Die Republik von Maxim Voland wurde mir freundlicherweise vom Piper Verlag als Rezensionsexemplar zugesandt. Ich lese immer mal ganz gerne politische Bücher und ganz gelegentlich auch mal Fantasy-Geschichten – Die Republik hörte sich für mich wie eine Mischung aus beidem an. Wobei mir vorzustellen, dass alles irgendwie anders gelaufen wäre ist nicht mein Problem – die Frage ist, was ich davon halten soll.
Die Republik
Maxim Voland
Gustav Kuhn, Oberst bei der Stasi und Roland Kandwitz, ein bekannter Journalist, genießen ihre Mittagspause bei Sonnenschein, Goldbroiler und Würzfleisch auf einer Dachterrasse im Zentrum Berlins. Sie philosophieren über die kurzfristigen Unruhen im Herbst 1989 und reden über persönliche Probleme, da erreicht weiter unten in den Straßen eine Giftgaswolke die Innenstadt. Auch in der kleinen westdeutschen Enklave West-Berlin breitet sich das Giftgas aus und die westlichen Agenten, die dort ihren Standort haben versuchen panisch herauszufinden, woher die giftige Wolke kommt, woraus sie besteht und vor allem ob sie einem Unfall oder einem Attentat entstammt. Mit ziemlich ähnlichen Fragen beschäftigen sich die Mächtigen in der DDR.
Die Bundesrepublik Deutschland wird am 25. Mai gegründet, doch es gibt schon wenige Wochen danach alarmierende Zeichen, dass sie nicht lange existieren wird. Die Republik, S. 11
Mein Eindruck:
Interessantes und recht utopisches was wäre wenn
Sehr schwer
Ich muss zugeben, dass mir das Lesen von Die Republik unerwartet schwer fiel. Ich lese gelegentlich mal Science Fiction, aber da spielt sich dann alles in einer sehr weit entfernt Zukunft oder aber in den Tiefen des Weltraums ab. Ich kann also nicht wirklich etwas damit verbinden, weil es weit, weit weg von meiner Lebensrealität ist. Bis zum Beginn dieses Romans war mir nicht bewusst, wie wichtig diese Distanz beim Lesen für mich ist.
Kerngeschichte
Der Kern der Geschichte ist spannend erdacht und ebenso spannend erzählt. Diplomaten und Agenten auf beiden Seiten stochern gehörig im Nebel um den Dingen auf den Grund zu gehen. Zeitgleich spinnen sie aber munter an allerlei Intrigen weiter. Soweit ist Die Republik eine Geschichte die mich fesselt, denn ich liebe gute Agentengeschichten – abseits von James Bond und dem Tamtam – wirklich sehr. Das hat auch hier, dank des sehr eingängigen Schreibstils des Autors, super funktioniert.
Weltbild
Wovon ich mich tatsächlich nicht trennen konnte war mein, offenbar recht festgefahrenes, Weltbild. Natürlich hätte die DDR weiter existieren können und sich sicher dann auch erweitern können – und da der Mensch sich an alles gewöhnt, hätten sich auch alle Menschen irgendwann an Stasi und Co. gewöhnt. Solange die Menschen satt und einigermaßen zufrieden in ihrem persönlichen Leben sind, wird eher selten aufbegehrt – wenn doch, kann man wie in China mit drakonischen Strafen dagegen vorgehen. Eine Vorstellung, die mir überhaupt nicht gefällt.
Ambivalent
Insgesamt fand ich das Buch sehr ambivalent – ich mochte den Krimipart mir seinen Agenten und Geheimnissen, aber ich konnte den geschilderten Staat und einen großen Teil der vorgestellten Personen einfach nicht leiden und mir auch so gar nicht vorstellen. Ja, ich kenne natürlich Würzfleisch und weiß, was ein Grilletta ist – aber das reichte nicht, um Sympathien aufzubauen. Aus meiner sehr subjektiven und sicher sehr westlichen Sichtweise ist und war der Stasi-Apparat nicht akzeptabel und ich gehe davon aus dass es den meisten ehemaligen DDR-Bürgern ebenso geht – und ein bisschen kulinarische Folklore reisst das für mich raus.
Mein Fazit:
Die Republik lässt mich einigermaßen ratlos und zwiegespalten zurück. Ich mochte den Krimianteil – aber leider nicht den Rest der Geschichte. Manchmal reicht meine Phantasie einfach nicht aus, um mir etwas vorzustellen und so ging es mir mit diesem Buch.
- Titel: Die Republik
- Autor/in: Maxim Voland
- Verlag: Piper Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2020
- ISBN: 978-3-492-07071-3
- Form: HC, 528 Seiten
- Preis: 22,00 €
Hey Tina,
immerhin hat dir der Agenten-Anteil gefallen. Ich hatte ehrlich gesagt, was anderes erwartet. Ich hätte gerne eine Verbindung zu dieser erfolgreichen DDR gehabt. Dieses Szenario wird einfach vorgegeben und man muss es akzeptieren und das ist mir wahnsinnig schwer gefallen, weswegen ich bei der Hälfte dann auch abgebrochen habe.
LG, Moni
Hi Moni,
die Geschichte mit den Agenten mochte ich, den Rest fand ich auch eher zu sehr gewollt und ein bisschen sehr platt. Allerdings hatte ich wirklich auch ein Problem damit, mir die DDR, so wie sie war, als erfolgreiches Modell vorzustellen. Aber ich konnte auch mit „The Man in the High Castle“ in dem darum ging, dass Nazi-Deutschland den Krieg gewonnen hat und jetzt die führende Weltmacht ist, nichts anfangen. Meine Fantasy scheint für solche Szenarien nicht zu reichen 🙂
LG
Tina