Die Moortochter von Karen Dionne wanderte in mein Bücherregal, weil mir sowohl Cover als auch Klappentext extrem gut gefallen haben. Außerdem macht mich immer alles, was mit „Moor“ zu tun hat neugierig – warum auch immer …
Die Moortochter
Karen Dionne
Helena Pelletier ist ein sehr spezieller Mensch – von ihrem Vater lernte sie das Jagen und das Überleben in der wilden Moorlandschaft der Upper Peninsula und beherrscht diese Fähigkeiten auch heute noch. Was sie nicht von ihm lernte war der Umgang mit anderen Menschen, denn er hatte ihre Mutter einst entführt und sie lebten vollkommen abgeschottet in einer Hütte im Moor. Nach ihrer Befreiung hatte sie sich mühsam in der „Zivilisation“ eingelebt, hat geheiratet, zwei Töchter bekommen und verdient ihr Geld mit dem Verkauf selbstgemachter Marmeladen und Gelees. Ihre so hart erkämpfte Normalität droht aber zerstört zu werden, als ihr Vater aus dem Gefängnis flieht. Helena weiß, dass sie die Einzige ist, die ihn zur Strecke bringen kann und bricht auf um ihn in der weiten Moorlandschaft zu jagen.
Aber ich werde Ihnen den Namen meiner Mutter nicht sagen. Denn dies ist nicht ihre Geschichte. Es ist meine. Die Moortochter, S. 12
Mein Eindruck:
Startschwierigkeiten
Ich fand es nicht leicht, in die Geschichte reinzufinden, denn Helena Pelletier ist ein sehr schwieriger Charakter. Distanziert, abgeklärt und mit sehr eigenen Vorstellungen und Angewohnheiten erringt sie meine Sympathie nicht auf Anhieb. Wenn man aber ihre Geschichte bedenkt, ist das auch nur logisch, dass sie so ist, wie sie nunmal ist. Im Laufe des Buches wächst sie mir aber mehr und mehr ans Herz, allerdings nie wirklich so, dass ich mit ihr leide – obwohl mir schon leid tut, was ihr widerfahren ist – ein bisschen schizophren, oder?
Grandiose Kulisse
Leichter fällt es mir, ihre Begeisterung für die Landschaft zu teilen, in der sie lebt und aufgewachsen ist. Diese wird immer wieder sehr detailliert, gründlich, ausführlich und beinahe liebevoll beschrieben. Genauso gründlich werden Helenas Erinnerungen an ihre Kindheit beschrieben, die geprägt ist von einem einerseits sehr liebevollen Vater, dessen Verhalten aber genauso schnell in grausame Strafaktionen abdriften kann. Diese Erinnerungen machen sicherlich 2/3 des gesamten Buches aus und bilden in jedem Fall die Grundlage für die stets vorhandene, unterschwellige Spannung.
Distanzierter Schreibstil
Den Schreibstil von Karen Dionne empfand ich über weite Strecken zwar als sehr angenehm und flüssig, aber auch sehr distanziert. Es passt auf jeden Fall zum Buch, denn auch Helen Pelletier ist ja eine eher distanzierte Persönlichkeit – aber ein bisschen mehr Gefühl abseits der Landschaftsbeschreibungen hätte sicher nicht geschadet. Allerdings kann ich mich immer noch nicht mit der Bezeichnung „Psychothriller“ anfreunden, die auf dem Cover prangt. Ja, das Buch ist auf jeden Fall sehr spannend und auch faszinierend, hat aber mehr was von einem klassischen Abenteuerroman.
Mein Fazit:
Die Moortochter ist ein ausgesprochen spannender Roman, der immer wieder grausame Momente hat. Zwar ist er für mich kein wirklicher Psychothriller, aber überzeugt hat er mich trotzdem. Ihr solltet ihn einfach selber lesen, dann versteht ihr vielleicht meine etwas wirre Rezension.
- Titel: Die Moortochter
- Originaltitel: The Marsh King’s Daughter
- Autor: Karen Dionne
- Übersetzer/in: Andreas Jäger
- Verlag: Goldmann
- Genre: Psychothriller
- Erscheinungsjahr: 2017
- ISBN: 978-3-442-20535-6
- Form: TB, 384 Seiten
- Preis: 13,99 €