Das Blut in den Straßen von Mailand von Paolo Roversi ist ein klassischer Krimi, der mir durch den Klappentext aufgefallen ist. In Blut gezeichnete Symbole – da kann ich einfach nicht widerstehen. Außerdem mag ich Mailand, was soll also schon schiefgehen? Selber habe ich noch kein Buch von Paolo Roversi gelesen, aber schon das eine oder andere von ihm gehört, deswegen bin ich schon ganz gespannt auf das Buch.
Das Blut in den Straßen von Mailand
Paolo Roversi
Enrico hat genug von der muffigen Provinz der Emilia, er zieht nach Mailand, um dort als Journalist anzuheuern. Kurz darauf geschieht ein Mord: Ein renommierter Anwalt wird niedergestochen, neben der Leiche ist ein mit Blut gezeichnetes Symbol zu erkennen. Enrico beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Schon bald führt ihn eine Spur zu einer mysteriösen Bruderschaft, die der moralisch aus den Fugen geratenen Welt den rechten Weg weisen will – und dabei vor nichts zurückschreckt
Nur eines bleibt ihm jetzt noch übrig, vorausgesetzt, er kann sich lange genug an sein schwindendes Leben krallen, um diese Aufgabe zu Ende zu bringen … Das Blut in den Straßen von Mailand, S. 6
Mein Eindruck:
Italien ohne dolce vita …
Mord zum Auftakt
Gleich zum Einstieg erlebe ich den höchst dramatischen Todeskampf des Avvocato Giovanni Sommese, Teilhaber einer der angesehensten Rechtsanwaltskanzleien Mailands, mit. Mit letzter Kraft malt er mit seinem eigenen Blut ein Symbol auf den Boden. Als erfahrener Leser weiß man, dass das nichts Gutes zu bedeuten hat.
Bewerbungsgespräch
Gar nicht weit entfernt trifft sich der Journalist Enrico Radeschi mit einem potentiellen neuen Chef in einer etwas abgewrackten Bar. Hier ist alles etwas weniger dramatisch und durch die Ich-Perspektive in diesem Teil des Geschehens nehme ich auch an Radeschis Gedanken teil. Das ist eine durchaus unterhaltsame Sache. Radeschi durchschaut natürlich seinen Beinahe-Chef – muss aber immer so tun, als wüsste er so gar nicht wie der Hase läuft. Man hört ihn mehr als einmal lautlos seufzen.
Unbeliebt
Der Mord an Avvocato Sommese passiert ja quasi vor den Augen der beiden Journalisten und auch wenn Radeschi den Job nicht bekommt, ist er neugierig genug um in der Sache zu ermitteln. Nach und nach dreht er jeden Stein um, tritt auf unzählige Füße und macht sich reichlich unbeliebt – kommt aber einer schier unglaublichen, gruseligen und bedrohlichen Sache auf die Spur. Natürlich sind reichlich Männer aus den höchsten Kreisen involviert…
Pageturner
Das Blut in den Straßen von Mailand beginnt eigentlich gar nicht so spektakulär, wie es sich vielleicht anhört und doch hat mich die ganze Anfangsszene gleich gepackt. Aber auch das sehr seltsame “Einstellungsgespräch” direkt danach hat mir Lust aufs weiterlesen gemacht und ganz schnell konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Plot ist super spannend konstruiert, es gibt reichlich falsche Fährten, denen man folgen kann und doch ist das Ende dann immer noch logisch und trotzdem überraschend.
Einnehmender Schreibstil
Aber noch mehr wie all die Morde, Verschwörungen, Geheimtreffen, bösartigen Pläne und der liebenswerte Protagonist hat mich der Paolo Roversis Schreibstil gefesselt. Die Geschichte liest sich, als ob der beste Freund einem etwas erzählt. Immer ein bisschen lakonisch, ein bisschen ironisch und bissig, manchmal schon auch ein bisschen böse erzählt Enrico Radeschi von seinen Ermittlungen und deren Ergebnissen und ich höre beinahe atemlos zu.
Nachwort
Das Blut in den Straßen von Mailand ist ja eigentlich der dritte Band um den neugierigen Journalisten, handelt aber tatsächlich eine ganze Weile vor dem eigentlichen ersten Band Die linke Hand des Teufels – erinnert ein bisschen an Star Wars, da war das ja irgendwann auch alles etwas durcheinander. Aber in seinem Nachwort erklärt Paolo Roversi warum das so ist und wie viel in seinem Buch Realität und wie viel Fiktion ist. Ich finde selbst dieses Nachwort immer noch amüsant und lesenswert.
Mein Fazit:
Das Blut in den Straßen von Mailand ist ein spannend konstruierter und dennoch amüsant zu lesender Krimi, der mich nicht losgelassen hat, bis ich wusste was alles dahinter steckt. Ich fand ihn etwas ungewöhnlich – aber eben ungewöhnlich toll.
- Titel: Das Blut in den Straßen von Mailand
- Originaltitel: La confraternità delle ossa
- Autor/in: Paolo Roversi
- Übersetzer/in: Esther Hansen
- Verlag: Ullstein Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-548-28997-7
- Form: TB, 432 Seiten
- Preis: 10,00 €