Mord in Parma von Dani Scarpa ist der Start in eine neue Krimireihe rund um Paolo Ritter – einen informellen Mitarbeiter bei der Münchner Kriminalpolizei. Ich finde den Begriff informeller Mitarbeiter sehr negativ besetzt, auch wenn sie damals ja tatsächlich inoffizieller Mitarbeiter genannt wurden. Aber der Held dieser Geschichte ist eben “informeller Mitarbeiter, Sachgebiete Fallanalyse und Tathergangsrekonstruktion” und dank seines italienischen Vornamens bekommt er diesen Auftrag, der sich um ein unerwartet aufgetauchtes Gemälde Correggios aus der Liste der Raub- bzw. Beutekunst dreht.
Mord in Parma
Paolo Ritter 1
Dani Scarpa
Paolo Ritter ist so etwas wie ein freier Mitarbeiter beim LKA Bayern und sein Fachgebiet ist die Fallanalyse und Tathergangsrekonstruktion. Sein Erfolg in diesem Bereich kann man sicher zu einem großen Teil seinem außergewöhnlichen episodischem Gedächtnis zuschreiben – aber so hilfreich das im Job ist, so hinderlich ist es im privaten Bereich, wenn man nichts vergessen kann. Aktuell soll er in München aufgefundene NS-Raubkunst nach Parma überstellen, was ihm so überhaupt nicht gefällt, aber da ausgerechnet seine Verlobte Julia, Kriminaloberkommissarin bei der Münchner Kripo, ihn darum bittet kann er schlecht ablehnen.
Paolo ging grundsätzlich zu Fuß zur Arbeit. Weil er keinen Führerschein hatte. Und weil öffentliche Verkehrsmittel nicht nur Tausende von Menschen, sondern auch Milliarden von Bakterien transportierten. Allerdings barg auch der Gang zu Fuß seine Risiken. Mord in Parma, S. 14
Mein Eindruck
Gründlichkeit und Lebensfreude
Krieg
Gleich beim Einstieg in die Geschichte erfahre ich das eine oder andere zur Herkunft des Bildes um das sich in diesem Buch alles dreht. Enzo und Anna Molinari, ein älteres Ehepaar in einem italienischen Dorf, wollten sich damit ihr Überleben beim Einmarsch der deutschen Truppen im September 1943 erkaufen. Allerdings haben sie die Grausamkeit der deutschen Soldaten unterschätzt. Jahrzehnte später wechselt besagtes Bild dann auf nicht minder illegalen Wegen erneut den Besitzer.
Macken
Hier kreuzen sich dann auch die Wege von Paolo Ritter und dem begehrten Gemälde Correggios. Grundsätzlich erinnert Paolo Ritter mich an Adrian Monk, einen neurotischen Mitarbeiter des San Francisco Police Department mit ähnlichen Macken und Phobien. Auch Paolo lebt in ständiger Sorge vor Viren, Bakterien und möglichen Ansteckungsgelegenheiten und auch er hat einen eher zwanghaften Ordnungssinn. Natürlich gibt es auch hier eine Art Vorgeschichte zu all dem und natürlich erfahre ich diese auch so nach und nach.
Freunde
Als sich Paolos Aufenthalt in Parma überraschenderweise verlängert, beschließt er sich einigen Teile dieser Vorgeschichte zu stellen. Er hat von seinem verstorbenen Bruder, der ihm immer wieder zwischendurch als kleiner Junge in einer roten Badehose erscheint, ein Hotel in Cervia nahe Parma geerbt, das er nun, wo er sowieso vor Ort ist, verkaufen möchte. Das gestaltet sich zwar nicht ganz so einfach wie erhofft, aber bei seinen Bemühungen das Hotel in gute Hände zu geben findet er dann doch neue Freunde, die er auch prompt brauchen kann.
Krimiteil
Rund um das allseits begehrte Gemälde geschieht bald ein Mord – ein zweiter folgt und plötzlich ist Paolo der Hauptverdächtige. Er und seine neuen Freunde haben alle Hände voll zu tun um alles aufzuklären, was natürlich am Ende auch klappt. Der Krimiteil in dieser Geschichte dient zwar eher dazu, mir als Leser Paolo, seine Macken und seinen Hintergrund näher zu bringen, trotzdem ist er spannend konstruiert und wartet mit der einen oder anderen überraschenden Wendung auf.
Störungen
Ob mir nun Paolo Ritter als tragender Charakter in diesem Fall reicht kann ich ehrlicherweise noch gar nicht wirklich sagen. Fand ich die vielen Macken bei Adrian Monk noch recht sympathisch, hat mich bei Paolo Ritter so mancher Tick genervt. Grundsätzlich fand ich es schon bei Monk immer ein bisschen fragwürdig psychische Störungen als eine Art lustiges oder niedliches Accessoire zu verkaufen – bei Paolo störte mich das mehr. Aber vielleicht muss ich mich auch einfach erst mal mit Paolo Ritter anfreunden.
Mein Fazit:
Mord in Parma von Dani Scarpa ist ein spannender und gleichermaßen unterhaltsamer Krimi, der in der italienischen Emilia Romagna handelt. Vielleicht sollte ein zweiter Band etwas weniger auf den psychischen Eigenheiten der Protagonisten aufbauen.
- Titel: Mord in Parma
- Autor: Dani Scarpa
- Verlag: Rowohlt Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsdatum: 2021
- ISBN: 978-3-499-00242-7
- Form: TB, 352 Seiten
- Preis: 16,00 €
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