Kalter Sommer von Gianrico Carofiglio habe ich mir ausgerechnet zu einer Zeit ausgesucht, als es hier bei uns echt heiß war – und da hatten wir noch nicht mal Sommer. Aber das Buch passte so wunderbar in meine Reihe italienischer Autoren, die ich in letzter Zeit vermehrt gelesen habe. Vom selben Autor gibt es übrigens auch eine Reihe um einen Rechtsanwalt, Avvocato Guido Guerrieridie, ich aber auch noch nicht gelesen habe. Vielleicht hole ich das ja noch nach?
Kalter Sommer
Gianrico Carofiglio
Der Sommer 1992 ist klimatisch für Süditalien ein sehr kalter Sommer, aber die Mafia sorgt dafür, dass es für die Staatsgewalt eher heiß hergeht. In dieser Zeit tobt in Bari ein Krieg zwischen verfeindeten Mafia-Gangs, dessen vorläufiger Höhepunkt die Entführung eines Kindes ist. Der Sohn von Clanchef Grimaldi wird kurz nach der immensen Lösegeldzahlung tot aufgefunden. Der Verdacht liegt nahe, dass Grimaldis Gegenspieler Lopez hier seine Finger im Spiel hatte. Maresciallo Fenoglio ermittelt und ist bald nicht mehr so sicher, das Lopez tatsächlich etwas mit der Entführung zu tun hatte.
Mit der frisch gekauften Zeitung in der Jackentasche betrat Fenoglio das Caffè Bohème und setzte sich an den Tisch am großen Fenster. Er mochte das Lokal, denn der Wirt war ein großer Musikliebhaber und legte jeden Tag ein buntes Potpourri berühmter Romanzen und Orchesterstücke auf.Kalter Sommer, S. 7
Mein Eindruck:
An der Mafia ist nicht wirklich irgendwas romantisches…
Realität und Fiktion
Gianrico Carofiglio war viele Jahre Staatsanwalt und war an der Antimafia-Kampagne des italienischen Staates beteiligt. Ich kann also getrost davon ausgehen, dass er weiß, wovon er schreibt. Natürlich wird für einen Roman immer ein gewisses Maß an Fiktion dazugepackt, denn ein reiner Polizeibericht liest sich vermutlich nicht sonderlich spannend.
Mafiamethoden
In Kalter Sommer ist die Mischung aus Realität und Fiktion gut gelungen. Ich vermag mich recht gut in die verschiedenen Situation hineinversetzen und das Wissen, das dieser Geschichte wahre Begebenheiten zu Grunde liegen sorgen per se schon für eine gewisse Spannung. Auch die recht schonungslose Schilderung diverser Mafia-Größen und ihrer Methoden lassen immer mal wieder eine leichte Gänsehaut aufkommen.
Roman vs. Krimi
Nun ist dieses Buch als Roman veröffentlicht worden und nicht als Krimi. Das hat auch so seine Berechtigung, denn auch wenn einzelne Passagen sehr spannend sind, fehlt ein gewisser Spannungsbogen. Vermutlich liegt das daran, dass tatsächliche Polizeiarbeit einfach nicht so wahnsinnig aufregend ist. Aber in Kalter Sommer verliert sich viel Spannung in zu vielen Details der Ermittlungsarbeit.
Insgesamt spannend
Trotzdem ist das Buch in seiner Gesamtheit spannend zu lesen und man erfährt sehr viel über die Arbeit und auch die Gefahr, die die Ermittlungen gegen die Mafia so mit sich gebracht haben. Mit der allgemeinen Globalisierung hat sich auch die Mafia und andere vergleichbare Organisationen globalisiert und ihre Gegner werden offenbar niemals arbeitslos. Aber wir Leser werden dafür sicher auch weiter mit spannenden Geschichten versorgt.
Mein Fazit:
Kalter Sommer ist ein spannender Roman über die Arbeit der Carabinieri in Italiens Süden und deren Kampf gegen die Mafia. Es ist kein Krimi (und behauptet das auch nicht) aber trotzdem sehr spannend zu lesen.
- Titel: Kalter Sommer
- Originaltitel: L’estate fredda
- Autor/in: Gianrico Carofiglio
- Übersetzer/in: Verena von Koskull
- Verlag: Goldmann Verlag
- Genre: Roman
- Erscheinungsjahr: 2018
- ISBN: 978-3-442-47358-8
- Form: TB, 448 Seiten
- Preis: 9,95 €