Krimi/Thriller
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[Rezension] Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection von Massimo Carlotto erreichte mich zu einem sehr günstigen Zeitpunkt – dem Zeitpunkt von chronischer Langeweile. Unter anderem dank eines ziemlich langen und etwas nervigen Friseurbesuches habe ich es echt fix durchgelesen, so hat eben alles auch seine guten Seiten und klärt sich oft von ganz alleine

Die Marseille-Connection

Massimo Carlotto

Vier junge Menschen aus reichen, wenn auch nicht besonders ehrlichen, Familien machen sich auf, die Welt des Verbrechens zu erobern. Sie haben studiert und sind von sich und ihren Ideen überzeugt, sie sind skrupelloser als ihre Familien es je waren und den Begriff „Ganovenehre“ kennen sie nur vom Hörensagen. In Marseille wollen sie ihr neues Imperium gründen und von da aus in die ganze Welt expandieren.

Mein Eindruck:

Ein ziemlich gnadenloses Buch über eine reichlich gnadenlose Welt.

Die Bösen

Die Hauptfiguren in diesem Roman sind Sosim Katajew (der im Laufe des Buches zu Aleksandr Peskow wird), Sunil Banerjee, Inez Theiler und Guiseppe Cruciani. Gemeinsam haben sie während ihres Elite-Studiums beschlossen ihre Eltern in der Verbrecher-Hierarchie weit zu übertreffen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht und Grenzen, auch moralische, kennen sie nicht. Einzig ihr Vierergespann hat für sie einen gewissen Wert.

Die Guten

Ihnen gegenüber steht Kommissarin Bernadette Bourdet mit ihrem Team und, gezwungenermaßen, Esteban Carrincha (der später zu Juan Santucha wird) um sie zu stoppen. Auch diesem Team ist beinahe jedes Mittel recht und sie bewegen sich sehr am Rande der Legalität. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass es diese Art „Truppen“ bei der Polizei gibt, allerdings legt die aktuelle Berichterstattung zu einigen Prozessen es dann doch nahe.

Das Geschäft

Die Geschäftsidee der Viererbande, der sog. Dromos-Gang, beruht hauptsächlich auf Täuschung und Betrug, vor allem Betrug an Politikern, alteingesessenen Gangstern und diverser staatlicher Geheimorganisationen. Im Grunde ist es eher eine Verflechtung von Geschäften und Investitionen. Verstrahltes Holz aus Tschernobyl, Organe aus Indien, Unterseekabel und Immobilien – alles gut getarnt und sehr gewinnträchtig. Ob die Idee von Erfolg gekrönt ist? Verrate ich nicht, bätsch.

Sex and Crime

Gewalt – und Sexszenen gibt es reichlich, eher knapp und gefühllos beschrieben und trotzdem sehr eindringlich. Manches geht, jedenfalls mir als Frau, ziemlich unter die Haut. Die häufig wechselnden Nebencharaktere kann man sich kaum merken, muss man aber auch nicht, denn meistens sterben sie drei Seiten weiter einen sehr unangenehmen Tod. Ich denke, das soll verdeutlichen, dass in dieser Szene ein Menschenleben nichts wert ist – es sei denn es kann noch als unfreiwilliger Organspender dienen.

Der Schreibstil

Carlotto schildert präzise, knapp und ziemlich kalt die Ereignisse. Im Großen und Ganzen liest es sich eher wie ein Protokoll der Ereignisse, trotzdem schreibt er sehr flüssig und spannend, so dass ich das Buch recht schnell durch hatte. Die Marseille-Connection entwickelt beim Lesen eine ganz eigene Dynamik, die mich recht schnell gepackt hat und ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte endete.

Mein Fazit:

Die Marseille-Connection ist eine sehr eigenwillige Geschichte und wird auch sehr eigenwillig erzählt. Trotzdem, oder gerade deswegen ist es ein sehr spannendes Buch. Vielleicht nichts für ganz zart besaitete Leser, aber für Leser die eine etwas ehrlichere, brutalere Story mögen auf jeden Fall empfehlenswert.

<b>Buchinfos</b>
  • Titel: Die Marseille-Connection
  • Autor: Massimo Carlotto
  • Übersetzer/in: Hinrich Schmidt-Henkel
  • Verlag: Heyne Verlag — nur noch gebraucht zu haben
  • Genre: Krimi/Thriller
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • ISBN: 978-3-453-67676-3
  • Format: Taschenbuch, 240 Seiten
  • Preis: 8,99 €  

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