Todespassion von Elly Griffiths ist bereits der achte Band rund um die Archäologin Ruth Galloway und ich liebe jeden Einzelnen davon. Zum einen mag ich die Mischung aus Archäologie und Kriminalität, aber zum anderen finde ich die alleinerziehende Mutter Ruth Galloway so herrlich normal. Sie hadert mit ihrem Gewicht, sorgt sich darum ob sie genug Zeit für ihre Tochter hat, versucht ihr Liebesleben auf die Reihe zu bekommen und nimmt sich dabei nicht immer allzu ernst. Mir gefällt das wirklich gut und ich kann mich mit der Protagonistin recht gut identifizieren.
Todespassion
Ruth Galloway 8
In Norfolk führen, gefühlt jedenfalls, alle Wege nach Walsingham – einem mittelalterlichen Dorf, das für seine religiösen Marienschreine und seinen Status als Wallfahrtsort bekannt ist. Dr. Ruth Galloway, überzeugte Atheistin, hat den Ort immer gemieden, doch nun kann sie sich nicht mehr drücken. Als polizeiliche Beraterin wird sie im Mordfall hinzugerufen und das erinnert sie sofort an eine alte Studienfreundin, Pastorin in Walsingham, die eine Reihe merkwürdiger Drohbriefen erhalten hat. Zu allem Überfluss stellt sich schnell fest, dass auch der Druide Cathbad vor Ort ist und von einer Vision berichtet.
Detective Chief Inspector Harry Nelson erfährt die Neuigkeit auf dem Weg zur Arbeit. „Frauenleiche in Graben außerhalb Walsingham gefunden. SCU angefordert.“ Während er mitten auf der Straße mit Hilfe der Handbremse eine Hundertachtzig-Grad-Wende hinlegt, prasseln widerstreitende Gefühle auf ihn ein. Todespassion, S. 13
Mein Eindruck:
Interessant und spannend
Visionen
Der Druide Cathbad sollte oder wollte sich in Walsingham um eine bösartige Katze kümmern. Als er diesem gefährlich renitenten Tier auf einem Friedhof auflauert überfällt ihn eine Vision: Neben einem Grabstein sieht er die Jungfrau Maria in ihren klassischen blauen und weißen Gewändern. Leider entpuppt sich bald darauf seine Vision als die sehr bodenständige Leiche des 25-jährigen Models Chloe Jenkins, bekleidet mit einem blauen Morgenmantel und einem Nachthemd, die ganz in der Nähe einen Entzug macht.
Nachforschungen
Sie starb durch manuelle Strangulation und DCI Harry Nelson und sein Team müssen nun die Hintergründe der Tat klären. Schon bald darauf gibt es eine weitere Tote – ausgerechnet eine Pastorin. Erschreckt denkt Ruth an die anonymen Briefe, die ihre Schulfreundin erhalten hat und stellt ihrerseit nun auch Nachforschungen an. Zusätzlich betrachtet sie die neueren archäologischen Funde im Ort genauer und macht sich dadurch nicht nur Freunde, weil sie deren echtheit anzweifelt.
Störungen
Auch das Team rund um DCI Nelson wird nicht unbedingt freundlich aufgenommen, denn die ziemlich überwältigenden, spirituellen und religiösen Untertönen des Dorfes behindern sie regelmäßig in ihrer Arbeit. Mir fehlen ein bisschen Vorkenntnisse über all die unterschiedlichen Strömungen in der Church of England, ich kenne mich damit noch nicht mal in der heimischen Kirche aus, aber das wichtigste wird mir von der Autorin gut vermittelt. Sie schafft das ganz ohne dass ich mich belehrt, bekehrt oder überfordert fühle, auch ein Punkt, den ich an dieser Reihe mag.
Persönliches
Natürlich ist die On-Off-Beziehung zwischen Ruth und Harry wie immer in Thema. Sie sind die gemeinsamen Eltern der kleinen Kate, die bei Ruth wohnt, aber Harry ist nach wie vor mit der leicht glamourösen Friseurin Michelle verheiratet. Alle wissen irgendwie voneinander und alles worüber Ruth sich beschwert ist, dass Harry das Kind “Katie” nennt. Aber vielleicht ist auch das ja irgendwie normal. Ansonsten mag ich aber vor allem immer wieder die Mischung aus Drama, Atmosphäre, Humor und komplexen Charakterisierungen in dieser Serie.
Finale
Das Finale finde ich dieses Mal nicht so überraschend, aber trotzdem sehr spannend. Seinen Höhepunkt findet alles inmitten der altehrwürdigen Aufführung des jährlichen Karfreitags-Passionsspiele, die von den Dorfbewohnern sehr ernsthaft betrieben wird. Ich mochte allerdings die diversen “Slapstick”-Einlagen dabei nicht so wirklich. Ich bin nicht tatsächlich gläubig, finde es aber trotzdem nicht gut, wenn man den Glauben anderer ins Lächerliche zieht. Ansonsten hat mir das Buch aber wieder mal sehr gut gefallen.
Mein Fazit:
Todespassion von Elly Griffiths ist auch dieses mal wieder ein spannendes und gut zu lesender Fall. Nicht spektakulär aber eben sehr unterhaltsam.
- Titel: Todespassion
- Originaltitel: The Woman in Blue
- Autor: Elly Griffiths
- Übersetzer/in: Stefanie Kremer
- Verlag: Rowohlt Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2021
- ISBN: 978-3-499-00541-1
- Form: TB, 400 Seiten
- Preis: 12,00€