Krimi/Thriller
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[Rezension] Lazare und der tote Mann am Strand

Lazare und der tote Mann am Strand

Lazare und der tote Mann am Strand von Robert Hültner ist keine Buch was einem gleich so ins Auge springt. Der Titel ist recht lang und sperrig, das Coverbild ist nett – aber auch nicht wirklich ein Eyecatcher. Wenn man aber schon mal andere Titel von Robert Hültner gelesen hat, dann kennt man diese Art Understatement von ihm und weiß, dass das alles nichts zu sagen hat.

Lazare und der tote Mann am Strand

Robert Hüttner

In Südfrankreich, genauer gesagt in Séte wird am Strand die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Es handelt sich um Pablo Fernandez, einen Gitans oder Zigeuner – eine Volksgruppe, die eigentlich nirgendwo sonderlich beliebt ist. Sehr zum Ärger der örtlichen Polizei wird Narciso Lazare von der Kriminalpolizei aus Montpellier hinzugezogen. Lazare vermutet entweder ein Verbrechen aus rassistischen Motiven oder aber aus Geldgier. Da wo die Wagensiedlung der Zigeuner schon seit Jahrzehnten stehen ist ein moderner Hotelkomplex geplant, der manchen Leuten viel Geld einbringen würde.

Fast zwei Wochen hatte Narciso Lazare – wenige Kollegen und nahe Freunde durften ihn ›Siso‹ rufen – auf La Farette ausgeharrt. Der abgelegene Hof gehörte zum Gemeindegebiet von Tormes, einem verschlafenen Flecken im nördlichsten Zipfel des Departements. Lazare und der tote Mann am Strand, S. 10

Mein Eindruck:

Das ganze Leben ist politisch …

Gitans

Hinter dem beinahe langweilig klingen Titel Lazare und der tote Mann am Strand verbergen sich gleich mehrere Handlungsstränge, die alle hochaktuell sind. In Südfrankreich ist der “Front National” sehr aktiv und die haben für Zigeuner, die ihrer Meinung nach nichts in Frankreich verloren haben, nicht wirklich viel über. Das wäre natürlich schon mal ein ganz guter Grund, jemanden zu töten. Aber es wäre auch recht simpel, oder?

Résistance

Zeitgleich mit dem Toten vom Strand muss sich Brigadier Georges Jeanjean um einen toten Senioren in St. Esprit kümmern. Der über 80-jährigen Jules Papin war so etwas wie eine Nationalheld, da er im zweiten Weltkrieg der Résistance angehört hat. Der Stromschlag, der ihn tötete entpuppt sich recht schnell als Mord. Kommissar Jacques Bruant, ebenfalls aus Montpellier angereist, hats seinen Täter augenscheinlich schnell gefasst.

Seilschaften

Narciso Lazare als Kommissar bleibt erst mal wenig greifbar. Ähnlich wie die Gendarmerie in Sète versteht man als Leser nicht so recht, was er tut und vor allem warum er es tut. Aber recht schnell begreift man die Zusammenhänge und durchschaut gewisse Strukturen. Es stinkt gewaltig, nicht nur in St. Esprit und in Séte, nicht nur bei den Gitans oder den Rechten, sondern auch bei der Polizei.

Erzähltempo

Hinter dem schon fast altmodischen Titel Lazare und der tote Mann am Strand verbirgt sich nicht nur ein klassischer, sehr spannender Krimi. Dazu gibt noch einen sehr aktuellen Blick auf unserer moderne Gesellschaft. Kurze Kapitel, ein hohes Erzähltempo und immer wieder wechselnde Perspektiven sorgen dafür, dass bei all dem nicht einen Moment langweilig zugeht. Am Ende laufen alle Handlungsebenen zu einem logischen, sehr spannenden, Ende zusammen.

Mein Fazit:

Lazare und der tote Mann am Strand ist ein spannender Krimi, mit sehr vielen politischen Beobachtungen. Trotzdem gerät der Krimiplot nie zur Nebensache sondern behält seine Spannung bis zur letzten Seite. Ich hoffe auf jeden Fall auf mehr von Narciso Lazare …

Buchinfos
  • Titel: Lazare und der tote Mann am Strand
  • Autor: Robert Hültner
  • Verlag: btb Verlag
  • Genre: Krimi
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • ISBN: 978-3-442-75660-5
  • Form: HC, 384 Seiten
  • Preis: 20,00 € 
Reiheninfos
  • Lazare und der tote Mann am Strand
  • Lazare und die Spuren des Todes

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