Agathas Auftrag von Andrew Wilson ist natürlich eine Geschichte um die Queen of Crime, Agatha Christie. Ich bin schon seit frühester Jugend ein Krimi-Fan und selbstverständlich habe ich jede Menge Bücher von Agatha Christie gelesen und die Verfilmungen ihrer Kriminalromane geliebt. Wenn ich die Gelegenheit habe, schau ich immer noch gerne mal “Mörder Ahoi” mit Margaret Rutherford als Miss Marple oder “Tod auf dem Nil” mit Peter Ustinov als Hercule Poirot. Ja, vielleicht sind sie aus heutiger Sicht ein bisschen sehr beschaulich und brav, aber ich liebe sie immer noch.
Agathas Auftrag
Andrew Wilson
Nach dem Skandal um ihr plötzliches Verschwinden (siehe Agathas Alibi) bricht Agatha zu einer Schiffsreise nach Teneriffa auf. Vordergründig ist diese Reise eine Erholungsurlaub, aber tatsächlich ist sie im Auftrag der Krone unterwegs um den Mord an einem britischen Geheimagenten zu untersuchen. Auf dem Schiff kommt es zu einem weiteren, tragischen Todesfall, der erst einmal wie ein Selbstmord aussieht. Aber es dauert nicht lange, bis die berühmteste Krimiautorin aller Zeiten die Zusammenhänge zwischen den Fällen begreift, was weitere Todesfälle allerdings nicht verhindert.
Auf meinem Weg über Deck hielt ich mich an der Reling fest und richtete den Blick erneut angestrengt in die Ferne. Irgendwo da draußen lag mein Ziel: Teneriffa, eine der Kanarischen Inseln. Agathas Auftrag, S.9
Mein Eindruck:
Der Versuch, eine Krimiautorin zu belügen macht wenig Sinn…
Zeitgemäße Sprache
Die Sprache ganz der Zeit angemessen und durchaus im Stile von Agatha Christie schickt Andrew Wilson seine Leser auf Mörderjagd. Durch die Ich-Perspektive weiß ich als Leser immer genauso viel, wie die eher heimlich ermittelnde Krimiautorin. Allerdings erlebe ich so auch hautnah ihre häufigen Zweifel mit und kann an ihren Gedanken und Schlussfolgerungen teilhaben. Meistens ist das auch ganz spannend und ich bewunderer ganz neidlos ihre Fähigkeiten.
Sehr distanziert
Gelegentlich stört mich allerdings auch genau diese Ich-Perspektive – vor allem im Umgang mit ihrer Tochter Rosalind, die meist eher wie die Tochter ihrer Sekretärin Charlotte erscheint.Ich mag diese Distanziertheit zwischen Mutter und Tochter nicht, die mir aber durch die Art der Perspektive sehr nahe gebracht wird. Rosalind ist fast acht Jahre und hat einen Großteil ihrer Kindheit weit weg von ihrer Mutter zugebracht und auch jetzt hat Agatha Christie sie nur widerwillig mitgenommen. Armes Kind, finde ich und als Mutter blutet mir ein bisschen das Herz.
Großzügig unterschätzt
Als ermittelnde Krimiautorin ist sie aber natürlich ganz große Klasse. Unauffällig und gerne mal unterschätzt erfährt sie viele kleine und große Geheimnisse und deckt so einige brisante Zusammenhänge auf. Nichts ist so, wie es scheint, das Böse lauert hinter jeder Ecke und so reiht sich die Geschichte recht nahtlos in die lange Reihe der Agatha-Christie-Krimis ein. Passend zur Zeit wird sie oft nicht für voll genommen und auch wenn ihr das bei den Ermittlungen gelegen kommt – im Grunde ärgert die die allumfassende Ignoranz schon sehr.
Charme oder Nostalgie?
Bis zum Ende und zur nicht ganz so überraschenden, aber sehr logischen Auflösung schafft Andrew Wilson es, Agatha Christies Stil treu zu bleiben. Zwischenzeitlich kann man gut und gerne vergessen, dass man hier keinen Christie-Krimi liest. Ein bisschen fehlt mir vielleicht der Charme, der den ursprünglichen Büchern anhaftet. Oder vielleicht ist es auch nur meine nostalgische Schwärmerei, die mir dieses Charme vorgaukelt? Wer weiß.
Mein Fazit:
Agathas Auftrag ist ganz im Stile der klassischen Christie-Krimis geschrieben und kann damit auch gut unterhalten. All die typischen Rätsel müssen gelöst werden und es macht Spaß, sie Seite an Seite mit der legendären Agatha Christie zu lösen.
- Titel: Agathas Auftrag
- Originaltitel: A different kind of evil
- Autor/in: Andrew Wilson
- Übersetzer/in: Frauke Brodd
- Verlag: Pendo Verlag / Piper Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-86612-422-6
- Form: Hardcover, 384 Seiten
- Preis: 20,00 €