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[Rezension] Winter der Toten

Winter der Toten

Winter der Toten ist ein historischer Krimi, der kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges angesiedelt ist  und der Auftakt einer mehrteiligen Reihe ist. Ich war gespannt auf die Reihe – meine Eltern sind beide 1935  geboren und haben deshalb sowohl Kriegszeiten als eben auch die Nachkriegszeit miterlebt. Beide haben uns Kindern immer sehr viel davon erzählt, wofür ich ihnen auch sehr dankbar bin.

Winter der Toten

John Connell

München im Winter 1945 – die meisten Menschen leben in ausgebombten Häusern, haben kaum etwas zu essen und wissen nicht wie es weitergeht. Zwischen Einheimischen und amerikanischen Besatzern herrscht gegenseitiges Misstrauen, trotzdem müssen sie irgendwie miteinander klar kommen.  Dann erschüttern grauenhafte Morde die angeschlagene Großstadt und verunsichern die Menschen noch zusätzlich. Officer Mason Collins war früher beim Morddezernat des Chicago Police Departments angestellt, war dort aber nicht unbedingt der Mitarbeiter des Jahres. Deshalb hat er sich nach Kriegsende zur Militärpolizei versetzen lassen und ist in München gelandet. Eigentlich soll er dort Fälle bearbeiten, in denen amerikanische Soldaten verwickelt sind bearbeiten. Aber angesichts der bizarren Mordfälle beginnt er zu ermitteln, was seinen Vorgesetzten nicht gefällt.

Das vom Krieg zerrissene Deutschland war tatsächlich ein Drecksloch. Das Land hatte vor sieben Monaten kapituliert, aber es würden weitere Millionen sterben. Krankheit, Hunger und die eisige Umarmung des Winters waren an die Stelle von Kugeln und Bomben getreten. Winter der Toten, S.9

Mein Eindruck:

Wer sind denn nun die Bösen?

Die Hauptperson

Officer Mason Collins ist so etwas wie eine One-Man-Show. Er setzt sich über alle möglichen Vorschriften und Anweisungen hinweg – aber da er über herausragende Fähigkeiten verfügt, wird ihm meist verziehen. Bei diesen Mordfällen ist er gezwungen mit Oberinspektor Hans Becker von der Münchner Polizei zusammenarbeiten, was beiden nicht gefällt. Sie misstrauen sich gegenseitig und ich finde dieses Misstrauen hat John Connell gut geschildert.

Nebencharaktere

Neben Mason Collins gibt es noch andere Beteiligte, wie z.B. Laura, die Reporterin oder Masons Kollege Wolski. Beide tragen ziemlich viel dazu bei, den Fall aufzuklären, bleiben aber in der Geschichte ziemlich flach und eindimensional. Ebenso ergeht es dem Täter, dem zwar eigene Kapitel gewidmet sind, der für mich aber trotzdem nicht wirklich greifbar wird. Viel greifbarer wird für mich aber das zerbombte München.

„Nazis“ vs. „Amis“

Hier hat sich John Connell viel mehr Mühe gegeben zu beschreiben, wie die Menschen hier gelebt haben und wie sich gefühlt haben, wenn man bei ihnen z.B. Soldaten einquartiert hat. Ich finde den Spagat zwischen Verständnis für die Misere der Einheimischen und das Selbstverständnis, dass man als Sieger eben das Recht darauf, hat ganz gut gelungen. Auch das ständige gegenseitige Misstrauen zwischen „Nazis“ und „Amis“ wird gut beschrieben. Bewegend fand ich auch das Schicksal der vielen Kinder, die alleine in den Trümmern hausten und sich mehr schlecht als recht durchschlagen.

Der Kriminalfall

Der Kriminalfall um den es hier hauptsächlich geht, war gut durchdacht und logisch aufgebaut, allerdings steht er nicht so wirklich im Vordergrund – schade. Aber ist wohl auch eher schwierig alles in einem ersten Band unterzubringen. Ein spannender Fall, Vorstellung der Charaktere und Erklärungen zur Umgebung – da muss dann zwangsläufig etwas in den Hintergrund treten. Für den nächsten Band erhoffe ich mir etwas weniger „Superman-Image“ für Collins und etwas mehr Aufmerksamkeit für den Kriminalfall.

Gelungener erster Band

Denn trotz dieser kleineren Kritikpunkte fand ich Winter der Toten einen sehr gelungenen ersten Teil. Eine stimmige Atmosphäre, sympathische Protagonisten und ein  spannender Kriminalfall haben mich dank des flüssigen Schreibstils gut unterhalten und haben mir Lust auf mehr gemacht.

Mein Fazit:

Winter der Toten ist ein gelungener Auftaktband mit kleinen Schwächen und viel Potenzial für weitere spannende Geschichten rund um Officer Mason Collins.

Buchinfos
  • Titel: Winter der Toten
  • Originaltitel: Ruins of War
  • Autor: John Connell
  • Übersetzer/in: Jochen Stremmel
  • Verlag: Goldmann
  • Genre: historischer Krimi
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • ISBN: 978-3-442-48402-7
  • Form: TB,  512 Seiten
  • Preis: 9,99 € 
Reiheninfos

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