Der freie Hund stammt vom Autorenduo Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo. Wolfgang Schorlau kenne ich natürlich von den Dengler-Krimis, die ich sowohl als Bücher, aber auch als Fernsehserie mag – obwohl ich bei der Fernsehserie vor allem Ronald Zehrfeld liebe, der die Rolle des Dengler spielt. Von Claudio Caiolo weiß ist leider so gut wie gar nichts – aber vielleicht ändert sich das ja jetzt. Als ich das Buch Der freie Hund entdeckt habe, dachte ich mir, dass Venedig auf jeden Fall einen weiteren Commissario neben Brunetti brauchen kann und habe mich darauf gefreut, diesen kennenzulernen.
Der freie Hund
Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo
Der freie Hund – so wurde Commissario Antonio Morello in Sizilien genannt. Dort hat er sehr erfolgreich gegen die vorherrschende Korruption gearbeitet, was ihm einen Platz auf der Todesliste der Mafia eingebracht hat. Um Ruhe einkehren zu lassen hat man Morello ausgerechnet nach Venedig versetzt und Morello hasst alles an Venedig – selbst der Espresso doppio schmeckt seiner Meinung nach in Sizilien besser. Vielleicht kann sein erster Fall, ein ermordeter Kreuzfahrtgegner, ihm die Lagunenstadt doch noch schmackhaft machen?
Die Augen immer noch geschlossen, tastet er mit der rechten Hand nach dem Handy, das irgendwo auf dem Nachttisch liegen muss. Er zieht es unter die Decke und starrt auf das erleuchtete Display. Sechs Uhr. Zu früh zum Aufstehen, zu früh zum Frühstücken, zu früh zum Schimpfen, zu früh für alles. Der freie Hund, S. 10
Mein Eindruck:
Nicht jeder liebt Venedig …
Abneigung gegen Venedig
Morello kann Venedig so überhaupt nicht leiden und daraus macht er auch keinen Hehl. Die Touristenmassen, Kreuzfahrtschiffe die die Luft verpesten, stinkenden Kanäle, schlechter Espresso, die Vorurteile seiner neuen Kollegen ihm gegenüber – all das lässt ihn grimmiger wirken, als er tatsächlich ist. Seine eigenen Vorurteile gegenüber der Lagunenstadt und seiner Einwohner übersieht er dabei ganz geflissentlich.
Anführer der Studenten
Doch sein erster Fall sorgt zumindest für Abwechslung, aber auch für ein gewisses Aufsehen. Francesco Grittieri, Student und Sohn einer ebenso angesehenen wie wohlhabenden venezianischen Familie wird erstochen aufgefunden. Als Anführer einer Studentenbewegung, die gegen die vielen einlaufenden Kreuzfahrtschiffe kämpft, hat er sich aber eine ganze Reihe Feinde gemacht. Doch würden seine Gegner zu solchen Mitteln greifen?
Die Mafia lauert überall
Das die Mafia nicht nur in Sizilien überall ihre Finger im Spiel hat zeigt sich auch in diesem Fall recht schnell. In Venedig gibt es, ebenso wie in Sizilien, viele Leute die ganz genau hinschauen – aber eben auch viele Leute die gezielt wegschauen. Morell bemüht sich auch in Venedig seinem Ruf als “freier Hund” gerecht zu werden und verfolgt ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Stellungen jede Spur und schaut eben ganz genau hin.
Angenehme Struktur
Geschrieben ist das Ganze sehr flott, sehr eingängig – eben sehr professionell und gefällig. Das Buch ist in mehrere große Kapitel, die jeweils einen Ermittlungstag behandeln unterteilt, die dann wiederum in kleine, kurze, schnell zu lesende Abschnitte unterteilt sind.Gelegentlich, oder manchmal auch öfter, eingestreute italienische Begriffe, Redewendungen oder Flüche machen alles ein bisschen authentischer, genau wie die zitierten Songtexte von Morells Lieblingssongs.
Klischees dürfen nicht fehlen
Aber auch die Klischeekeule kommt recht häufig zum Einsatz. Da wird ein junger Taschendieb zu Morells glühendsten Fan und Helfer, weil er ihn mal eben “geläutert” hat und sorgt so für das soziale Klischee. Die nette Nachbarin, die Morell nicht ganz uneigennützig hilft, mit dem Tod seiner Frau abzuschließen, bedient dann das romantische Klischee. Die toughe, wehrhafte und nicht unbedingt modelmäßig aussehende Kollegin erhält dafür dann einen eher unpassenden Namen, der damit dann auch das sexistische Klischee befriedigt.
Mein Fazit:
Der freie Hund Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo ist insgesamt eine sehr unterhaltsame Angelegenheit und macht als Auftaktband einer neuen Venedig-Reihe auf jeden Fall neugierig. Ich würde mir für die Zukunft der Reihe auf jeden fall etwas mehr politische Brisanz wünschen – auch wenn mir klar ist, das Morell eben kein Dengler ist.
- Titel: Der freie Hund
- Autor: Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo
- Verlag: KiWi Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2020
- ISBN: 978-3-462-05245-9
- Format: broschiert, 336 Seiten
- Preis: 16,00 €
- Der freie Hund
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