Der Turm der toten Seelen von Christoffer Carlsson fiel mir bei einem meiner Streifzüge durchs Netz gleich ins Auge Netterweise stellte der Bertelsmann-Verlag mir ein Rezensions-Exemplar zur Verfügung. Der Klappentext versprach mir einen düsteren, spannenden und sprachgewaltigen Thriller der Extraklasse – mal sehen, ob das Buch dieses Versprechen halten konnte.
Der Turm der toten Seelen
Christoffer Carlsson
Leo Junker, ein aufsteigender Stern bei der schwedischen Polizei, wurde bei einem Einsatz übel reingelegt und musste das daraus resultierende Fiasko allein auf seine Kappe nehmen. Seit dem ist nichts mehr wie es war. Tabletten, Alkohol und Depressionen bestimmen seinen Alltag und er hat Mühe seinen Tag in den Griff zu bekommen. Eine andauernde Suspendierung trägt da nicht gerade zur Besserung bei – bis zu dem Tag, als in der Wohnung unter ihm eine junge Frau ermordet wird. Sein kriminalistischer Spürsinn und seine Neugier erwachen und er macht sich auf die Suche nach dem Mörder.
Mein Eindruck:
Schweden ist nicht Bullerbü – definitiv nicht.
Zwei Handlungsstränge die verschmelzen
Die Handlung von Der Turm der toten Seelen ist in zwei Stränge geteilt. Der eine Strang bezieht sich auf die Gegenwart, auf die Ermordung der jungen Frau in dem Wohnhaus, in dem auch Leo Junker wohnt und auf die Ermittlung des Täters. Der zweite Handlungsstrang bezieht sich auf die Vergangenheit, genauer gesagt auf Leo Junkers Vergangenheit. Hier erfahre ich, wie Leo Junker wurde, was er heute ist.
Schnelle Auflösung des Mordfalles
Die Ermittlungen zum Mord an der jungen Frau laufen eher ruhig und gemächlich ab, immer wieder unterbrochen von Leo Junkers eigenen Erinnerungen und Erfahrungen, dass diese eigenen Erfahrungen, die sich hauptsächlich in einem sozialen Brennpunkt Stockholms abspielen, auch mit dem aktuellen Fall zusammenhängen, zeigt sich relativ schnell. Ebenso schnell zeigt sich übrigens, wer der Mörder ist – nicht unbedingt meine bevorzugte Art einen Krimi aufzulösen.
Ernüchternde Gesellschaftsstudie
Meiner Meinung nach steht aber auch die Lösung des Falles hier nicht unbedingt im Vordergrund. Dieses als Krimi/Thriller angelegte Buch entwickelt sich im Laufe der Seiten als persönliches Drama des Protagonisten Leo Junker und als ernüchternde Gesellschaftsstudie. Diese ist zwar nicht unspannend, aber auch nicht wirklich neu. Düstere, beklemmende Milieustudien und mehr oder weniger gebrochene Ermittler sind im Moment zwar en vogue, gefallen mir aber trotzdem nicht.
Leise, eindringliche Töne
Unabhängig davon, ob man skandinavische Thriller nun mag, oder so wie ich, eher nicht mag, hat mich Carlssons Schreibstil dazu gebracht, Seite um Seite umzublättern. Seine eindringliche, leise Art Ereignisse und Umgebungen zu beschreiben, hat mich sehr beeindruckt, auch wenn ich mit dem Inhalt eher weniger anfangen konnte. Aber ist es nicht auch eine Kunst, jemanden der ein Buch nicht mag, dazu zu bringen es trotzdem zu Ende lesen zu wollen?
Mein Fazit:
Der Turm der toten Seelen von Christoffer Carlssons ist ein typischer Skandinavien-Thriller, der Ermittler vergleichbar mit Kurt Wallander oder Harry Hole. Wer diese atmosphärisch eher düsteren Thriller mag, der wird auch Christoffer Carlssons Ermittler Leo Junker lieben.
- Titel: Der Turm der toten Seelen
- Autor: Christoffer Carlsson
- Übersetzer/in: Susanne Dahmann
- Verlag: Penguin Verlag
- Genre: Krimi/Thriller
- Erscheinungsjahr: 2015
- ISBN: 978-3-570-10232-9
- Format: Taschenbuch, 352 Seiten
- Preis: 14,99 €