Water – Der Kampf beginnt von Paolo Bacigalupi führt auf recht drastische weise vor, wie der Klimawandel enden könnte oder zumindest seinen Fortgang nehmen könnte. Eigentlich bin ich kein Fan von Endzeitromanen – aber wenn es um ein vorstellbares Szenario geht, wie im vorliegenden Buch, bin ich gerne dabei. Man denkt bei der Lektüre – und auch noch lange danach – automatisch ein bisschen öfter darüber nach, sein Verhalten nachhaltiger zu gestalten.
Water – Der Kampf beginnt
Paolo Bacigalupi
Wer den drohenden Klimawandel lange genug ignoriert hat, landet am Ende in einem Chaos aus Hitze, Staub und Geldgier – oder, wenn er genug Geld hat, in einer der sündhaft teuren Arkologien, die überall entstehen. Im amerikanischen Südwesten ist man dort schon angelangt. Heftige Sandstürme toben über das Land, Hitze, Staub und Nahrungsmittelknappheit beherrschen einen großen Teil der Bevölkerung. Der andere, wohlhabende, Teil kämpft mit Kriminalität und Korruption.
Der Schweiß erzählte die Geschichte eines Körpers: Er verdichtete sich zu Perlen auf der Stirn, besudelte Hemden mit salzigen Flecken. Er verriet, wie die Menschen zur falschen Zeit am falschen Ort gelandet waren und ob sie den nächsten Tag noch überleben würden. Water – Der Kampf beginnt, S. 7
Mein Eindruck:
Wenn für uns selbstverständliches zum Luxusgut wird …
Helden – mal still, mal explosiv
Der Einstieg in Water – Der Kampf beginnt ist ein bisschen mühsam oder langwierig, allerdings ist es notwendig, die beiden Hauptprotagonisten Angel Velasquez und Lucy Monroe etwas ausführlicher vorzustellen. Angel ist ein Söldner, der für die Wasserbehörde von Nevada überall dorthin geht, wo es brenzlig wird – Lucy ist Reporterin und immer der neuesten Story und dem angesagtesten Gerücht auf der Spur. Daneben gibt es natürlich noch weitere, für die Story wichtige, Personen – aber das würde zu weit führen.
Phoenix, Arizona
Aufgehängt ist die Geschichte an den Schicksalen von Lucy und Angel und trotzdem spielen sie eigentlich nur Nebenrollen. Die tatsächliche Hauptrolle gebührt den immer weiter versandenden, sterbenden Städten wie Phoenix, deren Schicksal Paolo Bacigalupi in sehr eindrucksvollen, einprägsamen Worten schildert. Wenn der Liter Wasser mehr als 10 Dollar kostet, wer würde da nicht auf merkwürdige und sicher auch mal illegale Ideen kommen? Wer würde sein letztes bisschen Wasser nicht bis aufs Blut verteidigen?
Verzweiflung gegen Verstand
An der Verzweiflung der ganz normalen Einwohner verdienen der Staat, große Firmen und jede Menge Hochstapler, die ihnen versprechen mit Fracking Grundwasser zu Tage zu fördern, dass diese sich damit lediglich ihren eigenen Platz in einer der hochmodernen Arkologien verdienen wollen, weiß man zwar, aber es wird gerne verdrängt. Als dann das Gerücht umgeht, in Phoenix sei eine neue Wasserquelle auftaucht, kommt plötzlich so etwas wie Goldgräberstimmung auf – mit allen negativen Aspekten, die man schon damals am Klondike beobachten konnte.
Auf der Abschussliste
Durch dieses Gerücht begegnen sich auch Lucy und Angel, wenn auch mit ganz anderen Zielen und Voraussetzungen. Doch unversehens finden sie sich auf derselben Seite wieder, auf der Seite derer, die auf der Abschussliste der Reichen und Mächtigen stehen, auf der Abschussliste von Angels eigenen Leuten. Mit allen Mitteln kämpfen sie plötzlich beide um ihr Überleben und es wird ein harter, blutiger Kampf.
Action
Mit derselben Eindringlichkeit, mir Bacigalupi die verelendeten Städte, die Sandstürme und den Überlebenskampf mit wenig oder ohne Wasser geschildert hat, beschreibt er dann den Überlebenskampf gegen die Söldnertruppen, denen Angel selbst angehört hat. Es knallt und explodiert am laufenden Band irgendwas irgendwo und es fließt jede Menge Blut. Ein bisschen fühle ich mich wie in einem Actionfilm á la „Die Hard“ – manchmal ist es mir ein bisschen zu viel. Die Balance zwischen dem ruhigen „achtet-auf-den-Klimawandel“ – Teil und dem „alles-in-Deckung“-Teil ist nicht immer gelungen, aber meistens passt es.
Spannend und eindringlich
Ich konnte mich nicht wirklich entscheiden, welcher Teil des Buches mir besser gefallen hat, ich neige aber mehr zu dem ruhigen, aber dadurch umso mehr beunruhigenden, Teil, aber in der Gesamtheit fand ich Water – Der Kampf beginnt spannend und sehr gut geschrieben. Ich finde das Szenario vorstellbar, auch wenn ich hoffe, dass es so weit wie in dem Buch nicht kommt. Wer mal wegen Bauarbeiten zwei Tage von der Wasserversorgung abgeschnitten war, bekommt eine ganz kleine Vorstellung davon, wie es wäre, wenn dieser Zustand länger anhalten würde.
Mein Fazit:
Water – Der Kampf beginnt beeindruckt mit einem gut durchdachten Plot und einer sehr eindringlichen Schreibweise. Das gelegentliche Überangebot an Blut und Action konnte ich dadurch locker verschmerzen.
- Titel: Water – Der Kampf beginnt
- Originaltitel: The Waterknife
- Autor: Paolo Bacigalupi
- Übersetzer/in: Wolfgang Müller
- Verlag: Blessing
- Genre: Thriller, Science Fiction
- Erscheinungsjahr: 2016
- ISBN: 978-3-89667-530-9
- Form: gebunden, 464 Seiten
- Preis: 19,99 €