Kalte Strömung hat den Weg über eine Reihe falscher Assoziationen in mein Regal gefunden. Ich dachte es sei ein Krimi – eine tote Internatsschülerin und angekündigte Geheimnisse in eben jenem Internat haben bei mir diesen Eindruck erweckt. Außerdem erinnerte mich Klappentext an Broadchurch und ich habe diese Serie geliebt. Mein Fehler, denn es steht groß und breit “Roman” auf dem Buch…
Kalte Strömung
Mary-Jane Riley
Nach vielen Jahren der Funkstille meldet sich Catriona “Cat” Devonshire, aufstrebende Europapolitikerin, bei ihrer Freundin Alex Devlin, einer Journalistin. Cats Tochter, die 17-jährige Elena wurde in Norfolk am Fuße einer Klippe gefunden und die Polizei geht von Selbstmord aus. Cat glaubt nicht an diese Selbstmordtheorie, außerdem hat sie ein schlechtes Gewissen, weil die Elena gegen ihren Willen in dieses Internat geschickt hat. Alex Devlin verspricht, ein bisschen nachzuforschen ohne zu ahnen, dass sie dort in einem Wespennest stochern wird.
Der Alte blinzelte. Es waren keine Algen, sondern Haare. Er trat näher. Ein junges Mädchen, das fahle Gesicht verquollen bis zur Unkenntlichkeit. Ein Teil des Schädels fehlte, der Kopf war abgeknickt wie bei einer zerbrochenen Puppe, ein Auge starrte blicklos zum Himmel auf. Armes Ding, dachte der Alte. Armes, armes Mädchen.Kalte Strömung, S. 10
Mein Eindruck:
Nobel-Internate scheinen ein Hort des Bösen zu sein…
Fortsetzung?
Kalte Strömung ist der bereits der zweite Teil um die Journalistin Alex Devlin. Das erste Buch All die bösen Dinge war denn auch ein Psychothriller und bildet hier ein bisschen die grobe Vorgeschichte – hat aber grundsätzlich nicht wirklich viel mit diesem Buch zu tun. Allerdings habe ich diesen ersten Teil nicht gelesen und kann so gar nichts dazu sagen.
Interessanter Einstieg
Der Einstieg in Kalte Strömung erklärt ein bisschen das Verhältnis zwischen Cat und Alex und warum die Verbindung abgebrochen war. Außerdem liefert er den Rahmen zu Elenas Aufenthalt im noblen Internat. Alex macht sich auf den Weg nach North Norfolk und richtet sich in einem Ferienhaus ein. Im örtliche Pub freundet sie sich mit der Bedienung an, die fortan ihre beste Informationsquelle ist.
Abflauende Spannung
Bis hierhin fand ich da alles noch einigermaßen interessant, danach flaute die Spannungskurve aber immer weiter ab. Für mich gab es zu viele langatmige, wenig informative Gespräche mit diversen Lehrern und zu viel Schilderungen von Alex manchmal schwer nachvollziehbaren Gedankengängen. Zumal die Gedanken auch oft um ihren Sohn und dessen Vater kreisten, was mich immer irgendwie im Lesefluss gestört hat.
Magere Spannung
Aber wie Eingangs erwähnt ist Kalte Strömung auch nicht als Krimi oder Thriller deklariert und somit passt es wohl auch mit der etwas mageren Spannung. Wie man allerdings mit derselben Protagonistin zuerst einen Psychothriller und als zweiten Band einen eher seichten Roman schreiben kann erschließt sich mir nicht. Das Buch ist als Roman sicherlich nicht schlecht, mir persönlich war es aber dann doch zu lahm.
Mein Fazit:
Kalte Strömung ist als Roman vermutlich ein gelungenes Werk, mir fehlte aber nach dem ersten Drittel die jegliche Spannung.
- Titel: Kalte Strömung
- Originaltitel:After She Fell
- Autor/in: Mary-Jane Riley
- Übersetzer/in: Sibylle Schmidt
- Verlag: Goldmann Verlag
- Genre: Roman
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-442-48743-1
- Form: TB, 384 Seiten
- Preis: 10,00 €