Die London-Connection von Charles Cumming ist ein Spionageroman nach ganz alten Regeln. Ich habe die beiden Vorgänger Die Tunis-Affäre und Das Istanbul-Komplott schon seinerzeit bei Erscheinen gelesen und war von daher mit dem Schreibstil Cummings ein bisschen vertraut. Da beide Vorgänger mir gefallen haben, habe ich mich schon seit einer ganzen eine Weile auf diesen dritten Band gefreut.
Die London-Connection
Charles Cumming
Wieder einmal ist Tom Kell raus aus der Geheimdienstarbeit. Dieses Mal ist es allerdings eher seine Entscheidung. Nach dem Mord an seiner großen Liebe will mit seiner Arbeit abschließend, allerdings plagen ihn noch immer Rachegelüste. Da erhält er die Chance, sich an jenem russischen Topspion zu rächen, der seine Liebe ermordet hat. Akribisch und geduldig schmiedet er einen sehr komplexen Racheplan. Aber dabei erfährt er Dinge, die eine Entscheidung von ihm fordern, wessen Spiel er spielt.
Es war kurz nach drei an einem Mittwochnachmittag im Mai. Kell zählte elf Personen, die am Gleis warteten, zwei davon standen unmittelbar hinter ihm. Er erinnerte sich an eine vergessen geglaubte Übung aus dem Selbstverteidigungskurs. Die London-Connection, S. 19
Mein Eindruck:
Spione haben ein schweres, wenig glamouröses Leben…
Wieder auf Anfang
Erneut ist Tom Kell weg vom MI6 – dieses Mal allerdings freiwillig. Vielleicht hat er sich deshalb dieses Mal nicht so hängen gelassen. Er trinkt nicht, er raucht nicht (mehr) und ist bemüht, sich auch körperlich fit zu halten. Aber ich frage mich, welche Stellenbeschreibung wohl auf einen ehemaligen Spion zutrifft? Neue Jobs dürfte da wohl eher rar sein.
Rache
Aber da gibt es ja noch seine ganz persönlichen Rachepläne, die plötzlich gehörigen Auftrieb bekommen, als ihm Informationen über den Mörder seiner Geliebten zugespielt werden.Kell beginnt einen sehr komplexen Plan zu schmieden, um Rache zu nehmen. Stellenweise ist der Plan dann allerdings so komplex, das nicht nur Kell, sondern auch der Leser den Überblick verliert.
Ein bisschen viel Verwirrungen
Schwierig fand dieses Mal vor allem das gegenseitige ausspionieren und hinters Licht führen. Ich wusste bald gar nicht mehr, wer hier Freund und wer Feind ist. Kells leicht vertrauensselige Art in ehemalige Kollegen fand ich manchmal etwas nervig, weil manche Aktionen so offensichtlich gefaket waren, dass er es hätte merken müssen. Aber vielleicht habe ihn ja auch seine Rachepläne ein bisschen blind gemacht.
Die nationale Sicherheit
Doch die musste er ja dann auch bald aufgeben, denn es stand größeres auf dem Spiel. Schaut hier jemand Navy CIS? Da kommt ja auch immer der ominöse Satz “Es geht um die nationale Sicherheit” und so geht es auch Kell. Noch einmal muss er alles, was er gelernt hat aktivieren um den MI6 zu schützen und seine persönlichen Belange hinten an stellen. Am Ende tut er es, aber ob er trotzdem noch seine Rache bekommt? Ich weiß es, aber ich verrate es nicht.
Mein Eindruck:
Mit Die London-Connection bleibt Charles Cumming seinem Stil treu. Es gibt wenige Schießereien und Verfolgungsjagden und somit bleibt für mich am ehesten der Eindruck von Realität vorhanden. Spannend ist es trotzdem, denn dafür sorgt ein intelligenter, sehr aktueller Plot – und das viel besser als zu viel sinnloses Blutvergießen.
- Titel: Die London-Connection
- Originaltitel: A Divided Spy
- Autor: Charles Cumming
- Übersetzer/in: Eva Bonné
- Verlag und Bestellung: Goldmann Verlag
- Genre: Krimi/Thriller/Spionage
- Erscheinungsjahr: 2017
- ISBN: 978-3-641-20462-4
- Form: E-Book
- Preis: 8,99 €
- Die Tunis-Affäre
- Das Istanbul-Komplott
- Die London-Connection