The Chill von Scott Carson ist die tragische Geschichte um einen Damm, dem ein ganzes Dorf weichen musste. Das ist jetzt erst mal nicht so ungewöhnlich, denn überall auf der Welt wurden schon Dörfer für einen Staudamm umgesiedelt, um so neugieriger war ich darauf, was hier so anders war. Aber ich hatte auch die Netflix-Serie “Curon” im Hinterkopf, die denselben Hintergrund hat und ich wirklich sehr gruselig fand.
The Chill
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Scott Carson
Der Chilewaukee-Staudamm liegt ein bisschen abgelegen im Bundesstaat New York. Für ihn musste seinerzeit das Städtchen Galesburg weichen, aber viele der ehemaligen Bewohner haben sich nach der Überflutung in der Nähe in Torrance angesiedelt. Chief Steve Ellsworth behält dort alles im Auge – außer seinem Sohn Aaron, der immer wieder Ärger macht. Aaron war früher ein begnadeter Schwimmer und Taucher, aber mittlerweile ist er ein Junkie, der lediglich versucht seiner Verantwortung und einem Entzug zu entgehen. Ausgerechnet Aaron setzt dann aber etwas in Gang, was Jahrzehnte unter der Wasseroberfläche des Staudamms verborgen war.
Molly nahm eine schwarze Seidentasche mit, die sie sich über den Kopf ziehen konnte, denn sie wollte so lange nichts sehen, bis sie zurück nach Galesburg kam. The Chill, S. 11
Mein Eindruck:
Mehr mysteriös, weniger gruselig
Streit
Aaron Ellsworth ist ein um die 20 Jahre alter, angespülter, gescheiterter Rettungstaucher der Küstenwache. Mit seiner Vorliebe für Drogen, Alkohol und Ärger hat er den anhaltenden Zorn seines Vaters, Chief Steve Ellsworth, auf sich gezogen. Nach einem erneuten Streit versucht Aaron sich, aber auch seinem Vater, zu beweisen dass er immer noch in der Lage ist gegen die starke Strömung im Stausee anzuschwimmen. Trotz der anhaltenden Regengüsse und der Warnung des Wächters steigt er in den See.
Rettungsaktion
Ziemlich angestrengt gelingt es ihm sich am Ende dann doch aus dem Wasser zu ziehen, aber dabei trifft er auf den Beamten, der die Sicherheit des Dammes überprüfen soll und verletzt ihn. Der Beamte stürzt in Wasser und Aaron taucht ihm hinterher um ihn zu retten. Aber statt auf den Beamten trifft er auf das Skelett einer anderen Person, die sich in den Trümmern unterhalb des Damms verheddert hat.
Spooky
Von hier an wird die Sache dann tatsächlich recht spooky und gemeinsam mit Aaron erfahre ich immer mehr zur Geschichte des Dammbaus und die Menschen, die versucht haben den Damm zu verhindern. Während ich, quasi gemeinsam mit Aaron, versuche irgendwie ein bisschen Ordnung in die verschiedenen,wirren Teilstücke der Geschichte zu bringen, tauchen überall die Geister derer auf, die sich bei diesem Dammbau geopfert haben. Das ihr Erscheinen nicht unbedingt helle Freude auslöst ist logisch.
Fakten
Geschickt baut Scott Carson auf einem soliden Fundament aus historischen Fakten über Staudämme und die frühe Siedlungsgeschichte Amerikas, eine ziemlich mysteriöse Kuppel aus esoterischen Andeutungen. Ein von Menschenhand geschaffenes Bauwerk kann hier ungewollt die geomantische, magische oder mythische Kraft der Natur nutzen und dadurch etwas Übernatürliches kanalisieren. Puh – ein bisschen viel Geschwurbel für meinen Geschmack.
Mehrwert
Immerhin hat er aber sowohl technische Einzelheiten zu Staudämmen, als auch die Siedlungsgeschichte Amerikas leicht begreifbar geschildert und mir somit einen gewissen Mehrwert geliefert. Auch seine handelnden Charaktere fand ich wirklich gut gezeichnet und sehr lebensnah dargestellt und auch die leicht mysteriöse Atmosphäre fand ich sehr gelungen. Ich habe immer gehofft, die Geschichte dreht irgendwann wieder in “normale” Bereiche, aber diese Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt.
Mein Fazit:
The Chill von Scott Carson ist eine grundsätzlich recht spannende Geschichte, die mir aber irgendwann zu sehr in mythologisch-esoterische Sphären abgedriftet ist. Vielleicht bin ich im Moment für derartige Geschichten auch einfach zu empfindlich, wer weiß das schon.
- Titel: The Chill
- Originaltitel: The Chill
- Autor/in: Scott Carson
- Übersetzer/in:Marcel Häußler
- Verlag: Heyne Verlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-453-44111-8
- Form: TB, 496 Seiten
- Preis: 16,99 €