Kein falscher Schritt von Brad Parks ist bereits der dritte Thriller aus der Feder des ehemaligen Journalisten und mittlerweile mehrfach preisgekrönten Thrillerautoren. Ich wurde auf dieses Buch aufmerksam, weil nach einem Thriller gesucht habe, der sich ein bisschen an reale Ereignisse anlehnt – immer nur Serienkiller wird auf Dauer auch langweilig.
Kein falscher Schritt
Brad Parks
Tommy Jump ist Schauspieler und er teilt das Schicksal etlicher Kollegen – er war nie super gut gebucht, konnte kaum etwas für schlechte Zeiten zurücklegen und jetzt, wo er knapp über zwanzig ist, bleiben auch die wenigen Rollenangebote aus. Dazu kommt eine schwangere Verlobte und ein sehr verlockendes Angebot von seinem alten Schulfreund Danny Ruiz, der mittlerweile beim FBI arbeitet. Er soll für ein halbes Jahr in Gefängnis gehen und dort das Vertrauen von Mitchell Dupree, einem korrupten Banker, gewinnen. Dafür winkt ihm eine wirklich große Summe Geld.
Langetieg erkannte die Typen vom Kartell sofort. Er blieb so abrupt stehen, dass seine Schuhsohlen über den in West Virginia verbreiteten feinen Sand rutschten. Auf seiner Oberlippe stand Sommerschweiß. Kein falscher Schritt, S. 11
Mein Eindruck:
Die Rolle seines Lebens …
Geld oder Leben
Die Frage, die sich mir gleich zu Beginn des Buches gestellt hat war – würde ich sechs Monate meines Lebens opfern um ein Drogenkartell auszuhebeln? Würde ich das Risiko eingehen, dafür getötet zu werden? Wieviel Geld müsste man mir bieten, dass ich sowohl dieses Risiko, als auch das Leben hinter Gittern in Kauf nehmen würde? Mir fiel dafür keine passende Summe ein – vermutlich bin ich ein Schisser …
Das Kartell
Mitchell Dupree ist ein Banker, der Geld für ein Drogenkartell gewaschen hat. Genau genommen hat er Geld für DAS Drogenkartell gewaschen, denn New Colima ist wohl das tödlichste Kartell in Mexiko. Aus dieser Zeit hat er Dokumente versteckt, vermutlich als eine Art Lebensversicherung, die hochrangige Mitglieder des Kartells, einschließlich ihres Anführers El Vio, schwer belasten.
Das Problem
Tommy Jump, der Schauspieler in Geldnöten, erhält vom FBI einen falschen Namen, eine falsche Hintergrundgeschichte und wird als Schwerverbrecher in Gefängnis eingeliefert. Der Plan lautet, sich mit Mitchell Dupree anzufreunden, herauszufinden wo die Dokumente sind, aus dem Gefängnis zu verschwinden und das dicke Geld zu kassieren. Tommy merkt aber schnell, dass er die Schwierigkeiten und die Reichweite des Kartells unterschätzt hat
Der Hintergrund
Kein falscher Schritt basiert lose auf dem Skandal um die Wachovia Bank: Zwischen 2004 und 2007 hat Wachovia keine angemessenen Geldwäschekontrollen auf Überweisungen von mindestens 378 Milliarden Dollar an mexikanische Wechselstuben angewendet. Damit schuf sie einen offenen Kanal zwischen mexikanischen Drogenkartellen und dem US-amerikanischen Bankensystem. Wie üblich wurde keiner der Manager dieser Bank strafrechtlich belangt, geschweige denn verbüßte einer von ihnen eine Gefängnisstrafe. So ein Verhalten bildet auch hier die Grundlage der Geschichte.
Starker Mix
Aus all den oben aufgeführten Zutaten mixte Brad Parks einen explosiven und intelligenten Action-Thriller. Jeder Charakter hatte seine ganz eigenen Schwächen und Stärken, kaum einer war ausschließlich Böse, sondern war oft auch einfach ein Opfer der Umstände. Allesamt waren sie aber sehr authentisch und ich verstand meist ihre Beweggründe, warum sie so und nicht anders handelten. Auhc die Schilderung des Gefängnisalltages wirkte sehr realistisch, was es mir einfach machte, meine Eingangsfrage mit einem klaren Nein zu beantworten.
Mein Fazit:
Kein falscher Schritt von Brad Parks ist ein Thriller der besonderen Art. Schnell, realistisch, superspannend, actiongeladen und voller lebensnaher Charaktere – wirklich sehr empfehlenswert!
- Titel: Kein falscher Schritt
- Originaltitel: The Last Act
- Autor/in: Brad Parks
- Übersetzer/in: Helga Augustin
- Verlag: FIscher Verlage
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2020
- ISBN: 978-3-596-00067-8
- Form: TB, 432 Seiten
- Preis: 14,99 €