Memory Man von David Baldacci ist der erste Teil einer neuen Reihe um den ungewöhnlichen Ermittler Amos Decker. Bisher habe ich von Baldacci nicht so viel gelesen, lediglich der zweite Band seiner John-Puller-Reihe Am Limit stand auf meiner Leseliste. Den fand ich recht gut und unterhaltsam und ich war gespannt, wie mit dieser Reihe so wird.
Memory Man
David Baldacci
Amos Decker ist ein ehemaliger Footballprofi, der eine glänzende Sportkarriere vor sich hatte. Aber ein denkwürdiger Unfall setzte seiner Sportkarriere ein Ende, sorgte aber dafür, dass er niemals wieder irgendetwas vergessen würde. Damit begann dann seine Karriere als Ermittler, die wiederum endete, als ein Unbekannter Deckers Frau und Tochter sowie seinen Schwager ermordete. Er fand die Leichen und konnte diesen Anblick, wie alles andere, nie wieder vergessen. Mittlerweile schlägt er sich als Privatdetektiv durch, bis eine ehemalige Kollegin ihm erzählt, der Täter der seine Familie getötet hat, habe sich gestellt. Decker spricht mit dem Mann, glaubt ihm aber kein Wort. Aber irgendwer hat sich wohl die Mühe gemacht, einen Täter zu präsentieren und Decker will herausfinden wer das ist.
Es waren Erinnerungen, die jedes Mal plötzlich und gewaltsam sein Inneres durchschnitten wie Schlachtermesser aus farbigem Licht. Er würde nie davon frei sein. Memory Man, S. 7
Mein Eindruck:
Ungewöhnliche Fähigkeiten sind immer schwierig
Spannender Plot
Der Plot zu Memory Man ist durchweg spannend, lädt zum mitraten ein und ich mag Baldaccis Schreibstil. Seine Schilderungen zu Deckers Gefühlschaos fand ich durchweg nachvollziehbar und stellenweise auch recht bewegend.Nichts vergessen zu können ist sicher genauso belastend, wie der Umstand alles zu vergessen. Meine medizinischen Kenntnisse reichen nicht aus, um zu beurteilen, ob dieser Unfall seinerzeit so etwas hätte auslösen können, also glaube ich Baldacci mal einfach, dass es so ist.
Medizinische Recherche
Allerdings hätte ich ihm das auch geglaubt, wenn er nicht gefühlte 769 mal erwähnt hätte. Manch andere medizinische Information hätte er besser ganz weggelassen, weil sie einfach nicht richtig ist. Asperger bekommt man nicht durch eine Kopfverletzung – Punkt. Die operative Veränderung der Geschlechtsorgane bei intersexuellen Menschen nennt man “Geschlechtsangleichung” der Begriff “Geschlechtsumwandlung” ist sowas von alt und überholt, dass er in einem Roman aus dem Jahre 2016 wirklich nichts zu suchen hat. Also manchmal tut man gut daran nicht mit allzuviel fachlichen Ausdrücken umher zu werfen.
Späte Sympathie
Abgesehen von diesen Kritikpunkten mochte ich den Memory Man aber. Decker ist ein eher brummiger, wortkarger Typ – was man aber angesichts seiner Vorgeschichte verstehen kann. Sein Sympathiefaktor steigt eher langsam und behäbig, aber er steigt. Der Fokus liegt hier sehr auf der Ermittlungsarbeit und auf den Beobachtungen die Decker während seiner Ermittlungen macht, für meinen Geschmack werden die Nebenfiguren allerdings sehr vernachlässigt. Ich hätte gerne mehr Deckers ehemalige Partner und Kollegen gewusst, aber da ist nur ein kleiner Minuspunkt.
Logisch oder nicht?
Zum Ende hin werden lose Handlungsfäden miteinander verknüpft und als Leser bekommt man so ein recht überraschendes Ende präsentiert. Ob man das nun logisch findet oder nicht, muss jeder selber entscheiden. Ich fand es aber trotz allem wirklich gut, weil die Tragik hinter all dem was passiert ist gut zum Ausdruck gebracht wird und es somit ein bisschen mit all dem Schubladen-Denken aufräumt. Nicht schlecht für ein Buch mit so einem schlechtem Cover.
Mein Fazit:
Memory Man ist ein spannender und durchaus ungewöhnlicher Thriller – also nicht vom absolut gewöhnlich-kitschigen Cover abschrecken lassen. Trotz kleinerer Kritikpunkte finde ich Memory Man sehr empfehlenswert.
- Titel: Memory Man
- Originaltitel: Memory Man
- Autor: David Baldacci
- Übersetzer/in: Uwe Anton
- Verlag und Bestellung: Heyne
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2017
- ISBN: 978-3-453-42218-6
- Form: TB, 560 Seiten
- Preis: 9,99 €
- Memory Man
- Last Mile
- Exekution
- Downfall