Krimi/Thriller
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[Rezension] Der gute Killer

Der gute Killer

Der gute Killer von Scott Thornley ist wohl eher ein Zufallsfund, obwohl ich schon Der gute Cop von diesem Autor gelesen habe.  Ich habe seinerzeit gerätselt, ob das Buch Teil einer Serie ist und siehe da, das ist es. Der gute Cop war im Originalverlag der zweite Band um Superintendent MacNeice und das aktuell vorliegende Buch ist eigentlich Teil vier dieser Reihe. Warum das so auseinander gerissen ist, entzieht sich meiner Kenntnis und ich finde das echt blöd – immer fehlt mir ein Teil der Gesamtgeschichte. Aber ich mag Scott Thornley und seine Art eine Geschichte zu erzählen, also habe ich in den sauren Apfel gebissen.

Der gute Killer

Superintendent MacNeice 4

Scott Thornley

Detective Superintendent MacNeice, immer noch im kanadischen Dundurn auf Verbrecherjagd, wird an einen mehr als merkwürdigen Tatort gerufen. Father Howard Terry und sein Sohn Matthew wurden tot in ihrem stattlichen Herrenhaus aufgefunden. Beide wurden mit zwei Schüssen in die Brust erschossen, genau wie eine mit einem Nachthemd bekleidete Schaufensterpuppe, die in der Nähe entdeckt wird. Natürlich kann man eine Puppe nicht erschießen, aber sie ist offenbar Teil einer sehr makaberen Inszenierung. Dann wird in der Stadt eine weitere Leiche entdeckt. Der Tote trägt ein Nachthemd, einen Eselskopf aus Pappmaché und hat zwei Kugeln in der Brust. Irgendwas an diesen Arrangements weckt in Detective Superintendent MacNeice eine vage Erinnerung, aber er kann sie nicht wirklich fassen.

Father Howard Terry war kurz vorm Einschlafen, als an seiner Wohnzimmerdecke orangefarbene Lichtsplitter aufblitzten und mit ihren messerscharfen Spitzen auf sein Buchregal einhieben. Genervt schlug er seine eselsohrige Ausgabe von »König Salomos Schatzkammer« zu und wartete geduldig, bis das seltsame Bild verschwunden war. Der gute Killer, S. 7

Mein Eindruck:

Vergangenes ist nie wirklich vergangen

Meckern

Bevor ich tatsächlich mit dem Buch beginne, muss ich mich erst eine Runde aufregen. Die Angewohnheit, beim Übersetzen von Reihen schlicht einzelne Teile unter den Tisch fallen zu lassen, finde ich extrem nervig. Bei den meisten Krimireihen spielt auch die Hintergrundgeschichte der Protagonisten eine Rolle und ich kann nur schwer beurteilen, ob mir hier nun etwas fehlt oder nicht. Aber ich gehe einfach mal davon aus, dass ein Autor sich durchaus etwas dabei denkt, in welcher Reihenfolge er seine Geschichten veröffentlicht – kann man sich da nicht einfach mal dran halten?

Genug gemeckert

Nun aber zur eigentlichen Geschichte. Detective Superintendent MacNeice und sein Team werden mit einer Reihe rätselhafter Morde konfrontiert. Die Opfer werden eindeutig zu einer Art Bild oder Collage arrangiert, jedes Opfer wurde zweimal  erschossen und die Opfer tragen ziemlich altmodische Nachthemden. Aber was will dieses Bild den ermittlern sagen? Darüber gibt es in McNeices Team ganz unterscheidliche Theorien.

Hintergrundwissen

Allerdings in der Vermutung, dass das alles den Beginn einer Mordserie markiert herrscht große Einigkeit. Als Leser habe ich den Vorzug, dass mir diverse Rückblenden ein paar mehr Einblicke ermöglichen. Aber so interessant sie auch sind, für mich bleibt jedenfalls das Motiv für die Morde und die Inszenierung nur schwer fassbar.Lediglich, dass der Täter wohl einen militärischen Hintergrund hat und – so vermute ich – an PTBS leidet wird recht schnell klar. Dadurch ergeben sich immer wieder auch verstörende Szenen, die leider nicht für mehr Klarheit sorgen.

Netter Kerl

McNeice ist ein durch und durch sympathischer Charakter und er ist ein begeisterter Vogelbeobachter und so bekomme ich auch immer wieder einige Informationen über die verschiedensten Vogelarten. Das ist vielleicht nicht wirklich wichtig, aber ich finde es eine nette Marotte – so etwas wie ein nice to have auf neudeutsch. McNeice hat aber auch ganz offenbar ein Problem mit seiner Fast-Beziehung zur Kollegin DI Fiza Aziz, denn er trauert immernoch um seine Frau Kate, die vor zehn Jahren an Krebs verstarb.

Blödes Ende

Aber das sind, neben der Mordserie nicht seine einzigen Probleme. Während er die Feinheiten der militärischen Eliteausbildung und des Geheimdienstes erforscht, verschwindet ein anderes Mitglied seines Teams. Hat er in einem anderen Fall zu tief im Privatleben gebohrt oder hat er die gebotene Distanz verloren und wurde das Opfer eines eifersüchtigen Ehemannes? Ab hier wird die Geschichte dann eher klischeehaft und das Ende wirkt nicht wirklich gut durchdacht. Schade drum – aber ich habe das Buch trotzdem geliebt.

Mein Fazit:

Der gute Killer von Scott Thornley ist ein wirklich spannender Kriminalroman mit einem sehr sympathischen Helden, aber mit einem leider sehr enttäuschenden Ende. Ich hoffe mal auf Besserung und eine etwas durchdachtere Übersetzungsstrategie und freue mich trotz allem auf einen weiteren Band der Reihe

<b>Buchinfos</b>
  • Titel: Der gute Killer
  • Autor: Scott Thornley
  • Originaltitel: Vantage Point
  • Übersetzer: Andrea O’Brien
  • Verlag: Suhrkamp Verlag
  • Genre: Krimi
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • ISBN: 978-3-518-47193-7
  • Form: TB,  399 Seiten
  • Preis: 16,95 €
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<b>Reiheninfos</b>
  • Erasing Memory (nicht übersetzt)
  • Der gute Cop
  • Raw Bone (nicht übersetzt)
  • Der gute Killer

3 Kommentare

    • Ich fand das Ende eher schlecht durchdacht und deshalb irgendwie unglaubwürdig – aber trotzdem mochte ich das Buch insgesamt. Ich habe es jedenfalls nicht bereut, dass ich es gelesen habe.

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