Ragdoll – Dein letzter Tag wurde beim Erscheinen ja sehr massiv beworben. Ich lese schon ganz gerne Mainstream und stehe auch dazu – aber manchmal ist mir Werbung, die mich überall quasi anspringt, mir in die Tasche hüpft wenn ich die Tür nicht schnell genug schließe, einfach zuviel. Aber ich hatte den Titel die ganze Zeit im Hinterkopf und habe mir dann jetzt endlich mal das Hörbuch dazu gegönnt. Da ich Wolfram Koch, den Sprecher des Hörbuchs schon von etlichen anderen Thrillern kenne und wahnsinnig gerne höre, fiel mir die Entscheidung leicht.
Ragdoll – Dein letzter Tag
Daniel Cole
Detective Sergeant William-Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, hat seinen ersten Arbeitstag nach einem längeren Aufenthalt in der Psychiatrie – und der beginnt spektakulär. Eine aus Leichenteilen von 6 verschiedenen Mordopfern zusammengesetzte Marionette oder “Lumpenpuppe” baumelt in einer Wohnung, die direkt gegenüber von Wolfs Wohnung. Der Kopf der “Lumpenpuppe” gehörte ursprünglich zu dem Mann, der der Anlass für Wolfs Psychiatrieaufenthalt war und Wolfs Exfrau bekommt eine Liste zugeschickt, mit den Namen weiterer Opfer sowie deren Todesdatum und der letzte auf der Liste lautet William-Oliver Layton-Fawkes. natürlich versucht die Polizei alles, die Menschen auf der Liste zu schützen – aber ohne Erfolg und die Ihr tickt erbarmungslos weiter runter.
Samantha Boyd duckte sich unter dem flatternden Absperrband durch und blickte zur Statue der Justitia oben auf der Kuppel von Old Bailey hinauf, dem berühmten Londoner Gerichtsgebäude. Inzwischen betrachtete Samantha das vermeintliche Symbol für Stärke und Unbestechlichkeit als das, was es wirklich war: das Abbild einer enttäuschten und verzweifelten Frau, die im Begriff war, sich vom Dach zu stürzen. Ragdoll, Prolog
Mein Eindruck:
Ungewöhnlich und brutal
Brutaler Einstieg
Der Fund der bizarren “Lumpenpuppe” gleich zu Beginn des Buches stellt von vornherein klar, dass Ragdoll nichts für allzu empfindliche Leser ist. Gleichzeitig wird schnell klar, dass Wolf keinen besonders guten Stand mehr bei der Polizei hat. Nach und nach wird deutlich, warum das so ist und man erfährt, was seinerzeit passiert ist und warum Wolf in der Klinik war.
Interessante Protagonisten
Überhaupt ist Wolf ein überaus interessanter Protagonist, wenn auch nicht so wirklich sympathisch. Ich konnte seine Beweggründe einerseits verstehen, finde aber schon auch, dass jemand, der seine Impulse nicht unter Kontrolle hat, nicht in den Polizeidienst gehört. Ebenso geht es mir mit seiner Kollegin Emily Baxter, die zwar mit Leib und Seele Polizistin ist, aber ein ziemliches Alkoholproblem hat. Wäre da nicht der clevere Neuzugang Detective Constable Edmunds, mit seinen manchmal etwas unorthodoxen Ermittlungsansätzen, könnte man an der britischen Polizei durchaus zweifeln.
Yellow Press
Nicht zweifeln kann man aber an der berüchtigten, britischen Yellow Press, die dieses Mal in Gestalt eines Fernsehsenders und Wolfs Ex-Frau alle Klischees bedient. Sie ist karrieregeil und für einen reißerischen Fernsehbericht mit entsprechender Einschaltquote setzt sie sich über alle moralischen Zweifel hinweg – auch wenn die Zweifel ohnehin nur in Ansätzen vorhanden sind. Mit ihr ist auf jeden Fall der negativen Posten des Plots sowas von besetzt, da bleibt kaum noch Platz und alle anderen sehen nur noch halb so unsympathisch aus.
Nichts ist wie es scheint
Zur Handlung kann ich gar nicht so viel sagen, ohne zu spoilern. Am Ende ist einfach nichts so, wie es zu Beginn scheint und es gibt sehr viele Wendungen innerhalb der Geschichte. Die Motive des Täters, genau wie seine Person, bleiben wirklich lange im unklaren und so bietet Ragdoll jede Menge Möglichkeiten zu raten und zu spekulieren. Dadurch bleibt die Geschichte auf jeden Fall spannend und kleinere Längen, die sich durchaus auch einschleichen, fallen kaum auf. Ich konnte das Hörbuch jedenfalls irgendwann nicht mehr abschalten und lief dann mehr oder weniger ferngesteuert, mit Kopfhörern auf den Ohren, durch meinen Alltag.
Mein Eindruck:
Ragdoll ist für mich ein waschechter Thriller mit wachsendem Suchteffekt. Es gibt Wendungen, Täuschungen, Knalleffekte und grausige Details – alles was mich ein Buch nicht mehr weglegen lässt. Wer es gerne spannend, blutig und verwirrend mag, der sollte sich das Buch nicht entgehen lassen.
- Titel: Ragdoll – Dein letzter Tag
- Autor: Daniel Cole
- Übersetzer: Conny Lösch
- Erzähler: Wolfram Koch
- Verlag: Hörbuch Hamburg
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2017
- Form: Hörbuch, ungekürzt, 13 Stunden 45 Minuten
- Preis: 24,95 €