Das sechste Herz von Claudia Puhlfürst wartet schon eine ganze Weile auf mich. Ich hänge ein bisschen mit meinen Rezensionen hinterher scheint mir – aber es war Urlaubszeit und auch wenn ich nicht verreist war, habe ich mir die eine oder andere Auszeit gegönnt. Außerdem bin ich kein großer Fan von tropischen Temperaturen, die wir ja in den letzten Wochen reichlich hatten – also habe ich mich vorzugsweise an kühleren Orten in unserer Wohnung aufgehalten, da gab es keinen PC. Aber jetzt haben wir ja wieder normale Temperaturen und ich kann mich ohne Schweißausbrüche meinen liegengebliebenen Rezensionen widmen.
Das sechste Herz
Claudia Puhlfürst
Die Redaktion der Tagespresse erhält einen anonymen Hinweis auf geheimnisvolle Beweisstücke die sie interessieren würden. Da niemand die Sache sonderlich ernst nimmt wird der Praktikant zu dem verlassenen Fabrikgelände geschickt und nach einer ziemlich gruseligen Schnitzeljagd kehrt er mit drei altertümlichen Behältern in die Redaktion zurück. Eine genaue Überprüfung des Inhaltes ergibt, dass es sich um menschliche Herzen handelt und es werden weitere Behälter angekündigt. Die Journalistin Lara Birkenfeld begibt sich Spurensuche und recherchiert was es mit diesen Behältern auf sich hat, ohne zu wissen, dass der Täter sie selbst auch schon längst im Visier hat.
Ein menschliches Herz war das sonderbarst und gleichzeitig das imponierendste Gebilde, das es gab. Das sechste Herz, S. 7
Mein Eindruck:
Richtig schön gruselig
Ungewöhnliche Ermittler
Das sechste Herz ist bereits der vierte Band einer Reihe rund um Lara Birkenfeld, einer freien Journalistin. Ich habe die Vorgängerbände nicht gelesen, trotzdem fand ich mich recht gut zurecht, denn wichtige Informationen daraus lässt die Autorin geschickt in den Text einfließen. Im vorliegenden Fall hilft ihr der Psychologe Mark, ebenso wie ihr Freund und Fotografenkollege Jo, bei der Recherche. Diese Ermittlerkombination gefällt mir gut, es müssen ja nicht immer Kommissare sein.
Gruselige Schnitzeljagd
Der Einstieg in den Roman ist mit der Schnitzeljagd des Praktikanten schon recht spannend und ziemlich gruselig. Hier trägt vor allem die detailreiche Beschreibung der Umgebung zur Spannung bei und zeitweilig hatte ich das Gefühl selbst im Dunkeln über das verlassen Gelände zu tappsen. Ich konnte gut nachfühlen, wie unheimlich dem Praktikanten zumute war. Aber selbst nachdem er einen Blick in die Behälter geworfen hat, weiß er nicht was er da spazieren trägt, das finde ich etwas merkwürdig, aber gut, wenn es denn so ist.
Frühe Erkenntnis
Relativ früh weiß ich als Leser, im Gegensatz zu den Protagonisten, wer der Täter ist und begleite Lara, Mark und Jo bei ihrer Recherche. Das führt natürlich immer wieder dazu, das man denkt „nein, geh nicht da rein“ oder „nein, tu das nicht“ – das macht natürlich einerseits die Spannung aus, das man mehr weiß als die anderen, führt aber auch schnell dazu, dass eine gewisse Langeweile aufkommt. Persönlich bevorzuge ich es bei Geschichten nicht von vorneherein den Täter zu kennen, aber das ist sicherlich Geschmackssache.
Motive?
Was sehr lange im Unklaren bleibt, ist sein Motiv. Gibt es diese Stimme die er hört nur in seinem Kopf? Manipuliert ihn jemand, indem er seine Krankheit ausnutzt? Wenn ja, wer manipuliert ihn? Diese Stimme hat ihn angehalten Märchen zu lesen, gruselige Märchen in denen es um Herzen geht, wie z. B. das Märchen Das kalte Herz von Wilhelm Hauff (übrigens sehr lesenwert) und der Täter versucht das alles irgendwie in einen Bezug zu dem zu bringen was er tut. Schon ziemlich krank, aber auch sehr spannend.
Fachchinesisch
Ein bisschen genervt haben mich die vielen Fachgespräche die Mark mit seiner Kollegin geführt hat und seine Überlegungen diesbezüglich.
Heutzutage wurden für die Therapie der antisozialen Persönlichkeitsstörung pharmakologsiche Methoden und die transkranielle Magnetstimulation vorgeschlagen (…) Das sechste Herz, S.200
Das sind mit schlicht zu viele fachspezifische Informationen und davon gibt es reichlich. Der Mittelteil der Geschichte verliert für mich dadurch und durch zu viele nebensächliche Gespräche und uninteressantes Geplänkel deutlich an Spannung. Zum Glück nimmt im letzten Drittel aber die Spannung wieder zu und der „Showdown“ ist nochmal sehr aufregend. Ganz am Ende, quasi als Epilog, schreibt der Täter selbst noch einmal in einem Brief oder Tagebuch die Dinge aus seiner Sicht. Darauf hätte ich verzichten können, aber egal.
Mein Fazit:
Das sechste Herz ist ein wirklich guter Thriller, sehr ansprechend geschrieben und trotz einiger Längen zwischendurch sehr lesenswert. Ich finde übrigens nicht, dass man besonders starke Nerven oder einen extrem resistenten Magen haben muss um das Buch zu lesen – aber vielleicht bin ich auch schon abgehärtet.
- Titel: Das sechste Herz
- Autor: Claudia Puhlfürst
- Verlag: Blanvalet (nur noch gebraucht zu haben)
- Genre: Thriller/Krimi
- Erscheinungsjahr: 2013
- ISBN: 978-3-442-37698-8
- Form: Taschenbuch, 384 Seiten
- Preis: 9,99 €