Die Leuchtturmwärter von Emma Stonex ist nicht tatsächlich der Debütroman der Autorin, aber es ist wohl auf jeden Fall das erste Buch, das unter ihrem eigenen Namen erscheint. Allerdings habe ich so gar keine Ahnung unter welchem Pseudonym sie bisher veröffentlicht hat, aber das ist ja eigentlich auch gar nicht wichtig. Mich hat bei diesem Buch vor allem der Bezug zu einer tatsächlichen Begebenheit neugierig gemacht, denn ich finde die “echte” Geschichte schon ein bisschen gruselig.
Die Leuchtturmwärter
Emma Stonex
Am Silvesterabend 1972 verschwinden Bill Walker, Arthur Black und Vincent Bourne, alle drei gemeinsame Leuchtturmwärter am Leuchtturm von Maiden Rock, 15 Seemeilen südwestlich von Land’s End, vollkommen unerwartet und unerklärlich von ihrem Posten. Zwanzig Jahre später kommt der junge Autor Dan Sharp auf die Idee die Ehefrauen der drei Verschwundenen zu interviewen um aus all dem eine spannende Geschichte zu kreieren und vielleicht auch um doch noch zu klären, was damals wirklich passiert ist.
Trident House wurde unterrichtet, dass drei Wärter vom Maiden-Rock-Leuchtturm, 28 km süd-westlich von Land’s End gelegen, verschollen sind. Bei den Männern handelt es sich um Oberwärter Arthur Black, Wärter William »Bill« Walker und Hilfswärter Vincent Bourne. Ihr Verschwinden wurde gestern Morgen von einem ortsansässigen Bootsführer und seiner Mannschaft entdeckt, die eine Ablösung zum Leuchtturm und Mr Walker ans Festland bringen wollte. Die Leuchtturmwärter, S. 23
Mein Eindruck:
Mysteriös, spannend und tragisch
Wahre Grundgeschichte
Die Leuchtturmwärter basiert auf einer wahren Geschichte und ein bisschen ist das sicherlich auch der Grund, warum ich mich für dieses Buch interessiert habe. Im Dezember 1972 verschwand die komplette Besatzung eine Leuchtturms vor der englischen Küste. Das Hilfsteam fand die Tür des Turmes von innen verriegelt, den Küchentisch für zwei (nicht wie es eigentlich zu erwarten war für drei) Personen gedeckt und beide Uhren waren um Viertel vor neun stehengeblieben – also ein perfektes Locked-Room-Mystery.
Ehefrauen
Zuerst ein bisschen widerstrebend, dann aber immer offener, berichten die Ehefrauen – die eher stolze und pragmatische Helen, die leicht nervöse, depressive Stubenhockerin Jenny und die gehetzte und gestresste Mutter Michell – von dem eher unsteten Leben, dass diese mit ihren Männern hatten. Ich denke man kann das heute sicherlich durchaus immer noch mit dem Eheleben von Seeleuten oder Mitarbeitern auf Bohrplattformen oder so vergleichen. Aber wegen der fehlenden technischen Möglichkeite erfuhren die Frauen damals so gut wie nichts über der Alltag ihrer Männer, was heute sicherlich ein bisschen anders ist.
Alltagsleben
So lastete aber allein auf den Schultern der Frauen der ganz normale Alltag, der Ärger mit oder wegen der Kinder, die Schwierigkeiten immer etwas ordentliches zu Essen auf den Tisch zu bringen, aber auch die vielen einsamen Stunden und die Sorge um ihre Männer. Aber es gibt auch reichlich Geheimnisse, von denen jeder glaubt, der jeweils andere wisse nichts davon. Grundsätzlich lavieren aber alle einfach nur um diese Sache herum und ich lasse mich irgendwie immer wieder auf die Seite der einen ode andern Frau ziehen – ganz gegen meinen Willen.
Stressiger Job
Auch den Ehemännern wird viel abverlangt. Sie leben über einen langen Zeitraum auf sehr engem Raum in einer Dreierkonstellation miteinander, umgeben von Meer und Nebel. Da gibt es natürlich auch Streit, Stress, Fehler und Reibungspunkte die durchaus auch zu Gewalt führen können. Mich hat vor allem die Isolation und Monotonie sowie die psychologischen Folgen dieser eher erzwungenen Einsamkeit beeindruckt. Emma Stonex schildert das alles sehr bildhaft und eindringlich, fast kann ich das beständige Rauschen des Meeres tatsächlich hören.
Lösungsvorschläge
Im Laufe der Zeit kristallisiert sich eine Lösung für das Verschwinden heraus. Ein in der ganzen Geschichte vorhandener, latent übernatürlicher, Faden wäre eine mögliche Erklärung für die Geschehnisse. Aber die Autorin bietet auch eine ganz rationale Erklärung für das Verschwinden und so kann ich mir als Leser ein bisschen Aussuchen, welche Erklärung ich bevorzuge. Persönlich gefällt mir die übernatürliche Erklärung am besten, aber das ist halt Ansichtssache.
Verliebt in die Geschichte
Diese an sich schon recht lange Rezension trifft aber so gar nicht wirklich, wie ich mich beim Lesen der Geschichte gefühlt habe. Die Spannung baute sich langsam aber stetig auf und ich schwankte beim Verteilen meiner Sympathiepunkte ständig hin und her. So wirklich sympathsich fand ich eigentlich keinen der Charaktere, konnte aber dennoch jeden irgendwie verstehen – schon ein bisschen paradox, oder? Ich bin immer noch ganz verliebt in die Geschichte uns vor allem in die Art, wie sie erzählt wird.
Mein Fazit:
Die Leuchtturmwärter von Emma Stonex ist eine wahnsinnig spannende, leicht mysteriöse Geschichte die auf einer wahren Begebenheit basiert. Persönlich bin ich ganz verliebt in ihren Schreibstil und in die Geschichte – jetzt warte ich auf mehr …
Update: Fast zeitgleich zu meiner Rezension bin ich auf ein spannende Dokumentation bei Phoenix gefunden – sehr sehenswert.
- Titel: Die Leuchtturmwärter
- Originaltitel: The Lamplighters
- Autor/in: Emma Stonex
- Übersetzer/in: Eva Kemper
- Verlag: Fischerverlage
- Genre: Roman
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-10-397037-1
- Form: HC, 432 Seiten
- Preis: 22,00 €