Leichenraub von Tess Gerritsen stand schon lange auf meiner Wunschliste. Ich mag die Fernsehserie Rizzoli & Isles, habe aber irgendwie nie den Dreh gefunden, die Bücher dazu zu lesen. Es sind aber auch wirklich schon sehr viele – ich hoffe, das entschuldigt mich ein bisschen. Aber dann fand ich durch Zufall heraus, dass die Autorin auch einige Einzelbände geschrieben hat und da dachte ich, ich schlage mal zu.
Leichenraub
Tess Gerritsen
Nach einer sehr unglücklichen Scheidung kauft Julia Hamill ein altes, schon reichlich verwohntes, Haus mit einem verwilderten Garten. Als sie diesen Garten ein bisschen ansehnlicher gestalten will stößt sie auf ein Skelett, das schon seit rund 200 Jahren in diesem Garten begraben liegt. Julias Neugier ist geweckt, sie möchte unbedingt herausfinden was es mit dem Skelett auf sich hat. Unerwartete Hilfe bekommt sie von Henry, der mit der Vorbesitzerin des Hauses verwandt ist. Mit Hilfe des 89-jährigen taucht sie tief in die Geschichte Bostons ein und kommt so dem Geheimnis des Skelettes auf die Spur.
Mein Eindruck:
Wie schon erwähnt, ist Leichenraub kein Rizzoli & Isles Krimi, dennoch hat Dr. Maura Isles eine kleinen Gastauftritt. Gleich zu Beginn des Buches datiert sie den Skelettfund – aber das war es dann auch schon.
Vergangenheit und Gegenwart
Leichenraub handelt in zwei Zeiten – Boston im Jahr 1830 und in der Gegenwart. In der Gegenwart trifft Julia auf Henry Page, mit dem sie gemeinsam alte Dokumente und Briefe aus dem Nachlaß seiner Tante durchforstet. Hier stoßen sie auf die Spur eines Serienmörders, treffen auf die Geschichte von Rose Connoly und dem Medizinstudenten Norris Marshall.
Gegenwart
Der Teil der Geschichte, der in der Gegenwart handelt war für mich eher langweilig und das Buch wäre auch vollkommen ohne diesen Teil ausgekommen. Er bildet so eine Art Rahmenhandlung, aber ich fand ihn eher störend und ein bisschen sinnlos, außer man möchte unbedingt einen Gastauftritt von Maura Isles unterbringen.
Vergangenheit
Die wirklich spannenden Details finden im Jahre 1830 statt. Eine Zeit in der die Medizin noch nicht so weit fortgeschritten ist und Hygiene ein Fremdwort ist. Für anatomische Studien wurden Leichen aus ihren Gräbern geraubt (daher vermutlich der Titel), verschachert und den Studenten zur Verfügung gestellt.
Gänsehaut
Die Schilderungen einiger Untersuchungen und Behandlungsmethoden lassen aus heutiger Sicht natürlich eine Gänsehaut aufkommen. Aber auch sonst bekommt man einen ziemlich guten Eindruck, wie das gesellschaftliche Leben damals funktioniert hat und das Armut meist auch einen frühen Tod bedeutet hat. Aber selbst wenn man von Krankheiten verschont blieb, war das keine Garantie dafür alt zu werden. Dafür sorgt im vorliegenden Buch der geheimnisvolle Ripper, der offenbar jeden tötet, der bei der Geburt eines ganz bestimmten Kindes dabei war.
Suche
Rose und Norris versuchen gemeinsam herauszufinden, wer der geheimnisvolle Ripper ist. Rose weil sie das Baby ihrer verstorbenen Schwester schützen will, Norris weil er fälschlicherweise selbst in den Verdacht gerät der Serienmörder zu sein. Auch die Suche nach dem Mörder wird akribisch und sehr spannend beschrieben und die Lösung ist gleichermaßen einfach wie verblüffend.
Schreibstil
Tess Gerritsens Schreibstil ist spannend, flüssig und ließ mich das Buch kaum aus der Hand legen. Ich hätte nicht gedacht, dass sie auch so spannende historische Krimis schreibt. Ich werde mir auf jeden Fall nun doch auch einen Rizzoli & Isles Krimis kaufen – mal sehen wie es da ausschaut.
Mein Fazit:
Leichenraub ist ein sehr spannender, historischer Krimi. Einzig die Passagen in der Gegenwart stören dabei, so dumm das klingt. Sie wirkten auf mich konstruiert und hatten eher einen Pausenfüller-Charakter. Dafür habe ich den historischen Teil der Geschichte wirklich geliebt.
- Titel: Leichenraub
- Autor: Tess Gerritsen
- Übersetzer/in: Andreas Jäger
- Verlag: Blanvalet
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2010
- ISBN: 978-3-442-37226-3
- Format: Taschenbuch, 448 Seiten
- Preis: 9,95 €