Scherbennacht von Nicole Neubauer ist der dritte Teil einer Reihe, allerdings habe ich die ersten beiden Teile nicht gelesen. Aber vielleicht hole ich das ja noch nach – wer weiß. Allerdings muss ich bei all den Büchern, die ich noch gerne lesen möchte ein Problem mit meinem Zeitmanagment.
Scherbennacht
Nicole Neubauer
Beim Joggen findet die Polizistin Sandra Benkow, genannt Sunny, die Leiche von Leo Thalhammer – ebenfalls Polizist. Er liegt erschossen in seinem Dienstfahrzeug auf einem verlassenen Sportplatz und von seiner Dienstwaffe fehlt jede Spur. Hauptkommissar Michael Waechter und sein Team beginnen mit den Ermittlungen und wissen von vorneherein, dass das kein leichtes Unterfangen wird. Auf der einen Seite mauern Kollegen, auf der anderen Seite ist der Druck durch Vorgesetzte und die Öffentlichkeit hoch. Sie beginnen in Thalhammers Vergangenheit zu wühlen und finden nicht nur erfreuliche Dinge.
Die Ameisen nahmen den Wagen in Besitz. In einer ordentlichen Kolonne kletterten sie an der Fahrertür hoch, über den Rand der Scheibe und verschwanden in dem geöffneten Spalt. Ihre Kameraden strömten auf demselben Weg wieder hinaus. Scherbennacht, S. 11
Mein Eindruck:
Ameisen sind störrische, zielgerichtete kleine Biester …
Bilder im Kopf
Manchmal schafft ein Autor es, mir Bilder in den Kopf zu pflanzen, die sich einfach lange halten. Nicole Neubauer gehört zu diesen Autoren – die oben zitierte Ameisenarmee ist dafür nur ein kleines Beispiel. So ein eigentlich unspektakuläres Bild wirkt auf mich oft viel mehr, als jede noch so detailgenaue Schilderung irgendwelcher blutigen Innereien.
Hauptfiguren
Hauptfiguren in diesem Kriminalfall sind – für mich jedenfalls – Michael Waechter und Hannes Brandl. Brandl, der immer noch unter den Nachwirkungen eines vergangen Falles leidet, wird angesichts des schwierigen Falles genötigt seinen Dienst wieder anzutreten und muss dafür seine Panikattacken möglichst gut verbergen. Waechter versucht zwar so gut es geht Rücksicht zu nehmen, aber immer funktioniert das halt nicht. Beinahe jeder im Team hat irgendein privates Problem, dass er mit sich herumschleppt – aber jeder schafft es trotzdem seine Arbeit professionell zu erledigen.
Mauerproblem
Die Ermittlungsgruppe rund um Waechter kommt ohnehin nur schleppend voran, denn beinahe jeder den sie befragen verheimlicht ihnen irgendwas und mauern wo sie können. Die Kollegen und die Familie von Thalhammer zeichnen das Bild eines Vorzeigebeamten, Vorzeigefreundes und Vorzeigeehemannes der immer mit jedem gut auskam und keine Feinde hatte. Nun ja, einen Feind hatte ja wohl auf jeden Fall, sonst wäre er wohl nicht erschossen worden. Aber Stück für Stück kommen sie dann doch der Wahrheit auf die Spur und finden sein Geheimnis heraus.
Kameradschaft
Der Spruch „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ scheint nicht nur für Ärzte zu gelten, sondern auch für Polizisten. Hier wird vieles unter den Teppich gekehrt und wer sich nicht daran hält, ist ganz schnell das „Kameradenschwein“. Sicher wird hier vieles überspitzt, aber grundsätzlich finde ich das schon sehr vorstellbar. Auch aktuelle Themen wie Großdemos, Gentrifizierung und Krawalle zwischen rechten und linken Gruppierungen – zuletzt gesehen in Hamburg – finden mühelos einen Platz in Scherbennacht ohne irgendwie aufgesetzt oder oberlehrerhaft zu wirken. Das Ende oder die Lösung ist dann für mich sehr überraschend und wird in einem spannenden Finale erzählt.
Mein Fazit:
Scherbennacht von Nicole Neubauer hat mich wirklich gefesselt und begeistert. Spannend, gut durchdacht und dank eines tollen Schreibstils ein echter Pageturner. Eine ganz klare Leseempfehlung für alle die es gerne spannend mögen. Ach ja, die ersten beide Bände werde ich mir jetzt leider auch noch kaufen müssen.
- Titel: Scherbennacht
- Autor: Nicole Neubauer
- Verlag: Blanvalet
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2017
- ISBN: 978-3-7341-0451-0
- Form: TB, 384 Seiten
- Preis:9,99 €
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