Krimi/Thriller
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[Rezension] Märchenwald

Märchenwald

Märchenwald ist bei mir eingezogen, nachdem mich ja schon vor einigen Tagen die geheimnisvolle Karte mit der spannenden Frage „Traust du dich in den Märchenwald?“ erreicht hatte. Natürlich hab ich mich getraut – ich war ja auch schon auf der Mädchenwiese

Märchenwald

Martin Krist

Max und seine kleine Schwester Ellie werden von ihrer Mutter in einen Wandschrank gesperrt. Dabei gibt sie Max den Auftrag auf seine kleine Schwester aufzupassen und, was auch immer geschieht, mit ihr zu ihrem Opa zu gehen. Fast zur gleichen Zeit erwacht Zoe, schwer misshandelt und traumatisiert in einer dunklen Gasse irgendwo in Berlin. Sie kann sich an nichts erinnern – sie ist sich noch nicht mal sicher, wie sie tatsächlich heißt oder wie sie in dieser Gasse gelandet ist. In einem anderen Teil Berlins wird Paul Kalkbrenner an einen eigentlich eher harmlosen Tatort gerufen – ein Rentner starb an einem Herzinfarkt. Was sich allerdings in seinem Abstellraum findet, ist alles andere als harmlos.

Und während Max seine Schwester an sich drückte, stellte er sich den stickigen, halbdunklen Verschlag tatsächlich als jene Höhle vor, von der seine Mutter ihm früher, als er noch ein kleiner Junge war, immer vor dem Einschlafen erzählt hatte. Märchenwald, S. 12

Mein Eindruck:

Sachen gibt’s …

Die Handlungsebenen

Märchenwald wird in verschiedenen Handlungsebenen erzählt, die lange Zeit parallel zueinander laufen. Dabei gibt es drei Hauptebenen

  • Da sind Max und Ellie, die sich auf den Weg machen, um quer durch Berlin zu ihrem Opa zu gelangen. Ein schwieriger und gefahrvoller Weg, auf dem sie die unterschiedlichsten Leute treffen. Max macht sich und Ellie immer wieder mit der Geschichte rund um den Märchenwald Mut, denn dort, wie es in Märchen so ist, wird am Ende alles wieder gut.
  • Der zweite Handlungsstrang betrifft Zoe – auch wenn das nicht ihr richtiger Name ist. Sie weiß nicht was geschehen ist, aber sie weiß, dass sie gejagt wird. Also flüchtet sie, im Prinzip ebenso wie die Kinder, quer durch Berlin, auf der Suche nach der Wahrheit. Gelegentlich blitzen Erinnerungen auf, die sie nicht einordnen kann, denen sie aber auf den Grund gehen will.
  • Die dritte Ebene dreht sich um den Rentner, der, an sich völlig harmlos, einem Herzinfarkt erlegen ist. Wären da nicht die Leichenteile in seiner Abstellkammer und die Essenreste auf seinem Tisch, wäre auch alles kein Problem. Da aber sowohl die Leichenteile als auch seine Bratenreste dieselbe DNA aufweisen steht fest, dass sie es mit einem Kannibalen zu tun haben.

Alle drei Handlungsebenen sind natürlich irgendwie miteinander verwoben – die zentrale Frage für den Leser  ist natürlich wie. Kalkbrenner ermittelt, trotz diverser privater Probleme, mit Hochdruck im Fall des Kannibalen und kommt den, im wahrsten Sinne des Wortes, unappetitlichen Hintergründen immer näher. Spannend finde ich vor allem, dass sich alle Personen immer mal wieder zufällig über den Weg laufen, ohne zu ahnen, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt. Erschreckend  finde ich dagegen die vielen Abgründe, die sich vor einem öffnen und wer alles bei den Ereignissen mitgemischt hat.

Zusammenhänge

Der Aufbau der Geschichte und die  Perspektivwechsel in den sich schnell abwechselnden Kapiteln geben der Geschichte viel Tempo und haben auf jeden Fall dafür gesorgt, dass ich  immer weiter lesen wollte.  Die Schilderungen, was die Kinder auf ihrer Irrfahrt quer durch Berlin erleben und wie es mit Zoe und ihrem Gedächtnisverlust weitergeht haben mich zunächst eigentlich mehr gefesselt, als die Ermittlungen rund um den Kannibalen. Vielleicht lese ich zu viele Thriller? Allerdings vermischen sich die Ereignisse gegen Ende immer mehr  und je mehr Zusammenhänge man erkennt, umso entsetzter wird man.

Ungereimtheiten

Natürlich gibt es auch kleine Ungereimtheiten, jedenfalls für mich – aber sie beeinträchtigen nicht wirklich den Gesamteindruck. Märchenwald glänzt durch eine spannende Grundstory, die mit viel Liebe zum Detail erzählt wird. Die Protagonisten wirken sehr lebendig, so dass man wirklich glaubt, sie tatsächlich zu kennen – und die einen mag man, die anderen nicht und wieder andere verabscheut man. Eben ganz, wie im richtigen Leben. Allerdings widerlegt das Leben am Schluß das Märchen, denn im Leben wird am Ende eben nicht alles gut.

Mein Fazit:

Märchenwald ist eine spannende, stimmige Geschichte mit einer nicht gerade magenfreundlichen Grundstory. Jedenfalls betrachte ich Einladungen zum Essen jetzt irgendwie mit anderen Augen. Wer sich gerne mal mit menschlichen Abgründen beschäftigt, der sollte sich Märchenwald nicht entgehen lassen.

<b>Buchinfos</b>
  • Titel: Märchenwald
  • Autor: Martin Krist
  • Verlag: Amazon
  • Genre: Thriller/Krimi
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • ISBN: 978-3750259096
  • Form: TB,  416  Seiten
  • Preis: 9,99 € 

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