des Louvre plötzlich ein Mann mit einer Sprengstoffweste am Körper und einem Koffer in de Hand steht. Instinktiv ist Kate sich sicher, dass das alles mit ihr und ihrem stillgelegtem Leben als Geheimagentin zusammenhängt.
Das hier ist eine internationale Schule. Alle Eltern sind aus Dutzenden verschiedener Länder hierher verpflanzt worden, mit unterschiedlichen Vorstellungen von angemessener Kussdauer und -reihenfolge. Das reinste Minenfeld der Etikette. Und Etikette hat noch nie zu Kates Stärken gehört Die Abrechnung, S. 9
Mein Eindruck:
Ein bisschen wirr, aber gut
Spione und Agenten
Ich lese ganz gerne Spionagegeschichten und habe mich gefreut, dass es offenbar wieder mehr davon auf dem Buchmarkt gibt. Vielleicht liegt das auch ein bisschen ander immer unübersichtlicher werdenden globalen politischen Lage? Wer weiß, aber auch der kalte Krieg hat zu einer ganzen Reihe spannender Agentengeschichten geführt – irgendwie muss man ja auch als normaler Mensch von der allgemeinen Lage profitieren, oder?
Sehr speziell
Die Abrechnung ist durchaus eine sehr spezielle Agentengeschichte und am Anfang hatte ich so meine Probleme damit, mich wirklich einzufinden. Es beginnt mit vielen verschiedenen Perspektiven auf den Start eines ziemlich verstörenden, beunruhigenden Tages. Hauptsächlich geht es um die Eheprobleme der Protagonisten und deren Ursache – ich tippe dabei vor allem auf mangelnde Kommunikation. Ich mag den lakonischen, leicht sarkastischen Tonfall des Autors, der mir all diese Kleinigkeiten schildert.
Ganz normal
Für Kate Moore, die Protagonistin der Geschichte, ist es ein ganz normaler Tag, sie plant ein bisschen widerwillig eine Dinnerparty, die sie und ihre Familie ein bisschen besser in die lokale Gemeinschaft der sog. Expats – Ausländer auf Zeit – einbinden soll und erledigt nebenbei all das, was eine Agentin so zu erledigen hat. Ihr Ehemann Dexter weiß offenbar nichts von ihrer Arbeit als Agentin und versucht seinerseits wieder einmal ein total sicheres Geschäft, das ihn reich machen soll anzuschieben – wovon wiederum Kate nichts weiß. Habe ich erwähnt, dass ich eine Ahnung habe, woher die Eheprobleme der beiden kommen?
Steigende Dramatik
Mit so vielen Nichtigkeiten vorweg starter dann aber so nach und nach ein wirklich dramatischer Tag für Kate und ihre Familie. Plötzlich gibt es zwischen Partyvorbereitungen und Informantenpflege auch noch Terrordrohungen und Unternehmemenssabotage. Schnell hat Kate genug davon immer nur im Hintergrund zu bleiben, obwohl das eigentlich ihre Aufgabe ist, aber ihr ist ebenso schnell klar geworden, dass ihr Ehemann ganz offensichtlich bei all dem mitmischt und sie will ihn und sich schützen. Er ahnt aber bis dahin noch nicht einmal, dass seine eigene Ehefrau ihm auf den Fersen ist.
Sogwirkung
Während ich mich mit den privaten Streitereien der Familie befasse, nimmt die sehr komplizierte, sehr verworrene und sehr komplexe Terrorlage immer mehr Raum ein und bildet so eine Art Sog. Immer mehr Teilnehmer eines internationalen Intrigennetzwerks tauchen auf und so nach und nach wird allen – auch mir – klar, das die Kate und Dexter der eigentliche Auslöser dieses ganzen Dramas sind. Erst ganz am Ende wird dann klar um was es wirklich geht und was die tatsächlichen Ursachen sind. Eine sehr spannende Sache …
Mein Fazit:
Die Abrechnung von Chris Pavone hat mich in mehr als einer Hinsicht angenehm überrascht. Was erst als sarkastisch geschilderte Geschichten einer Ehe daherkam entwickelte sich rasch zu einem spannenden Spionagedrama. Sehr lesenswert!
- Titel: Die Abrechnunng
- Originaltitel: The Paris Diversion
- Autor: Chris Pavone
- Übersetzer/in: Cathrin Claußen
- Verlag: Penguin Verlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-328-10609-8
- Form: TB, 576 Seiten
- Preis: 11,00 €
- Die Frau die niemand kannte
- Die Abrechnung