Wolfsfährte habe ich schon wirklich lange als ungelesenes Buch in meinem Regal liegen – irgendwie kam immer eine andere Geschichte dazwischen. Neugierig gemacht hatte mich seinerzeit, dass ein Schotte seine Bücher im deutschen Hamburg handeln lässt. Ich war gespannt, wie gut seine Beschreibungen “deutscher Verhältnisse” wohl so sind.
Wolfsfährte
Craig Russel
Kriminalhauptkommissar Jan Fabel wird nach Blankenese an den Elbstrand gerufen. Dort hat man ein totes Mädchen gefunden, das offensichtlich nicht einfach ertrunken ist. In seiner Hand hält es einen Zettel hat, auf dem der Name eines als vermisst gemeldeten Mädchens steht. Trotz erster optischer Übereinstimmungen steht schnell fest, dass das gefundene Mädchen und das als vermisst gemeldete Mädchen nicht identisch sind. Während Fabel und sein Team noch dabei sind die Fakten zusammenzutragen geschieht ein weiterer Mord, bald darauf noch einer …
Eine Morgenbrise wirbelte Teile des feinen Sandes auf und rührte ihn um wie eine dicke Flüssigkeit in einem Glas. Einige Körner bliesen dem Mädchen in die Augen und ließen sich auf dem Weiß nieder, aber sie blinzelte trotzdem nicht. Fabel konnte sie nicht mehr ansehen und riss den Blick von ihr los. Wolfsfährte, S. 7 und 8
Mein Eindruck:
Grimms Märchen sind keine harmlosen Kindergeschichten
Geschwächt
Kommissar Fabel und sein personell noch etwas geschwächtes Team sehen sich relativ rasch mit einem Serienkiller konfrontiert. Der Täter hat einen ziemlichen Hang zu Grimms Märchen und stellt bestimmte Parameter einzelner Märchen nach. Passend dazu gab es kurz vor dem ersten Mord die Veröffentlichung des Buches “Die Märchenstraße”, in der der Autor die These aufstellt, die Gebrüder Grimm seien Serienmörder gewesen…
Aufgehübscht
In Wolfsfährte begegnen mir so einige Märchen bewusst das erste Mal, wie z.B. “Der gescheidte Hans”. Die Gebrüder Grimm haben die Märchen mit der Zeit ein bisschen aufgehübscht und bis heute wurde das immer wieder getan um der jeweiligen Zeit zu entsprechen. Das “Dornröschen” in der Originalfassung schlafend vergewaltigt und geschwängert worden war, das wusste ich nicht. Ob ich meinen Kindern das Märchen dann auch vorgelesen hätte?
Gruselig
Inwieweit sich denn nun die Originalmärchen von den uns heute bekannten Fassungen unterscheiden lässt sich auf die schnelle nicht nachprüfen, aber dass sie eine gute Vorlage für einen Serienkiller bieten ist sicher unbestritten 🙂 Es ist einfach herrlich gruselig – vor allem weil ich, so wie viele andere auch, die Märchen eher mit einem unbeschwerten, gemütlichen Abendritual vor dem schlafengehen verbinden.
Spurensuche
Das Craig Russell sie als Grundlage für seinen Killer genommen hat, hat mir gut gefallen. Ebenso gut hat mir Fabels Spurensuche in allen möglichen, sehr unterschiedlichen Hamburger Vororten gefallen. Im Buch gab es Villenviertel, in denen das moralische Elend größer war, als jedes finanzielle Elend in weniger noblen Stadtteilen. Natürlich macht er das nicht alleine, sondern sein gesamtes Team trägt reichlich Fakten zusammen. Aber eigentlich blieb mir nur Jan Fabel in Erinnerung.
und wenn sie nicht gestorben sind….
Sprachlich fand ich Wolfsfährte sehr ansprechend geschrieben und der Plot war von Anfang an sehr spannend konzipiert. Es gab reichlich Verdächtige, ein bisschen Insiderwissen durch die eingestreute Täterperspektive und einige falsche Fährten. Ich habe mit viel Eifer ein bisschen über Märchen nachrecherchiert, mich dann vom Ende überraschen lassen und mir die noch fehlenden Teile der Faber-Reihe nachbestellt.
Mein Fazit:
Wolfsfährte hat mich wirklich begeistert. Ich habe den Plot geliebt, ich mochte die Sprache und Jan Fabel sowieso 🙂 Die mir bisher noch fehlenden Teile werde ich mir auf jeden fall noch besorgen.
- Titel: Wolfsfährte
- Originaltitel: Brother Grimm
- Autor: Craig Russell
- Übersetzer/in: Bernd Rullkötter
- Verlag: Aufbau Verlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2017
- ISBN: 978-3-7466-3355-8
- Form: TB, 463 Seiten
- Preis: 9,99 €
- Blutadler
- Wolfsfährte
- Brandmal
- Carneval
- Walküre
- Tiefenangst
- Auferstehung