Ohne jede Hoffnung von Tim Weaver ist der dritte Band um den privaten Ermittler David Raker – jedenfalls der dritte, der auch in Deutschland erschienen ist. Irgendwie ist es aber schwierig, seine Werke hier bei uns zu finden, schade drum.
Ohne jede Hoffnung
Tim Weaver
Eine komplette Familie verschwindet plötzlich spurlos aus ihrem Haus. Der Fernseher läuft noch, das Essen verschmort auf dem Herd, der Hund läuft noch brav durch die Räume – das einzige halbwegs Auffällige ist eine offenbar fallengelassene Packung Milch, die in einer Pfütze auf dem Küchenboden liegt. Handys, Geldbörsen und Kreditkarten liegen unberührt in der Wohnung, aber von den vier Familienmitgliedern fehlt jede Spur, jedes Lebenszeichen. Emiliy Kane, die Schwester der Ehefrau und eine alte Freundin von David Raker, wendet sich an den Ermittler und bitte um Hilfe. Aber kann er so viele Jahre nach dem Verschwinden der Familie Ling noch Spuren finden?
Doch zum ersten Mal bemerkte ich etwas anderes: einen Anflug von Trauer. Es war ein Blick. Den ich inzwischen nur allzu gut von den Familien vermisster Personen kannte, und wusste sofort, dass sie nicht hier war um über alte Zeiten zu plaudern. Ohne jede Hoffnung, S. 55
Mein Eindruck:
Die Vergangenheit wirkt immer nach
Verwirrung
Der Start in das Buch ist anfänglich etwas verwirrend. Es gibt verschiedene Sprünge in die Vergangenheit, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Ein Teil der Verwirrung stammt allerdings daher, dass dieser Band zwar Band drei der deutschen Ausgaben ist, tatsächlich aber ist es schon Band vier. Immer wieder erinnert David Raker sich an Begebenheiten aus dem Band Vanished – der aber leider nie auf Deutsch verlegt wurde. Ich finde das sehr ärgerlich, denn dadurch fehlen mir immer wieder Teile der Geschichte und die weiteren Bände (nach Band 4) wurden sowieso nicht übersetzt. Echt ätzend…
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Ansonsten bleibt Tim Weaver seinem Muster treu. Es gibt immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, sowohl in die von David Raker, als auch in die Vergangenheit der vermissten Personen. Die Spannung baut sich eher langsam und bedächtig auf und ist meist eher unterschwellig zu spüren, da man unwillkürlich überlegt, was den vermissten Menschen denn jetzt wohl zugestoßen ist. Natürlich gibt es auch Blut, Tod und Leid – aber nie so explizit beschrieben, dass einem übel werden könnte. Ich mag diese eher leisen Beschreibungen, nicht immer, aber gelegentlich.
Unaufgeregt
Dazu passt Tim Weavers Schreibstil auch hervorragend. Unaufgeregt, aber immer auf den Punkt, schildert er die Geschehnisse aus David Rakers Sicht. Um einige seiner Gedankengänge nachvollziehen zu können, sollte man die Vorgängerbände kennen – was schwierig ist, wenn nicht alle übersetzt wurden. Aber um den vorliegenden Fall zu verfolgen und zu verstehen ist das nicht zwingend notwendig. Ohne jede Hoffnung lebt nicht von der durchaus auch vorkommenden Action, sondern mehr von den Zwischentönen – genau das mag ich an seinen Büchern. Schade, dass der Rest nicht auch übersetzt wird, aber dafür scheint es wohl keinen Markt zu geben.
Auflösung
Zum Ende hin lösen sich auch die anfänglichen Verwirrungen durch die verschiedenen Handlungsfäden auf und vieles klärt sich in einem mehr oder weniger überraschenden Finale. Hier geht es dann auch ein bisschen blutiger und brutaler zu als im Rest des Buches.Man bleibt etwas sprach – und fassungslos zurück, mit all den Scheußlichkeiten, die David Raker aufgedeckt hat und hofft ein bisschen auf einen David Raker im realen Leben.
Mein Fazit:
Ohne jede Hoffnung ist ein sehr spannender Thriller, mit vielen Wendungen und unvorhergesehenen Entwicklungen. Manchmal ein bisschen verwirrend, aber immer mit sehr viel unterschwelliger Spannung und auch die blutrünstigen unter uns bekommen am Ende einiges davon.
- Titel: Ohne jede Hoffnung
- Originaltitel: Never Coming Back
- Autor: Tim Weaver
- Übersetzer/in: Karin Dufner
- Verlag: Goldmann – nicht mehr lieferbar
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2014
- ISBN: 978-3-442-48197-2
- Form: Taschenbuch, 544 Seiten
- Preis: 9,99 €
- Totgesagt
- Blutiges Schweigen
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- Erkenne deine Schuld