Winterland von Janni Pedersen und Kim Faber ist nicht nur der Debütroman der Eheleute und Journalisten, sondern auch der Auftakt einer neuen Reihe. Ich lese ja immer ganz gerne Reihen und neuerdings habe ich ja auch die skandinavischen Autoren für mich entdeckt, so dass ich mich schon eine ganze Weile auf Winterland gefreut habe. Die Kritiken waren ja durchgehend recht positiv und so bin ich ganz entspannt in die Reihe gestartet.
Winterland
Juncker & Kristiansen 1
Janni Pedersen & Kim Faber
Die verschlafene Provinzstadt Sandsted in Dänemark wird von einem schrecklichen Mord erschüttert. Ein Mann wird brutal erschlagen aufgefunden und seine Ehefrau ist verschwunden. Keiner hat etwas gesehen, es gibt keine Spuren, kein ersichtliches Motiv und das ganze Städtchen ist verunsichert. Martin Juncker, einer der besten Mordermittler Dänemarks, der wegen eines verhängnisvollen Fehlers aus Kopenhagen nach Sandsted versetzt wurde, übernimmt den Fall. Zeitgleich ist seine ehemalige Kollegin und Lebenspartnerin Signe Kristiansen auf der Jagd nach einem Attentäter der auf dem Weihnachtsmarkt in Kopenhagen eine Bombe gezündet hat.
Der Sommerwind streicht ihr warm über das Gesicht. Leicht wie eine Feder geht sie auf bloßen Füßen über die Wiese. Das Gras ist feucht vom Morgentau, irgendwo im Garten zwitschert eine Amsel, und sie spürt eine Freude wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Winterland, S. 7
Mein Eindruck:
Politik, Verbrechen und Emotionen
Perspektiven
Winterland wird hauptsächlich aus zwei Perspektiven erzählt – aus der Martin Junckers und der Signe Kristiansens. Die beiden waren lange Zeit Kollegen, aber auch ein Paar, trotzdem begleitete Kristiansen ihn nicht, als er nach einem gravierenden Fehler in die ferne Provinz strafversetzt wird. Sie bleibt in Kopenhagen, in ihrer alten Dienststelle, während er in die kleine (fiktive) Stadt Sandsted, die Stadt seiner Kindheit, zurückkehrt.
Altlasten
Beide haben eine Menge “Altlasten” zu tragen, eine Tatsache, die ich persönlich in einem Thriller nicht so gut gebrauchen kann. Juncker leidet schon sehr unter der bisher nur räumlichen Trennung von Signe, denn es deutet sich an, dass ihre Beziehung mehr und mehr bröckelt und auf das nahende Ende zusteuert. Ich glaube, ein bisschen nagt es aber auch an ihm, dass Signe in Kopenhagen die viel interessanteren Fälle lösen muss.
Verantwortung
Juncker selbst ist mit seinen 58 Jahren quasi wieder zu Hause eingezogen, denn sein Vater leidet an einer fortschreitenden Demenz. Die Hälfte der Zeit erkennt er seinen Sohn nicht wieder, spaziert barfuß durch den Schnee oder macht sich in die Hose. Einst war Junckers Vater ein mächtiger, zynischer Anwalt der sich nie um seinen Sohn gekümmert hat – nun muss eben dieser Sohn sich um Schatten dieses Mannes kümmern. Ich kann mir vorstellen, wie sehr das an den eigenen Kräften zehrt-
Ermittlungen
Die eigentliche Geschichte erstreckt sich über 14 Tage im Dezember/Januar, in denen ich an klassischer Polizeiarbeit teilnehmen darf, Zeugenbefragungen erlebe und alles was im Polizeialltag eher nicht so spannend ist. Aber in Winterland ist das alles dann doch gar nicht so langweilig wie es klingt, sondern ich hatte viele Gelegenheiten meine eigenen Theorien zu entwickeln und sie dann auch wieder regelmäßig zu beerdigen. Ich mag das auf jeden Fall ganz gerne
Nebenfiguren
Eine ganze Reihe netter Nebenfiguren sorgen immer wieder für Abwechslung und sicher auch mal für den einen oder anderen Grinser. Allen voran natürlich Junckers Vater, der durch seine Demenz immer wieder ziemlich absurde Situationen verursacht. Allerdings dürfte das für Erkrankte und Angehörige so gar nicht komisch sein. Aber auch der Gerichtsmediziner Gösta Markman wirkt sehr nett, genau wie der junge Polizeistudent Kristoffer Kirch – der allerdings offenbar unter PTBS leidet – alles in allem ein bisschen viel Drama finde ich.
Therapie
Grundsätzlich dreht sich die ganze Handlung um politische Veränderungen, die mit der Angst vor dem Terrorismus einhergehen und den persönliche Dämonen der Protagonisten. Mir persönlich waren das einfach zu viele verschiedene Dramen für einen Thriller. Ich bin mir sicher, dass Polizisten sehr viele Dinge sehen und hören, die ihnen psychische Probleme bereiten können – aber von einem Thriller erwarte ich vor allem Spannung und ein gewisses Maß an Action. Winterland hatte für mich eher etwas von einer Therapiesitzung mit gleich mehreren Patienten.
Mein Fazit:
Winterland von Janni Pedersen und Kim Faber konnte mich nicht wirklich überzeugen. Es ist schön geschrieben und die Grundidee fand ich gut – aber ich mag mir nicht ständig die Probleme anderer Leute anhören wenn ich einen Krimi oder Thriller erwarte.
- Titel: Winterland
- Originaltitel: Vinterland
- Autor: Janni Pedersen & Kim Faber
- Übersetzung: Franziska Hüther
- Verlag: Blanvalet Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-7645-0724-4
- Form: TB, 624 Seiten
- Preis: 15,00 €
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