Opfer von Pierre Lemaitre erreichte mich mit einer netten Werbeaktion vom Tropen Verlag, der wiederum zum Klett-Cotta Verlag gehört. Zuerst erhielt ich einen Brief mit einem vermeintlich blutbefleckten Stück Stoff darin. Darauf stand: “Drei Schüsse auf die Frau die Sie lieben”. Ein paar Tage später erreichte mich dann das dazugehörige Buch. Ich fand die Aktion recht witzig und sie hat mich neugierig auf das Buch gemacht. Ziel erreicht würde ich sagen.
Opfer
Pierre Lemaitre
Anne Forestier ist in einer Einkaufspassage unterwegs und tut, was man dort so tut. Bummeln, Leute begutachten und Kaffee trinken. Ein Malheur mit einem Kaffeebecher zwingt sie in den Waschraum und hier beginnt ihr ganz persönlicher Albtraum. Drei bewaffnete und zum Teil maskierte Räuber knüppeln sie nieder und überfallen anschließend ein Juweliergeschäft. Irgendwie schafft Anne es dann doch zu fliehen und wird von da an von den Räubern gejagt. Sie ist die einzige, die ihre Gesichter gesehen hat und sie identifizieren kann. Aber das Gangstertrio hat die Rechnung ohne den Annes Freund gemacht – denn Camille Verhoeven ist Chef der Pariser Mordkommission und jagt nun seinerseits die Gangster.
Ein Ereignis wird als entscheidend angesehen, wenn es Ihr Leben total aus der Bahn wirft. So hat Camille Verhoeven es ein paar Monate zuvor in einem Artikel über “Die Beschleunigung der Geschichte” gelesen. Opfer, S. 11
Mein Eindruck:
Zur falschen Zeit am falschen Ort…
Tempo
Opfer ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Die Handlung erstreckt sich über drei Tage und jedes Kapitel ist mit einer Uhrzeit und manchmal mit dem entsprechenden Datum betitelt. Abwechselnd kommt jeder, also der Kommissar, Anne Forestier und einer der Räuber, als Ich-Erzähler zu Wort. Das sorgt von Anfang an für ein sehr hohes Tempo, allerdings auch ein bisschen für Verwirrung. Bei mir jedenfalls.
Gewalt
Der Autor Pierre Lemaitre lässt mich als Leser recht tief in menschliche Abgründe blicken. Wer ein Problem mit der expliziten Darstellung von Gewalt hat, ist hier vielleicht nicht ganz richtig. Allerdings werden diverse Gewaltexzesse dann auch wieder mit einem recht hohen Maß an bösem Humor wett gemacht. Also insgesamt kein Buch für allzu empfindliche Menschen.
Band 3
Opfer ist offensichtlich der letzte Teil einer Trilogie um den kleinwüchsigen Kommissar Camille Verhoeven. Die beiden ersten Bände kenne ich nicht, konnte aber vollkommen problemlos der Handlung folgen, ohne den Eindruck zu haben, mir würden Informationen fehlen. So wirklich geht das auch aus keinem Teil des Buches hervor, was ich schon ein bisschen ärgerlich fand. Ich lese mehrbändige Reihen gerne in der richtigen Reihenfolge.
Logik
Insgesamt fand ich Opfer spannend, temporeich und vielleicht durch die häufigen Perspektivwechsel ein bisschen verwirrend. Das Buch erinnerte mich ein bisschen an 24 Hours ,allerdings in einer nicht-fernsehtauglichen, brutalen Version. Gelegentlich bleibt die Logik ein bisschen auf der Strecke oder wird zugunsten der Spannung reichlich gedehnt – man sollte es also nicht zu damit nehmen.
Mein Fazit:
Opfer ist ein gleichermaßen spannendes wie brutales Buch. Wer kein Problem mit expliziter Gewaltdarstellung hat, darf sich allerdings blendend unterhalten fühlen.
- Titel: Opfer
- Originaltitel: Sacrifices
- Autor/in: Pierre Lemaitre
- Übersetzer/in: Tobias Scheffel
- Verlag: Tropen Verlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-608-50370-8
- Form: TB, 329 Seiten
- Preis: 14,95 €