Krimi/Thriller
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[Rezension] Rotes Gold

Rotes Gold

Rotes Gold von Tom Hillenbrand läuft laut Verlag unter dem Label “Gourmetkrimi” oder “kulinarischer Krimi”. Das passt einerseits, aber auf der anderen Seite steckt viel mehr in diesem Krimi. Als Leser erfährt man sehr viel über Essen, Delikatessen – verbotene und erlaubte – sowie über die Eigenheiten der französischen, luxemburgischen und japanischen Küche. Man muss also schon ein gewisses Interesse an Essen haben, damit dieser Krimi funktioniert. Aber es geht auch um Schiebereien und Korruption hinter den Kochtöpfen.

Rotes Gold

Tom Hillenbrand

Der Luxemburger Koch Xavier Kieffer ist zu einem Gala-Dinner beim Pariser Bürgermeister eingeladen. Seine Freundin, eine berühmte Gastro-Kritikerin, hat ihm diese Einladung verschafft . Auch wenn ihn die vorschriftsmäßige Kleidung zu so einem Anlass ein bisschen quält, ist Kieffer schon sehr gespannt auf das Spektakel. Der Sushi-Sternekoch Mifune wird dieses exklusive Sushi-Dinner für die nicht weniger exklusiven Gäste des Bürgermeisters an einem ebenso exklusiven Ort zubereiten. Kieffer erwartet ganz große Kochkunst. Doch kurz nach der Vorspeise fällt der Sushi-Sternekoch plötzlich um und verstirbt kurz darauf. Die offizielle Version, ein Unfall durch giftige Tentakelspitzen beim Zubereiten der Speisen, hält Kieffer für blanken Unsinn. Die politischen Feinde des Bürgermeisters wittern bei diesem Fall ihre große Chance, den Bürgermeister und  Tod Mifunes zu nutzen, um ihn zu Fall zu bringen. Dieser wendet er sich an Kieffer und bittet ihn in diesem Fall zu ermitteln.

Xavier Kieffer sah an sich herab und strich mit der Linken über den dunklen Stoff seines neuen Anzugs. “Für dich muss ich mindestens eine Woche arbeiten”, brummte er und begann, in der Jacketttasche nach seinen Ducal zu kramen.Rotes Gold, S. 7

Mein Eindruck:

Die Liebe zur Gourmetküche kann offenbar tödlich sein…

Bereits der zweite Fall

Rotes Gold ist bereits Tom Hillenbrands zweiter Krimi rund um Xavier Kieffer. Das erste Buch Teufelsfrucht habe ich nicht gelesen, aber ich hatte auch kein Problem mich in die Geschichte einzufinden. Wichtige Details, z.B. über die Beziehung zwischen Kieffer und Valérie werden noch mal erwähnt und so kann man sich auch ohne Teufelsfrucht zu kennen mit dem Koch anfreunden.

Kulinarische Nachhilfe

Bereits auf dem Cover steht zu lesen, dass es sich um einen kulinarischen Krimi handelt und so dreht sich in Rotes Gold natürlich beinahe alles um’s Essen. Es gibt sehr viele Einblicke in die luxemburgische und die französische Küche, wobei letztere mir besonders durch die sehr unappetitliche Schilderung einer (eigentlich verbotenen) Delikatesse namens „Ortolans“ nicht wirklich sympathischer geworden ist.

Wirtschaftliche Interessen

Im Zusammenhang mit dem toten Sushi-Koch erfährt man sehr viel über Sushi, seine Tradition und seine Zubereitung, was für mich sehr interessant war obwohl oder vielleicht gerade weil ich mit rohem Fisch so gar nichts anfangen kann. Dazu gehören auch sehr viele Informationen zu dem Teil, den man vielfach gerne totschweigen möchte – z.B. die illegalen Geschäfte rund um den Blauflossenthun, Subventionsbetrug und die Umgehung der Fangquoten.

Mord als Randgeschehen

Um den Mord an Starkoch Mifune geht es beinahe nur am Rande, was aber nicht bedeutet, dass dieser Krimi langweilig wäre. Tom Hillenbrands Beschreibungen der Verflechtungen zwischen Wirtschaft und kriminellen Fischhändlern sind ausgesprochen spannend, lassen mich allerdings manchmal mit einem „Da kann man halt nichts dran ändern“-Gefühl zurück.

Charakterbeschreibungen

Genauso detailliert wie die kriminellen Machenschaften der Fisch-Mafia sind Hillenbrands Beschreibungen der handelnden Personen. Man kann sie sich schnell bildlich vorstellen und Sympathien und Antipathien sind auch gleich verteilt. Vor allem möchte man dem etwas übergewichtigen Koch Kieffer dringend raten, weniger oder besser gar nicht mehr zu rauchen. Seinen nächsten Fall könnte er sonst vielleicht nicht mehr erleben – so oft wie er zu seinen geliebten Ducal greift ist eine Packung pro Tag wohl nicht ausreichend.

Zu viel Gegend

Ein bisschen zu viel sind mir die vielen, durchweg liebevollen, Beschreibungen von Kieffers Heimat Luxemburg. Ich glaube unbesehen, dass es dort wunderschön ist, aber irgendwann ergeben sich aus den Schwärmereien ein paar sehr langatmige Passagen. Übrigens sind Städte wie Bottrop oder Gelsenkirchen längst nicht mehr grau und trist – Xavier Kieffers letzter Besuch dort scheint wohl irgendwann in den 70ern gewesen zu sein. Gegen Ende des Buches gewinnt der beinahe gemütliche Krimi dann noch mal an Tempo, wartet mit überraschenden Wendungen und einer ebenso überraschenden, aber logischen Auflösung auf.

Mein Fazit:

Rotes Gold  von Tom Hillenbrand ist ein nicht ganz typischer, aber trotzdem sehr spannender, Krimi, den ich am ehesten ins Fach „Wirtschaftskrimi“ legen würde. Wer auf gut recherchierte Hintergründe und ein eher gemächliches Tempo steht, der wird Rotes Gold auf jeden Fall mögen.

<b>Buchinfos</b>
  • Titel: Rotes Gold
  • Autor: Tom Hillenbrand
  • Verlag: KiWi-Verlag
  • Genre: Krimi
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • ISBN: 978-3-462-04412-6
  • Form: Taschenbuch,  352 Seiten
  • Preis: 8,99 €
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<strong>Reiheninfos</strong>
  • Teufelsfrucht
  • Rotes Gold
  • Letzte Ernte
  • Tödliche Oliven
  • Gefährliche Empfehlungen
  • Bittere Schokolade
  • Goldenes Gift

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