Der Präparator erreichte mich zwar irgendwie auf seltsamen Umwegen gefunden, aber er erreichte mich. Die Story klang recht spannend, wenn auch ein bisschen vertraut, aber immer wieder das Rad neu zu erfinden ist vermutlich auch gar nicht möglich. Trotzdem ich habe auch schon bei Geschichten die sich total ähnlich angehört haben Überraschungen erlebt – also bin ich weitestgehend unvoreingenommen an das Buch herangegangen.
Der Präparator
Zoey Bentley 1
Mike Omer
In Chicago tötet ein Psychopath drei Frauen, balsamiert sie ein und stellt sie, wie in einem Schaukasten, sehr lebensecht im öffentlichen Raum aus.Das FBI fürchtet weitere Opfer und Leichenfunde und bittet die forensische Psychologin Zoe Bentley um Hilfe. Diese ist natürlich bereit zu helfen, tut sich allerdings schwer, mit dem unorthodoxen, etwas selbstverliebten, Special Agent Tatum Grey zusammenzuarbeiten. Als aber im Laufe der Ermittlungen Hinweise auftauchen, die etwas mit grausamen Ereignissen in Zoes Kindheit zu tun haben, raufen sich die beiden dann doch zusammen.
Der stechende Geruch des Formaldehyds erfüllte den Raum, als er die Flüssigkeit in die Mischung goss. Anfangs hatte diesen Gestank kaum ertragen können, doch inzwischen mochte er ihn, da er wusste, wofür er stand: für die Ewigkeit. Der Präparator, S. 7
Mein Eindruck:
Ziemlich unvorstellbar, zu was manche Menschen fähig sind
Tätersicht
Die Geschichte beginnt mit einem Einblick in die Gefühlswelt des Täters. Er bereitet gerade die Einbalsamierung seines nächsten, zu dem Zeitpunkt aber noch lebendem, Opfers vor. Ich finde es immer wieder erschreckend, aber eben auch spannend, quasi neben dem Täter zu stehen und an seinen Gedanken teilzuhaben. Die allereletzten Details dessen, was er tut, bleiben mir dieses Mal aber mehr oder weniger erspart.
Altbekanntes
Danach folgt dann leider erst mal ein Sammelsurium an Banalitäten und Altbekanntem. Ich werde Zeuge von Zoes eher unspektakulären, etwas chaotischem Leben. Sie hat, wie zig andere fiktive Ermittler, eine sehr traumatische Vergangenheit, ist, ebenfalls wie eine ganze Reihe anderer genialer Ermittler, außerhalb ihres Jobs kaum überlebensfähig und ihre sozialen Kompetenzen tendieren gen Null – auch dass kennt man zur Genüge.
Bones
Auch das Zusammentreffen mit Special Agent Tatum Grey ist genauso, wie ich es mir anhand des Klappentextes vorgestellt hatte. Ein bisschen mehr Überraschendes, mehr Extravagantes, mehr Pfiff wären hier nicht schlecht gewesen. So erinnerten die beiden mich unweigerlich an das Duo Brennan/Booth aus der Fernsehserie “Bones”, an die man aber für mich nur schwer heranreicht. Sogar das obligatorische Buch soll geschrieben werden, wie man am Ende erfährt.
Spannend
In der zweiten Buchhälfte wurde es dann aber endlich doch spannend und das dann sogar ganz außergewöhnlich. Hier beschäftigt sich Mike Omer dann wieder mehr mit den Taten, dem Täter und den Opfern. Dabei zeigt sich dann auch das erzählerische Können des Autors und ab hier konnte ich das Buch dann auch kaum aus der Hand legen. Das Ende ist dann eine ziemliche Überraschung, aber dennoch logisch nachvollziehbar und hat mich mit der eher langatmigen erst Hälfte versöhnt.
Mein Fazit:
Der Präparator ist ein spannendes Buch, wenn auch erst ab der zweiten Hälfte. Ein bisschen viel Ähnlichkeiten mit anderen Geschichten und Protagonisten – aber vielleicht macht der Autor sich ja in der Fortsetzung ein bisschen frei von den Stereotypen und erzählt eine ganz eigene Geschichte. Mich würde es freuen und es ist jede Menge Potenzial da.
- Titel: Der Präparator
- Autor: Mike Omer
- Übersetzer/in: Kerstin Fricke
- Verlag: Edition M
- Genre: Thriller/Krimi
- Erscheinungsjahr: 2019
- ISBN: 978-2-9198-0821-2
- Form: Taschenbuch, 458 Seiten
- Preis: 7,99 €
- Der Präparator
- Der Bestatter
- Der Blutdürstige
[…] die beiden wirklich gerne, sie passen gut zusammen und arbeiten vor allem wirklich Hand in Hand. In Der Präparator mussten sie sich erst ein bisschen zusammenfinden, aber in Der Bestatter waren sie schon ein […]