Der Spion und der Schauspieler von Liaty Pisani ist schon der vierte Teil der Spionageromane rund um den, manchmal etwas unentschlossenen, Spion Ogden. Zwei ungelesen Bücher aus der Reihe habe ich noch und ein ganz neues Buch aus der Reihe erscheint im Herbst. Dieser Band hat mir aus unterschiedlichen Gründen viel Spaß gemacht, unter anderem weil ich viele der Orte an denen Ogden sich in dieser Geschichte aufhält kenne. Die Strecke von Athen nach Delphi bin ich selber schon gefahren, den Apollontempel und das berühmte Orakel habe ich ebenso besichtigt wie das Gymnasion und so hatte ich ein leichtes Urlaubsfeeling beim Lesen dieses Buches – mein Griechenlandurlaub gestaltete sich allerdings wesentlich erholsamer als Ogdens Urlaub.
Der Spion und der Schauspieler
Ogden 4
Liaty Pisani
Nach den Ereignissen in Montsegur hat Ogden beschlossen seinen Beruf endgültig an den Nagel zu hängen. In der Hoffnung ihm werde sein Pensionärsleben schnell langweilig werden, bietet Stuart ihm sein Ferienhaus auf der griechischen Insel Tinos an und so macht Ogden sich auf den Weg nach Griechenland. Bei einer Besichtigung des Orakels von Delphi lernt er den Schauspieler und Regisseur Stephan Lange kennen, der seinerseits auf dem Weg nach Mykonos ist, um an einem Meditationskurs teilzunehmen. Als Lange nach Beendigung seines Kurses erfährt, dass sein Freund Keneally auf mysteriöse Weise mit seinem Flugzeug verunglückt ist, ist er alarmiert. Lange glaubt nicht an einen Unfall, sondern ist der Überzeugung das Keneally wegen seiner politischen Pläne aus dem Weg geräumt wurde. Als er diese Einschätzung einem Bekannten am Telefon mitteilt beginnt für den Schauspieler eine abenteuerliche Jagd, bei der ihm Ogden und letztlich auch der Dienst zur Seite steht und die mit einem großen Showdown in Berlin endet.
Mein Eindruck:
Eine ganz alte Geschichte …
Reale Ereignisse
Wie schon in Der Spion und der Dichter gibt es – gewollt oder ungewollt- Bezüge zu realen Geschehnissen, denn der Unfall von Langes Freund Keneally erinnert (ebenso wie der Name) unweigerlich an den Flugzeugabsturz von John F. Kennedy jr. 1999 vor Martha’s Vineyard. Auch andere, ganz reale Dinge wie das Abhör-System Echelon tauchen auf oder der Einfluß bestimmter Gruppen aus der Wirtschaft auf die Politik, der sogenannte Lobbyismus, kommt zur Sprache.
Gekonnte Mischung
Mir gefällt diese Mischung aus Realität, Fiktion und einer Portion Kritik an bestehenden Systemen, genauso wie Liaty Pisanis Art die Dinge auf eine eher nüchterne, beinahe analytische Art zu erzählen, ohne das dabei die Spannung verloren geht. Insgesamt hat mir Der Spion und der Schauspieler wesentlich besser gefallen als das letzte Buch dieser Reihe.
Gutes Tempo
Ich fand es spannender und mit mehr Tempo erzählt, ohne jedoch auf die vielen kleinen Details am Rande zu verzichten, wie z.B. die mittlerweile fast liebgewonnen Ausflüge ins esoterische, die mir an Liaty Psianis Büchern so gut gefallen. Auch die ständig wiederkehrenden Charaktere sind schon ein wenig zu guten Bekannten geworden, auch wenn die etwas naive Verena manchmal ein bisschen nervt. Dafür wird mir Stuart als neuer Chef des Dienstes immer sympathischer.
Nachvollziehbar
Ogden ist kein unfehlbarer, ständig selbstsicherer Frauenheld der Marke James Bond ist und ohne futuristische High-Tech Produkte auskommen muss und das gefällt mir gut, denn so bleibt vieles einfach etwas nachvollziehbarer. Auch wenn die Vorstellung eines staatenunabhängigen Geheimdienstes in Form einer Elite-Söldnertruppe schwer vorstellbar ist, erscheinen mir Ogden, Stuart und seine Kollegen mir etwas realistischer.
Mein Fazit:
Der Spion und der Schauspieler von Liaty Pisani ist ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle die klassisch erzählte Spionage- oder Kriminalromane mögen.
- Titel: Der Spion und der Schauspieler
- Autor: Liaty Pisani
- Originaltitel: ??
- Übersetzung: Ulrich Hartmann
- Verlag: Diogenes Verlag – leider nur noch gebraucht erhältlich?
- Genre: Roman
- Erscheinungsjahr: 2002
- ISBN: 978-3-257-23258-5
- Form: TB, 432 Seiten
- Preis: ?? €
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